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Sternenfaust - 017 - Im Labyrinth der Toten Götter

Sternenfaust - 017 - Im Labyrinth der Toten Götter

Titel: Sternenfaust - 017 - Im Labyrinth der Toten Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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jenes gleichförmige, diffuse und doch jeden Winkel erhellende Licht. Nur die engen Treppenhäuser bildeten eine Ausnahme. Sie waren dunkler. Aus den abwärts führenden Schächten drang ein rötliches Schimmern empor, so als würde jeden, der es wagte hinabzusteigen, unten eine glühende Schicht flüssigen Metalls erwarten.
    Der siebeneckige Raum, in dem Dana zunehmend verwirrter herumlief, machte auf sie den Eindruck einer Umsteigestation, nur dazu gebaut, Reisenden den Wechsel von einer Ebene zur nächsten zu ermöglichen oder von einem Gang in einen anderen abzubiegen.
    Sie betrat eines der abwärts führenden Treppenhäuser, nahm sich aber fest vor, den Stufen nicht zu folgen. Dana wollte nur sehen, ob der rötliche Schimmer, der heraufdrang tatsächlich etwas mit Hitze zu tun hatte. Die Anzeigen in ihrem Raumanzug zeigten allerdings keinerlei Temperaturanstieg.
    Nachdenklich stieg sie die wenigen Stufen, die sie testhalber hinuntergelaufen war, wieder empor. Als sie sich aus der schmalen Öffnung zurück in den siebeneckigen Raum zwängte, überflutete sie eine Art Glückgefühl.
    »Ich besitze einen freien Willen!«, rief sie laut.
    Unverkennbar war weiterhin der seltsame Druck in ihrem Kopf vorhanden, aber sie hatte es geschafft, etwas zu tun, was sie sich vorher vorgenommen hatte. Irgendwo ganz tief in ihrem Unbewussten zappelte so etwas wie ein kleines, ungeduldiges Kind. Ein winziges Wesen, das triumphierte, weil es bekommen hatte, was es wollte. Dana hatte keine Ahnung von diesem Kind – ihrem Kind, das sie hegen und hüten musste. Schließlich war es ihr Ich – oder das, was davon momentan noch übrig war.
    Die Treppenhäuser, deren Stufen nach oben gingen, waren ähnlich dämmrig und nur unzulänglich beleuchtet, wie die abwärts führenden. Die matte und kaum wahrnehmbare Qualität des Lichts war in ihnen aber eine andere, als das scheinbar anheimelnd warme Rot, das von unten kam. Ein beinahe stählerner, aber auf eine unbestimmte Weise Klarheit verheißender Blau-Ton schimmerte von oben herab.
    Dana stieg entschlossen die Stufen des nächstgelegenen Treppenhauses empor.
    Wieder triumphierte das kleine Wesen in ihrem Innern.
    Die Treppe endete in einem identisch wirkenden siebeneckigen Raum, wie den, den sie vorhin erst verlassen hatte. Verwirrt schaute sie sich um. Zweifel kroch in ihr hoch und begann ihr seltsam abgedämpftes Denken mit eisigem Griff zu umklammern.
    Wie kann ich frei entscheiden, in welche Richtung ich gehen soll, wenn alle Möglichkeiten in die Irre führen …?
    Kaum hatte sich dieser Gedanke in ihrem Kopf gebildet, sah Dana bereits, dass er eine Qualität aufwies, der sie unbedingt entkommen musste. Sie erinnerte sich an einen anderen Gedanken, der sie erst kürzlich derart gequält hatte, dass sie schon bald davon überzeugt gewesen war, in diesem Augenblick ihren Verstand zu verlieren.
    Wie kann ich frei entscheiden, in welche Richtung ich gehen soll, wenn alle Möglichkeiten in die Irre führen …?
    Es ging schon wieder los. Wiederholungen ohne Ende. Eine Endlosschlaufe mit einem einzigen Satz. Sie war tatsächlich im Begriff, wahnsinnig zu werden.
    Wie kann ich frei entscheiden, in welche Richtung ich gehen soll, wenn alle Möglichkeiten in die Irre führen …
    Längst hatte sie den siebeneckigen Raum verlassen und irrte weiter durch die Gänge, die sich verzweigten, abbogen, verzweigten, abbogen und verzweigten …
    »Stop!«, schrie Frost und blieb im gleichen Moment abrupt stehen.
    Sie befand sich wieder in einem siebeneckigen Raum. War es derselbe wie eben? War es ein anderer, der identisch aussah? Und was war dieses sich ewig verzweigende Gebilde? Ein Labyrinth der Toten Götter … Sie spürte, dass diese Bezeichnungen – insbesondere der Begriff »Tote Götter« – nichts anderes waren als Leerstellen. Hilflose Ausdrücke für etwas, das mit Worten nicht erfassbar war.
    Da entdeckte Dana aus einem der abzweigenden Gänge den bläulichen Schimmer, der sie bewogen hatte, vorhin die Treppenstufen nach oben zu steigen.
    Vorhin? Wie lange befand sie sich überhaupt schon hier drin?
    Sie blickte auf die Zeitanzeige, die ihr Raumanzug neben einer Fülle weiterer Daten auf das untere Drittel im Inneren ihres Helms projizierte.
    »Was? Das kann doch nicht wahr sein!« Hektisch begann Dana die Kontrollen sämtlicher Versorgungssysteme ihres Raumanzugs aufzurufen.
    Sieben Stunden! , dachte sie ungläubig. Nein, das konnte nicht sein, dass sie sich schon stundenlang in diesem

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