Sternenfaust - 026 - Der Hinterhalt
Es leben sogar einige Menschen auf Shishena. Es ist uns gelungen, eines ihrer Schiffe aufzubringen und die Mannschaft gefangen zu nehmen.«
Siron ließ gut gespielte unterdrückte Wut in gerade dem Maße auf seinen Zügen erscheinen, dass es dem Bericht angemessen war und Rendoy ihm nicht mangelnde Beherrschung vorwerfen konnte. »Innerhalb weniger Stunden hatten die Shisheni die Menschen vollzählig befreit. Ihre Herrscherin hat uns ein Ultimatum gestellt. Falls wir nicht innerhalb eines Tages Ortszeit ihr System verlassen haben, werden sie uns vernichten.« Siron blickte Rendoy ernst an. »Hoher Herr, ich muss leider sagen, dass die Shisheni sehr wohl die Möglichkeit und die Fähigkeit dazu haben. Wir haben die Gefährlichkeit und rücksichtslose Entschlossenheit dieses Volkes komplett unterschätzt. Sie sind ein geborenes Volk von Soldaten, das lieber untergeht, als sich jemals irgendwem zu ergeben. Die einzige Möglichkeit, sie zu unterwerfen, wäre die Vernichtung ihrer Welt. Denn kein Shisheni wird mit uns kooperieren. Nicht unter Zwang und erst recht nicht freiwillig. – Wie soll ich in dieser Angelegenheit jetzt weiter verfahren, mein Triumvir?«
Dagis Rendoy überdachte das Gehörte eine Weile schweigend. Offensichtlich gefiel ihm die Information, dass Menschen involviert waren, von allen Fakten am wenigsten.
»Sie sagen, dass die Menschen Verbündete der Sauroiden sind«, sagte er schließlich. »Besitzen die Emuyili?«
»Nach dem, was mir die Shisheni berichtet hat, laufen darüber Erfolg versprechende Verhandlungen. Ihre Herrscherin hat jedenfalls keinen Zweifel daran gelassen, dass die Menschen das einzige Volk sind, an das sie das Mineral verkaufen würden, sollten sie sich jemals zu einem Handel damit entschließen.« Siron machte eine Geste unterwürfigen Respekts. »Darf ich Ihnen meine diesbezüglichen Schlussfolgerungen unterbreiten, Hoher Herr?«
»Fahren Sie fort, Talas.«
»Wir werden aus eigener Kraft vermutlich niemals in der Lage sein, Emuyili zu verarbeiten. Dazu brauchen wir die Technik der Shisheni, die sie aber lieber vernichtet haben, als sie uns zu überlassen. Andererseits stehen nach Aussagen des Individuums, das ich darüber befragte, die Chancen gut, dass die Menschen es eines Tages erhalten.«
Er machte eine kurze Pause und ließ Rendoy seine eigenen Schlüsse daraus ziehen, bevor er ihm seine nannte. »Daraus folgt, dass der einzig sichere Weg, an das Emuyili heranzukommen, über die Menschen geht. Zwar wird das noch einige Zeit, Geduld und Vorbereitung brauchen, aber der langfristige Erfolg dürfte sehr viel wahrscheinlicher sein als unsere Bemühungen hier. Ich hege großen Zweifel daran, dass die Shisheni tatsächlich in der Lage sind, unsere gesamte Flotte zu vernichten. Aber die Verluste werden dennoch beträchtlich sein. Als Soldat erscheint mir ein solcher Schaden, dem nicht der geringste Vorteil oder gar Gewinn gegenübersteht, vollkommen sinnlos. – Aber ich bin nur ein einfacher Schiffskommandant mit entsprechend beschränkter Sichtweise. Ich erwarte Ihre Befehle.«
»Die werden Sie innerhalb der nächsten Stunden erhalten, Kommandant Talas«, bestätigte Rendoy und unterbrach die Verbindung.
Siron lehnte sich aufatmend zurück und blickte Shesha’a und Dana Frost an. »Wenn ich das Triumvirat nicht vollkommen falsch einschätze, müssten sie die eindeutigen Vorteile sehen, die ein Rückzug bietet und entsprechend reagieren.« Er verzog sein Gesicht. »Falls nicht, lasse ich mir etwas einfallen, das uns die Gelegenheit gibt, hier zu verschwinden, ohne allzu großen Gesichtsverlust.«
Dana betrachtete ihn interessiert wie eine gerade entdeckte, unbekannte Spezies. »Kommandant Talas, Sie fangen langsam an, mir sympathisch zu werden …«
*
Julio Ling, Erster Vorsitzender des Hohen Rates der Solaren Welten, las die Nachricht, die er gerade vom Hauptquartier des Star Corps erhalten hatte.
Eine Meldung von der STERNENFAUST war eingetroffen mit höchst beunruhigendem Inhalt. Die J’ebeem hatten mit einer über 300 Schiffe starken Flotte das Shush-System eingenommen und vermint. Die STERNENFAUST war durch diese Minen beschädigt worden und hatte evakuiert werden müssen. Die gesamte Besatzung war von den J’ebeem gefangen genommen worden.
»Ich glaube«, sagte Admiral Gregor Rudenko, der Ling die Nachricht überbracht hatte, »es ist an der Zeit, beim Triumvirat etwas Druck zu machen. Ich muss Ihnen wohl nicht erst erklären, was passiert, falls die
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