Sternenfaust - 026 - Der Hinterhalt
Sauroiden künftig in Frieden ließe. Unglücklicherweise gab es diese Option in seinem Auftrag vom Triumvirat nicht.
»Ich kann mir denken, dass Ihnen das am liebsten wäre, Herrscherin«, antwortete Siron gelassen. »Doch Emuyili ist ein so wertvoller Stoff, dass wir nicht ohne ihn gehen werden. Ihre Behauptung, dass alle Shisheni, die etwas über das Emuyili und seine Verarbeitung wissen, tot sind, halte ich für einen Bluff. Genauso wie Ihre Drohung gegenüber meiner Regierung, Sie hätten eine Waffe und die Möglichkeit, unsere Welten vernichten zu können. Ich bin mir sicher, irgendwo haben Sie noch ein paar Leute versteckt, die sich mit der Verarbeitung des Stoffes bestens auskennen. Wir werden die schon finden.«
»Es gibt keine mehr, wie Sie feststellen werden«, beharrte Sishu’a.
Siron beugte sich ein wenig vor. »Aber Ihr Volk hat die erforderliche Technik bereits einmal entwickelt. Andere fähige Köpfe werden dieselbe Entwicklung nachvollziehen und neue Geräte bauen können.«
»Glauben Sie ernsthaft, dass, nachdem wir alles so gründlich zerstört haben, auch nur ein einziger Shisheni Sie darin unterstützen wird?«, höhnte die Herrscherin. »Sie sind dümmer als ich dachte.«
»Es gibt Mittel und Wege, die Leute dazu zu zwingen«, drohte Siron kalt und hasste sich selbst dafür.
Sishu’a beeindruckte das nicht im Mindesten. »Sie haben keine solchen Mittel«, war sie überzeugt. »Deshalb lassen wir es gern darauf ankommen.«
Falls die Selbstsicherheit der Herrscherin ein Bluff war, so war er in jedem Fall bewundernswert, doch Siron gab nicht so schnell auf. »Es gibt Drogen, die das Bewusstsein beeinflussen.«
Sishu’a raschelte amüsiert mit den Schuppen. »Sie werden feststellen, dass Ihre Drogen auf uns keine Wirkung haben. Und falls Sie uns foltern wollen, werden Sie feststellen, dass wir gegen Schmerzen immun sind. Falls Sie Shisheni zur Strafe dafür töten wollen, dass wir nicht kooperieren, so werden Sie feststellen, dass jeder von uns bereit ist zu sterben – jeder. Sogar unsere Kinder. Sie werden nicht bekommen, was Sie wollen. Also verschwinden Sie.«
Mit diesen letzten verächtlichen Worten unterbrach die Herrscherin die Verbindung. Siron starrte einige Sekunden auf den dunklen Bildschirm, auf dem wieder die laufenden Ortungswerte erschienen. Falls die Shisheni die Wahrheit gesagt und nicht exzellent geblufft hatte, gab es jetzt ein großes Problem. Wie brachte man Leute zur Kooperation, gegen die kein einziges herkömmliches Druckmittel wirkte?
Siron stellte die Verbindung zu den anderen Schiffen her. »Wir landen auf den Raumhäfen und besetzen den Planeten. – Und dann, Herrscherin Sishu’a«, fügte er leise zu sich selbst hinzu, »wollen wir mal sehen, ob es nicht doch etwas gibt, dass Sie und Ihr Volk überzeugt …«
*
Dr. Miriam Lockhard stieß geräuschvoll die Luft aus, als die Bildschirme erloschen. Die Unterredung zwischen Sishu’a und dem J’ebeem-Kommandanten war in alle Häuser und Katakomben übertragen worden, damit das gesamte Volk die Ereignisse verfolgen konnte.
»Glauben Sie wirklich, dass das Opfer von so vielen Shisheni die Sache wert war?«, fragte sie Sessu’u. »Ich meine, die Emuyili-Spezialisten hätten sich doch nicht gleich umbringen müssen.«
Der Physische Helfer wisperte amüsiert mit seinen Schuppen. »Aber Miriam Lockhard, die sind doch nicht tot. Sie befinden sich in Stasis. Außerdem hätte es wenig Sinn, deswegen einige wenige Shisheni sterben zu lassen. Schließlich lernen wir alle, wie Emuyili abgebaut und verarbeitet wird und wie die Verarbeitungsanlagen gebaut werden. Die Lehrkräfte, die diese Technik unterrichten, haben die Baupläne für die Verarbeitungsgeräte im Kopf. Aber das wissen die J’ebeem natürlich nicht.«
»Ich weiß, Sessu’u, Ihr Volk hat gewisse Eigenarten, die uns Menschen fremd sind«, wandte Bernd Selassi ein. »Aber ist es nicht ein zu hoher Preis, die Vernichtung Ihrer gesamten Rasse durch die J’ebeem zu riskieren, nur um zu verhindern, dass sie das Emuyili bekommen? Ich meine, was sind denn ein paar Mineralien – wie wertvoll auch immer – gegen ein paar Millionen Leben?«
»Unser Volk wird in jedem Fall überleben, auch wenn dieser Siron Talas alle lebenden Shisheni tötet«, beruhigte ihn Sessu’u. »Wir haben unmittelbar nach dem letzten Angriff der J’ebeem eine unterirdische Zufluchtsstätte gebaut, weit ab von allen Städten. Sie ist die tiefst gelegene Höhlenenklave, die
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