Sternenfaust - 034 - Flucht in den Nexus
sagte Satren-Nor. »Diese Tiere sind für manches viel empfänglicher als ein Kridan, der über die Jahrtausende dank seiner Zivilisation und Kultur viel von seinen Instinkten eingebüsst hat …«
»In dieser Hinsicht sind sich Kridan und Menschen wahrscheinlich ähnlicher als die meisten Vertreter unserer jeweiligen Spezies glauben«, erwiderte Clayton Morales. »Ich muss Sie bitten, allein nach Milgor zu suchen. Ich muss noch eine Reihe von Schotts öffnen und fürchte, dass auch Botschafter Maunga noch in seiner Kabine eingesperrt ist …«
»Dann will ich Sie keinesfalls länger aufhalten, nicht dass der Botschafter verärgert ist und letztlich mir die Schuld gibt …«
Der Fähnrich verzog sein Gesicht zu einem etwas gequälten Lächeln. Es war offensichtlich, dass er dem Humor des Predigers nicht viel abgewinnen konnte.
*
Es war Dana wie Jefferson unmöglich, lediglich mit ihren bloßen Augen zu bestimmen, wie weit das Objekt entfernt oder wie groß es tatsächlich war.
»Möglicherweise sind wir näher dran, als uns gut tut …«, murmelte Dana kaum hörbar.
Selbst wenn das zutraf, war das Gebilde wuchtig, riesig, dominant. Vielgestaltig in Form und Ausstrahlung. Jeffersons Antwort bestand lediglich aus einem leichten Grunzen. Das – ja, was war es nur? – das »Ding« hatte es in sich. Es zog sie unwiderstehlich in seinen Bann. Es ließ sich rein äußerlich zwar – wenn auch mit Mühe – einigermaßen beschreiben, aber damit war nur ein Bruchteil dessen erfasst, was es eigentlich ausmachte.
Das, was da nach ihrem subjektiven Standpunkt neben der STERNENFAUST schwebte, war ein bizarr geformtes, rundes Objekt, das grob vereinfacht wie eine stachelige Kugel aussah.
Die Türme, Stachel und Ausläufer, die sich dicht an dicht aus der kugeligen Oberfläche erhoben, wirkten wie eine wilde Mischung aus der Architektur gotischer Kathedralen, den Sakralbauten von Gaudi und den leuchtenden Tentakeln riesiger Tiefseemedusen.
Und das ganze Objekt strahlte. Nicht etwa gleichmäßig oder gleichfarbig, sondern in allen Farben und Formen, bestimmte Bereiche schwächer, andere stärker. Innerhalb der Färb- und Leuchtfelder schien es Strukturen zu geben, so als sei jede Einzelheit in sich noch vielfach untergliedert. Aber hier versagte der Blick wie ein geheimes Versprechen.
Komm näher, dann erkennst du mehr …
Dana schüttelte in ihrem Helm in einer knappen, hastigen Bewegung den Kopf. Schließlich gab ihr das »Goldfischglas«, wie der typische Helm eines Star-Corps-Raumanzugs einst von den Rekruten genannt worden war, nur wenig Bewegungsfreiheit. Hatte sie das eben selbst gedacht?
»Komm näher, dann erkennst du mehr …«, wiederholte sie laut und riss ihren Blick von dem Gebilde, um die Reaktion von Jefferson und Wredan beobachten zu können. Doch keiner der beiden ließ erkennen, dass er überhaupt verstanden hatte, dass sie etwas, geschweige denn, was sie gesagt hatte. Die irritierenden Netzaugen Jeffersons waren ebenso unverwandt auf das Ding gerichtet wie die leicht geweiteten Pupillen Wredans.
Wie nimmt Jefferson diese seltsamen Lichter, Farben und Strahlen wahr …. überlegte Dana. Was sieht er überhaupt von diesem Ding? Ist es überhaupt real? Das merkwürdige Lichterflirren könnte auch von einer Projektion stammen, deren Schärfe zu den Rändern hin abnimmt.
Wie auf einem Notizzettel notierte Dana sich in Gedanken einen Fragenkatalog, den sie abarbeiten wollte. Ihr Blick umfasste das komplette Objekt, das wie eine Sonne oder ein Mond im Inneren des Nexus schwebte.
»Wie eine Spinne in einem gewaltigen Netz«, flüsterte sie. »Fremdartig, wenig vertrauenerweckend, einerseits abstoßend, andererseits faszinierend …«
Trotz ihres Vergleichs konnte Dana die nahe liegende Schlussfolgerung nicht akzeptieren. Undenkbar, sich die STERNENFAUST als kleines zappelndes Beutestück in einer gigantischen Falle vorzustellen.
»Okay, Leute, das reicht«, sagte sie laut. »Wir kehren an Bord zurück. Sie, Wredan, halten sich bereit, dass die Schleusenmannschaft sie aus dem Jäger holt …« Sie stockte. Verstanden die anderen sie überhaupt? Doch dann riss sich Jefferson von dem fesselnden Anblick los.
»Aye, Ma’am«, sagte er mit belegter Stimme.
Erleichtert atmete Dana auf. Sie hatte insgeheim schon befürchtet, dass allein das Anschauen des Objekts einen Sog- oder schlimmer noch einen Suchteffekt auslösen konnte.
»Hat’s Ihnen die Sprache verschlagen, Pilot?«, fragte Dana mit
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