Sternenfaust - 023 - Überfall der Saraan
Mutawesi zurück.
Seine Finger glitten mit einer geradezu traumwandlerischen Sicherheit über die Sensorpunkte seines Terminals. Er nahm die Programmierung mit einer nur als atemberaubend zu bezeichnenden Geschwindigkeit vor. Da er befürchtete, dass die Pictoris Station beschädigt werden könnte, nahm er diese aus der Ziellösung heraus. Der Computer würde jedes Geschütz blockieren, das in die entsprechende Richtung feuern würde.
Die STERNENFAUST begann nun, sich um die eigene Achse zu drehen und dabei aus allen vier Breitseiten gleichzeitig zu feuern – 8000 Projektile pro Minute. Das war eine Vorgehensweise, die nur dann Sinn machte, wenn das Schiff von Feinden eingekreist war und man gezwungen war, sich in alle Richtungen zu verteidigen. Und wenn man alleine war …
Mehrfach wurde die STERNENFAUST getroffen. Die letzten Raketen wurde auf ihren Weg geschickt. Die Sprengköpfe waren so programmiert, dass sie ein möglichst breit gestreutes Feuer verursachten. Die meisten der Geschosse erreichten jedoch nie ihr Ziel, weil sie zuvor vom Abwehrfeuer der Drohnen zerstört wurden. Nur einmal riss eine derartige Explosion gleich zwei der Drohnen auseinander.
Gardikov meldete sich von der Krankenstation. Der Bericht, den sie in wenigen Sätzen an den Ersten Offizier richtete, war knapp und deprimierend. »Die Crewmen Jennings, MacArthur, Wang und Manginga sind tot«, erklärte sie. »Fähnrich Tessa Morgan befindet sich im künstlichen Koma. Falls sie durchkommt, wird sie wohl kaum je wieder fähig sein, Dienst zu leisten.«
Erneut erlitt die STERNENFAUST schwere Treffer. Diesmal in einer ganz anderen Region …
*
Sergeant Wanda Ndogo hatte Massai-Blut in den Adern, was an ihrer sehr dunklen Hautfarbe und der grazilen, hoch gewachsenen Gestalt zu erkennen war. Aber irgendwann vor zwei oder drei Generationen musste sich auch ein Ire oder Schotte in ihren Stammbaum gemischt haben, denn das Haar der jungen Unteroffizierin in Diensten des Star Corps wies einen unübersehbaren Rotstich auf.
Sie saß in einem engen Raum, der gerade Platz genug für eine Konsole mit Zugang zum Bordrechner und zwei Sitzplätze bot. Einen davon hatte Wanda Ndogo gerade eingenommen, auf dem zweiten Schalensitz hatte sie einen Handheldcomputer abgelegt, da es sonst keine Ablageflächen gab. Kolonnen von Daten wurden von einem in die Wand eingelassenen Bildschirm angezeigt – manche von ihnen durch Diagramme veranschaulicht.
Ndogo war für die Versorgung mit Nahrungsmitteln an Bord der STERNENFAUST zuständig. Für einen eigenen Logistik-Offizier war die STERNENFAUST zu klein. Daher musste diese Aufgabe von einem einfachen Crewmitglied ausgeführt werden.
Von der Befehlskette her war sie direkt dem Ersten Offizier unterstellt, der letztlich für den reibungslosen Ablauf des Bordlebens in der Verantwortung stand.
Da Ndogo sich durch großes Organisationstalent ausgezeichnet und in ihrer Aufgabe gut bewährt hatte, gestand ihr direkter Vorgesetzter der jungen Frau einen relativ großen Spielraum bei der Erfüllung ihrer Pflichten zu.
Lieutenant Commander Tong wusste, dass man sich auf Sergeant Ndogo verlassen konnte wie auf sonst kaum jemanden.
Es ist vollkommen absurd, was ich hier tue , ging es ihr durch den Kopf, während sie ihre Finger über die Touchscreens der Konsole gleiten ließ, was dazu führte, dass sich auf dem Bildschirm die Anzeige in immer weitere Fenster aufteilte. Ich überprüfe routinemäßig die Bestände unserer Vorräte an Medikamenten, Nahrungsmittelkonzentraten und so weiter, während sich das Schiff gleichzeitig in einem schweren Gefecht befindet!
Aber andererseits hatte Ndogo laut Dienstplan jetzt ihre Schicht. Und während eines Gefechts gab es für sie normalerweise keine besonderen Aufgaben zu erfüllen – es sei denn, die Verluste hätten ein Ausmaß angenommen, dass sie irgendjemanden in anderer Position hätte ersetzen müssen.
Schließlich war sie abgesehen von ihrer Sonderfunktion als Cheflogistikerin eine ganz normale Raumsoldatin des Star Corps und verfügte so von ihrer Ausbildung her durchaus über die Fähigkeit, auch andere Tätigkeiten an Bord auszuführen.
Natürlich hätte sich Sergeant Ndogo auch in ihrer Kabine verkriechen können, bis das Gefecht vorbei war – dabei das Interkom immer auf Empfang, falls wichtige Befehle gegeben wurden. Schließlich konnte es ja sein, dass eine bestimmte Sektion oder sogar das ganze Schiff innerhalb kürzester Zeit evakuiert werden
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