Sternenfaust - 009 - Verschollen in der Hohlwelt
verbirgt. So wie der Geologe auf seiner Exkursion einem unscheinbaren Stein sofort ansieht, hier haue ich mal mit dem Hämmerchen …«
»Oh, Gott – Commander, entschuldigen Sie, aber wie lange müssen wir uns dieses Gesülze noch anhören!«
Der letzte Teil von Lieutenant David Steins deutlich genervter Anmerkung, die aus dem Interkom knatterte, ging in glucksendem, nur mühsam unterdrückten Gelächter unter, das auf der Brücke ebenso erklang wie aus den Lautsprechern der zugeschalteten Stationen.
»Ich haue also mit dem Hämmerchen drauf«, fuhr der Professor ungerührt fort, »und finde im Inneren des Steines einen funkelnden Rohdiamanten. Auch wenn Soldaten ein solcher Instinkt normalerweise fehlt – sonst wären sie ja keine Soldaten geworden – braucht niemand an Bord traurig zu sein. Denn Sie haben ja mich dabei. Glauben Sie mir, meine Damen und Herren, mit unserer Exkursion nach Schmetzer 23 werde ich Wissenschaftsgeschichte schreiben und etwas von diesem Glanz wird auch auf Sie abfärben. Das lässt sich überhaupt nicht vermeiden. Aber warum wird die Erforschung von Schmetzer 23 Geschichte schreiben? Nun, meine Damen und Herren, ich verrate es Ihnen schon jetzt, damit Sie in der Lage sind, meine Worte an den künftigen Ergebnissen meiner Untersuchungen zu überprüfen.«
Ich würde ja zu gern wissen, welcher arme, namenlose Assistent des Professors diesen Steinbrocken tatsächlich entdeckt hat und seinen Meister dann auf die Besonderheiten hingewiesen hat. Dana Frost konnte sich einfach nicht vorstellen, dass sich der Professor persönlich vor den Monitoren mit den Daten der zahllosen galaktischen Kartierungs- und Erfassungsprogramme die Nächte um die Ohren schlug.
»Schmetzer 23 ist ungefähr neptungroß, hat aber nur die Masse eines Planeten von Erdgröße«, ertönte in diesem Augenblick wieder Steins Stimme aus dem Interkom.
Das ging zu weit. Dana wusste, dass sie eingreifen musste, sonst lief die Disziplin aus dem Ruder, aber der Professor ließ sie nicht zu Wort kommen.
»Ganz korrekt«, erwiderte Dr. Schmetzer, »weshalb ich vermute – und meine Berechnung lassen auch keinen anderen Schluss zu – dass wir es hier mit Gravitationsanomalien zu tun haben, die sich entlang riesiger Vorkommen ganz besonderer Elemente ausgebildet haben. Einer Materie, von der wir unbedingt Proben bergen müssen, um im Labor genau ihre atomare Struktur und ihre Ladung untersuchen zu können. Dazu bedarf es ganz besonderer Vorrichtungen, denn wir wissen nicht, wie sich diese Materie im Kontakt mit anderer Materie verhält.«
»Antimaterie?«, fragte Frost ungläubig. Wie sollte das gehen?
Professor Schmetzer zuckte nur mit den Schultern.
Dann schwieg er. Es war offensichtlich, dass er seinen Vortrag vor den Ignoranten der STERNENFAUST beendet hatte. Er verstand zumindest so viel von seinen Zuhörern, dass er keinen Applaus zu erwarten brauchte. Deshalb drehte er sich einfach um und verließ wortlos die Brücke.
»Professor Dr. Schmetzer, herzlichen Dank für Ihre Ausführungen«, sagte Dana Frost ins eingeschaltete Interkom, um wenigstens einen Rest von Höflichkeit zu bewahren. Aber der Wissenschaftler blickte nicht noch einmal zurück.
»Wahrscheinlich ist dieser Steinklotz da draußen einfach nur hohl«, knurrte Michael Tong.
»Also das wäre noch fantastischer, als die Andeutungen, die der Eierkopf gemacht hat«, entgegnete John Santos.
»Ruder!«, bellte Frost. »Ich bitte um etwas mehr Respekt.«
»War doch nur ein Scherz«, antwortete Tong an Stelle des zurechtgewiesenen John Santos.
Dana wusste genau, dass ihr Anpfiff nicht nur zu spät gekommen war, sondern auch den Falschen getroffen hatte. Ihr Blick glitt zu Bruder William, der schweigend an der Wand lehnte. Sein jungenhaftes Gesicht hatte schon so manchen getäuscht. Auch er hatte den Ausführungen des von sich selbst eingenommenen Professors aufmerksam gelauscht und schien jetzt in Gedanken versunken zu sein. Diese Mission schmeckte niemandem an Bord der STERNENFAUST.
Die latente Bedrohung durch die Kridan war in offene Aggression umgeschlagen. Tonio Gordon, Danas Ex-Mann, der als Terraforming-Spezialist im Wega-System gearbeitet hatte, war immer noch verschwunden, und Dana hatte keine Ahnung, ob er überhaupt noch lebte. Mit den J’ebeem befand man sich im Krieg, weil man den Verbündeten der Menschheit, den Starr, in ihrem lang andauernden Konflikt beistand. Eine Auseinandersetzung, die auch innerhalb der Menschheit zu
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