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Sternenfaust - 010 - Im Reich der Kridan

Sternenfaust - 010 - Im Reich der Kridan

Titel: Sternenfaust - 010 - Im Reich der Kridan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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bis heute immer wider sprichwörtlich auf Gefühl und Geist bezogen.
    Es geht kein Weg an dem vorbei, was der Prediger gesagt hat , war es Pan-Sen inzwischen klar geworden. Wir müssen die Ideen des Predigers überall verbreiten …
    Am wichtigsten waren dabei die Tanjaj – die Glaubenskrieger, wie sie sich selbst nannten.
    Bevor Pan-Sen jedoch zu seinem Raumschiff zurückkehrte, musste er sich einer spirituellen Reinigung im Tempel unterziehen. Das wurde von jedem Tanjaj erwartet.
    Es gab in den Tempeln des Heiligen Imperiums eine elektronische Registrierung mit Aufnahme und Speicherung von dreizehn telemetrischen Merkmalen, von denen bereits die Kombination von zweien oder dreien eine eindeutige Identifizierung erlaubten.
    Außerdem wurde natürlich auf diese Weise kontrolliert, ob die Raumsoldaten der Kridan auch ihren spirituellen Pflichten nachkamen.
    Ein spirituell unreiner Tanjaj brachte Unglück über das ganze Schiff. Daher gab es nirgends so strenge Personenkontrollen wie für betende oder sich einer rituellen Reinigung unterziehende Tanjaj. Da die Kriminalitätsrate der tief gläubigen Kridan verschwindend gering war, wurden Kontrollen ansonsten eher lax gehandhabt.
    Aber kein Kommandant wäre das Risiko eingegangen, einen spirituell ungefestigten Tanjaj an Bord zu lassen.
    Schließlich waren die Heiligen Krieger des Imperiums nicht mit irgendwelchen dahergelaufenen Söldnern zu vergleichen. Sie kämpften nicht für materielle Vorteile, sondern einzig und allein für die Verbreitung des von ihnen verinnerlichten Glaubens und dafür, dass ihnen selbst – als Angehörigen des auserwählten Volkes – überall mit dem nötigen Respekt begegnet wurde.
    Pan-Sen stieg die Stufen zum Tempel empor, einem mehrere Stockwerke hohen, quaderförmigen Gebäude. Am Eingang standen insgesamt siebzehn Säulen, denn die siebzehn war – wie jede Primzahl – bei den Kridan heilig.
    Sie symbolisierten die siebzehn Heiligen, die einst auf Kridania das Heilige Imperium gegründet hatten, das in seiner Anfangszeit, die tief in der Prä-Weltraum-Ära der Kridan lag, nicht mehr als einen Bruchteil der Oberfläche ihrer Heimatwelt umfasst hatte.
    Aber auch große Dinge beginnen irgendwann ganz klein , überlegte Pan-Sen. So wie das Imperium einer Keimzelle entsprungen war, die kaum mehr als die befestigte Stadt Guroon umfasste und sich im Laufe der Zeitalter über viele Sonnensysteme ausgebreitet hatte, so wird vielleicht die Bewegung des Friedensbringers Satren-Nor eines Tages bis in die Machtzentren von Kridania vordringen … Und ich werde ein Teil dieses Umschwungs sein.
    Nachdem Pan-Sen die Stufen des Tempelportals mit seinen nach hinten geknickten Vogelbeinen erstiegen hatte, neigte er den Kopf. Er neigte ihn so weit nach vorn, wie es das Ritual verlangte.
    Demut gegenüber Gott und den Heiligtümern – Todesmut gegenüber dem Feind – so lautete die Losung der Tanjaj, die über dem Portal in den Stein gemeißelt worden war. Die Vertiefungen dieser Gravur waren mit einem fluoreszierenden Material gefüllt. Wenn die Helligkeit unter einen bestimmten Wert sank, begannen die Buchstaben zu leuchten.
    Jetzt, da der Morgen dämmerte und die Strahlen der Sonne Yamla über das am Horizont liegende Gebirge der selbstlosen Märtyrer krochen, verblasste dieses Licht gerade.
    Für ein tief religiöses Individuum wie Pan-Sen hatte dies geradezu symbolhafte Bedeutung.
    Er trat zwischen den Säulen hindurch ins Innere der Kultstädte. Über die Wände flimmerten Projektionen. Bilder des neuen, gerade von der Priesterschaft inthronisierten Raisa.
    Er wurde von schwer bewaffneten Raisanjaj – besonderen Priesterkriegern, die allein der geistlichen Macht und nicht dem Oberkommando der Tanjaj unterstellt waren – in einer Sänfte getragen.
    Es war ein kleines, vor wenigen Monaten erst geschlüpftes männliches Kridan-Küken, an dem die Sendboten der Priesterschaft die geheimen spirituellen Merkmale entdeckt zu haben glaubten, die diesen Jungen als Stellvertreter Gottes im Universum kennzeichneten.
    Der neue Raisa blickte mit seinen großen, falkengrauen und noch sehr stark aus dem Kopf hervortretenden Augen in die verzückte Menge. Flaum bedeckte den Kopf des Kridan-Kindes, der Schnabel war noch recht kurz und der Schädel im Verhältnis zum Restkörper so gewaltig, dass es dem Kleinen sichtlich Schwierigkeiten bereitete, ihn aus eigener Kraft hoch zu halten.
    Ein Spielball in den Händen der Priester , überlegte Pan-Sen. Das zumindest

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