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Sternenfaust - 009 - Verschollen in der Hohlwelt

Sternenfaust - 009 - Verschollen in der Hohlwelt

Titel: Sternenfaust - 009 - Verschollen in der Hohlwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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Heck des Schiffes zurückgekehrt.
    Nur um Haaresbreite zischte eines der Seile an Sungurs ausgestreckter Hand vorbei. Doch mit der anderen bekommt er das nächste zu fassen. Aber anstatt sich augenblicklich festzuklammern, rutscht er tiefer. Seine bloßen Füße berühren den Toten. Das zusätzliche Gewicht des Jungen hat die Pendelbewegung nicht gebremst. Im Gegenteil. Gemeinsam schwingen sie jetzt wie der Klöppel der Schiffsglocke gegen die Hülle. Sungur versucht noch sich zu drehen.
    Aufprall.
    Ächzend spürt der Junge, wie ihn eine Reihe von Klingen durchbohren.
    Dann ein Ruck.
    Abrupt endet das Schaukeln direkt unter der Gashülle, obwohl die Fliehkraft beide Körper wieder in die andere Richtung drängen will. Eingeklemmt zwischen der Leiche und der Gashülle kann Sungur kaum den Kopf bewegen. Dennoch sieht er aus den Augenwinkeln, was die Pendelbewegung gestoppt hat.
    Einer der Flügel des Toten hat sich durch das Schaukeln gelöst. Schräg oberhalb von Sungurs Kopf ist die Nadelspitze des Flügel-Endes schräg in die Hülle gedrungen. Und zerrt nun an dem Stoff.
    Ich habe es versucht , denkt Sungur noch verzweifelt in Erwartung der jetzt alles zerfetzenden Explosion.
    Der Fahrtwind ist zu laut, um das Zischen austretenden Gases hören zu können.
    Andererseits müsste das Gas augenblicklich entflammen, sobald es mit der Imprägnierung der Metallspitze in Berührung kommt.
    Sollte die Spitze den mehrlagigen Stoff nur angebohrt, nicht aber durchdrungen haben?
    Oder wurde die Chemikalie beim Einstich von der Spitze abgewischt? Und die Spitze verschließt nun ihrerseits die Hülle?
    Der Schmerz, verursacht durch die Klingen, beginnt sich in Wellen über Sungurs Körper auszubreiten. Was auch immer er jetzt unternimmt, die Chancen stehen gut, dass es das Letzte ist, was er in seinem Leben tun wird. Zieht er die Spitze heraus, beginnt wahrscheinlich das Gas nachzuströmen – und explodiert. Lässt er die Spitze stecken, ist es nur eine Frage der Zeit bis sich das Gas doch noch seinen Weg durch das winzige Leck nach außen bahnt – und explodiert.
    Dann erinnert er sich an etwas. Mit fiebernder Hast fährt seine Hand in die Uniformtasche und findet, was er sucht. Nicht nur Attentäter sind mit Messern ausgestattet. Ein rascher Blick verschafft Sungur die nötige Gewissheit. Es sind insgesamt drei Taue, in denen sich der Tote verfangen hat. An das eine kommt er leicht heran und schneidet es sofort durch. Um das zweite zu erreichen muss er den Körper und damit auch die Klingen, die noch in ihm stecken ein Stück weit von sich wegschieben.
    Sungur glaubt, vor Schmerz fast wahnsinnig zu werden. Aber es gelingt ihm, nun auch das zweite Seil zu kappen.
    Jetzt hängt der Attentäter nur noch an einem Seil, aus dem er eigentlich durch sein eigenes Körpergewicht herausrutschen müsste. Aber das geschieht nicht. Denn noch steckt die verdammte Flügelspitze im Hüllenstoff. Sungur blutet aus mehreren Wunden, doch er hat keine Zeit, sich darum zu kümmern, obwohl ihn die Schmerzen mittlerweile zu einem jaulenden Heulen veranlassen.
    Jetzt winkelt er seine Beine an und stößt mit den bloßen Fußsohlen gegen den Attentäter. Mit einem kratzenden Geräusch löst sich die Metallspitze aus der Gashülle und der Körper des Toten dreht sich mit einem Ruck um die eigene Achse.
    Sungur tritt noch einmal gegen die Leiche. Langsam, wie in Zeitlupe, kippt der Körper vornüber, trudelt unter Sungur und der LUCCRA weg und verschwindet außer Sichtweite.
    Schon lange hatten sie das letzte Stück Festland hinter sich gelassen. Unter ihnen breitete sich nun nur noch die endlose Weite des Wargato-Meeres aus. Sie waren zu hoch um den Körper überhaupt aufschlagen zu sehen, geschweige denn zu hören.
    Schräg über Sungur ertönten auf einmal Geräusche, von denen er nicht wusste, wo sie herkamen, was sie bedeuteten. Längst konnte er nicht mehr klar sehen, sondern empfand die Wellenbewegung vor seinen Augen und die Schwärze, die sein Blickfeld von den Rändern her eintrübte, als ganz normal. Er vergaß, wo er sich befand und dass er selber nach wie vor in höchster Lebensgefahr schwebte.
    Ein Fuß hatte sich in eines der Haltetaue verkrallt, eine Hand umklammerte ein weiteres Seil. In der anderen Hand hielt er noch sein Klappmesser, mit dem er die Leinen durchtrennt hatte.
    Aber stand er nicht gut? War nicht der ihn umtosende Fahrtwind eine weiche Decke, die ihn umhüllte und sicher barg? Warum musste er sich da noch so krampfhaft

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