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Sternenfaust - 010 - Im Reich der Kridan

Sternenfaust - 010 - Im Reich der Kridan

Titel: Sternenfaust - 010 - Im Reich der Kridan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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hatte der Prediger Satren-Nor immer wieder gesagt.
    Ganz tief in Pan-Sens Seele rumorten allerdings auch noch Zweifel.
    War es wirklich richtig, sich gegen all das zu stellen, was ihm an Werten, Tradition und Glaubenssätzen beigebracht worden war?
    War dieses Küken tatsächlich eher das Sprachrohr der Priesterschaft als die Stimme Gottes?
    Etwas Neues zu beginnen heißt, etwas Altes aufzugeben , zitierte Pan-Sen stumm einen der prägnantesten Sätze, die er in den letzten Garinjan-Tagen aus dem Schnabel des Predigers gehört hatte.
    Die Bilder auf den Wänden wurden mit weiteren Szenen überblendet, die bei den Einsetzungsfeierlichkeiten des neuen Raisa aufgenommen worden waren. Millionen Kridan drängten sich auf den Plätzen und Straßen der Hauptstadt Matlanor. Sie befanden sich in einem kollektiven Rausch. Der Genuss von starken halluzinogenen Drogen ermöglichte ihnen nach Meinung der Priester den spirituellen Kontakt zum Raisa, diesem so verletzlich wirkenden, kükenhaften Wesen, aus dessen Schnabel angeblich das Wort Gottes kam.
    Pan-Sen ging an die Registrierungsstelle und legte seine Krallenhand auf ein Kontaktfeld. Ein Scanner machte blitzschnell eine detaillierte Aufnahme von Pan-Sens rechtem Auge. Das Irismuster wurde gespeichert, sodass nachgewiesen werden konnte, dass der Tanjaj Pan-Sen in diesem Tempel gewesen war, um sich spirituell zu reinigen. Ein weiterer Scanner fertigte gleichzeitig eine Ganzkörperaufnahme an, die telemetrisch ausgewertet wurde.
    Pan-Sen kniete nieder.
    Er rezitierte die vorgeschriebenen Gebete. Texte, die er seit frühester Jugend kannte und automatisch durch den Schnabel brachte. Er schloss dabei die Augen, um die innere Versenkung zu vertiefen.
    Schließlich kam aus einem Schlitz in der Registierungstelle ein verplombter Datenträger, der etwa halb so groß war wie die Kralle am kleinsten Finger eines Kridan.
    Darauf waren jetzt die Nachweisdaten gespeichert.
    Pan-Sen öffnete die Augen.
    Er nahm den Datenträger aus dem kleinen Ablagefach heraus und wandte sich zum Gehen. Zwischen den Säulen trat ihm eine Gestalt entgegen. Ein Kridan in der Uniform der Tanjaj. Er trug die Rangabzeichen eines Riklon-Tanjaj, was einem der unteren Offiziersränge entsprach.
    »Ich wusste, dass ich dich hier antreffen würde«, sagte der Kridan zu Pan-Sen.
    »Tloam-Ser? Was ist los?«, stieß Pan-Sen hervor. Er kannte Tloam-Ser sehr gut. Sie waren gleichrangig und teilten sich an Bord des Kriegsschiffs, auf dem sie beide Dienst taten, eine Kabine. Aber jetzt spürte Pan-Sen sofort, dass irgendetwas nicht stimmte.
    »Du kannst nicht an Bord des Schiffes zurückkehren«, erklärte Tloam-Ser.
    »Wieso nicht? Außerdem wäre es Befehlsverweigerung, wenn ich es nicht täte. Meine Seele würde nach meinem Tod in die Feuerhöllen des galaktischen Zentrums eingehen und außerdem würde meine Familie mich aus der Reihe ihrer Ahnen streichen. So als hätte es mich nicht gegeben.«
    »Das wird deine Familie in Kürze sowieso tun«, widersprach Tloam-Ser. »Ich hab nicht viel Zeit und riskiere außerdem mein Leben, in dem ich mich mit dir hier unterhalte.«
    Die grauen Augen Tloam-Sers musterten Pan-Sen einige Augenblicke lang.
    »Ich habe keine Ahnung, wie das geschehen konnte, aber der Sicherheitsdienst der Flotte weiß bereits, dass du den Prediger getroffen hast!«, erklärte Tloam-Ser schließlich.
    Für Pan-Sen war dies wie ein Schlag vor den Kopf.
    Er hat ›Prediger‹ gesagt – nicht ›Ketzer‹! , schoss es ihm durch den Kopf. Der Schluss lag nahe, dass Tloam-Ser ebenfalls dieser sich offenbar in rasendem Tempo ausbreitenden Bewegung angehörte. Vermutlich war er es, der mich beobachtet und für würdig erachtet hatte, mit Satren-Nor in Kontakt gebracht zu werden …
    Aber das war jetzt alles zweitrangig.
    »Du musst untertauchen, Pan-Sen. Geh in die Bergwerks-Katakomben der ehemaligen Hiralium-Minen, wo die Anhänger des Friedensbringers sich verbergen. Das ist deine einzige Chance …«
    Tloam-Ser wandte sich zum Gehen, aber Pan-Sens durchdringende, jetzt krächzend klingende Stimme hielt ihn zurück.
    »Warte!«, rief Pan-Sen und folgte seinem Tanjaj-Kameraden.
    Tloam-Ser drehte sich halb um.
    Sein nach unten gebogener, falkenhafter Schnabel stach im Profil stark hervor.
    »Du bist ein Anhänger dieses Predigers, nicht wahr?«, fragte Pan-Sen.
    »Ja.«
    »Hast du dafür gesorgt, dass ich mit ihnen zusammentraf?«
    »Natürlich. Ich wusste, was dich bewegt und dass du in Wahrheit ganz

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