Sternenfaust - 026 - Der Hinterhalt
hatten, die mit Menschen engeren Kontakt hatten. »Natürlich. Aber wir haben die äußeren Abbauschächte intakt gelassen und vermint. Sobald die J’ebeem versuchen, in die Schächte zu gelangen, fliegt ihnen alles um die Ohren – einschließlich ihrer eigenen Körperteile.« Sessu’u raschelte mit seinen Schuppen, was einem menschlichen Lachen entsprach.
Selassi stimmte in dieses Lachen ein. »Ich wünschte, ich könnte die Gesichter der J’ebeem sehen, wenn sie in Ihre Fallen tappen!« Er wurde wieder ernst. »Aber sind wir hier unten wirklich sicher?«
»Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit, Bernd Selassi. Aber es gibt im ganzen System keinen sichereren Ort als diese Katakomben. Die Eingänge sind verborgen, wie Sie gesehen haben. Und da der Boden über uns mit Emuyili versiegelt ist, können die J’ebeem uns auch nicht orten. Doch natürlich«, fügte er nüchtern hinzu, »besteht immer noch die Möglichkeit, dass sie uns zufällig finden. Für den Fall aber haben wir auch alle Eingänge vermint.«
Selassi grinste erleichtert. »Sessu’u, um nichts in der Welt möchte ich Ihr Volk zum Feind haben«, erklärte er nachdrücklich. »Beinahe könnten mir die J’ebeem Leid tun. Aber nur beinahe!«
»Sie werden also Ihre Welt kampflos den J’ebeem überlassen?«, fragte Schwester Martina mit einem zweifelnden Unterton.
Sessu’u wandte ihr das Gesicht zu. »Auf keinen Fall!«, wehrte er ab. »Aber es gibt andere Verteidigungsmöglichkeiten als den offenen Kampf, den wir in diesem Fall nicht gewinnen können. Wie Sie wissen, haben wir eine lange Tradition als Krieger. Das war sozusagen der allererste ›Beruf‹ auf unserer Welt. Und eine unserer ersten Kampftaktiken bei einem zahlenmäßig überlegenen Feind war, ihn glauben zu lassen, dass wir kampflos geflohen sind. Und sobald er sich danach sicher fühlt, kommt ein Angriff, mit dem er nicht mehr rechnet. Eine wirklich sehr bewährte Taktik.«
Ein melodischer Pfeifton ertönte. Gleichzeitig wurde ein Übertragungsmodul aktiviert. Auf dem Bildschirm erschien das Gesicht von Sishu’a.
»Shisheni! Die J’ebeem haben unser Sonnensystem erreicht. Die Mitglieder der Ersten Sh’gash halten sich bereit zum Vorgehen nach Plan.«
Die Verbindung wurde wieder unterbrochen.
Sessu’u wandte sich an die Menschen. »Machen Sie es sich bequem und vertreiben Sie sich die Zeit, wie es Ihnen gefällt.«
*
Siron Talas saß im Kommandosessel der MOND VON KANASH und sah mit unbewegtem Gesicht auf den Bildschirm, wo die Ortungsergebnisse erschienen. Die Flotte hatte das aus elf Planeten bestehende System der Shisheni erreicht. Der äußerste davon – Skoshu – enthielt das Hauptvorkommen des Emuyili. Gemäß den Berichten von Grusan Komo war es dort in riesigen Mengen vorhanden.
Komo hatte zuerst mit einem Team von Bergbauspezialisten das Emuyili abgebaut unter Verwendung der shishenischen Geräte, nachdem er die Shisheni, die in den Minen ihre Arbeit taten, getötet hatte. Ohne diese Spezialgeräte war es beinahe unmöglich, zumindest aber doch extrem schwierig und langwierig, das Mineral abzubauen.
Siron war bisher davon ausgegangen, dass ein Teil seiner Flotte die auf Skoshu arbeitenden Shisheni entweder zur Kapitulation bewegen würde – was er bevorzugte – oder sie aber im Kampf besiegen, vielleicht sogar töten musste, um die Minen zu übernehmen.
Doch die Shisheni hatten beide Möglichkeiten zunichte gemacht.
Auf dem Hauptbildschirm und dem Ortungsdisplay war deutlich zu erkennen, dass die Minen gesprengt worden waren, einschließlich aller technischen Geräte. Lediglich die Abbauschächte zu den jetzt verschütteten Minen existierten noch. Laut Komos Bericht war Skoshu bei seinem zweiten »Besuch« gut bewacht gewesen von einer starken Jägerflotte. Doch weit und breit war kein einziges Schiff zu orten.
Siron war einerseits darüber erleichtert, dass es zu keinem unnötigen Blutvergießen kommen würde. Andererseits erwartete das Triumvirat innerhalb kürzester Zeit die erste Emuyili-Lieferung. Doch die würde jetzt mindestens mehrere Monate auf sich warten lassen. Immerhin konnte Siron belegen, dass die Zerstörung der Minen bereits vor dem Eintreffen der Invasionsflotte erfolgt und somit nicht sein Verschulden war.
Das warf allerdings die Frage auf, warum die Shisheni ihre Minen gesprengt hatten. Den Messwerten nach war das erst vor wenigen Tagen geschehen. Siron konnte sich des Verdachts nicht erwehren, dass sie irgendwie von der
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