Sternenfaust - 034 - Flucht in den Nexus
knurrender Stimme. Wredan trug einen Raumanzug, also müsste sein Funk eigentlich auch noch funktionieren.
»Ja, Ma’am«, erklang Wredans Stimme in ihren Helmlautsprechern.
Unwillkürlich musste Dana grinsen. Sie verstand, dass es Titus Wredan die Sprache verschlagen hatte, und in gewisser Weise verstand sie sogar, dass er ihr mit Hilfe seiner Sprache genau das bestätigte.
»Alles in Ordnung?«, fragte Jefferson.
»Ja«, kam es knapp aus dem Jäger zurück.
Als Dana und Jefferson sich wieder in die Schleuse begaben, die nach wie vor per Hand bedient werden musste, ließen sie einen einsamen Piloten in seinem Jäger zurück, der weiterhin unverwandt die vibrierende, pulsierende, viel gestaltige Erscheinung anstarrte.
*
Zurück auf der Brücke konnte Dana zumindest eine gute Nachricht entgegennehmen. Einen kleinen Teil der ausgefallenen Geräte hatte man während ihres Ausflug bereits wieder in Betrieb nehmen können.
»Es sieht so aus, als ob man jede Apparatur wieder neu booten und hochladen muss«, sagte van Deyk. »Wir haben uns zuerst einmal um die verschiedenen Funkanlagen, die Ortungsgeräte und die Außenkameras gekümmert. Letztere übertragen wieder. Auch Bordkom und Funk für den UL-Bereich dürften bald wieder funktionieren. Wie es mit dem Bergstrom-Funk und den anderen Bergstrom-Geräten aussieht, weiß ich noch nicht.«
Dana drehte sich von ihm fort und testete die Bordkommunikationsanlage. Sie gab der Wartungsmannschaft für den Jäger den Befehl, unverzüglich Titus Wredan ins Schiff zurückzuholen. Gerade wollte sie sich erneut dem Lieutenant Commander zuwenden, um den Rest seines Berichtes zu hören, als Crewman Gus Chonyp zu ihr trat. Auf seinem Arm saß der Gengo des Predigers.
»Entschuldigung, Captain«, sagte er zögernd. »Das hier habe ich in der Mannschaftsmesse gefunden …«
»Warum kommen Sie mit Milgor zu mir«, antwortete Dana. »Sie wissen doch, dass er dem Prediger gehört …«
»Normalerweise ja, Captain«, sagte Chonyp. »Aber ich dachte, das sollte sie selbst sehen – äh – hören …«
Normalerweise? , überlegte Dana, hat Milgor noch mehr Besitzer? »Wieso? Was hat er denn diesmal ausgefressen?«
»Nichts, Captain. Er hat noch nicht einmal Anstalten unternommen, irgendwas aus der Küche zu klauen …«
»Dann ist er vielleicht krank. Bringen Sie ihn zu Dr. Gardikov, obwohl ich keine Ahnung habe, ob sie etwas für unseren kleinen Gast tun kann …« Dana seufzte. Es gab im Moment Wichtigeres zu tun und zu besprechen. Merkte das dieser Dussel von Chonyp denn nicht?
»Ich weiß nicht, ob Dr. Gardikov da weiterhelfen kann …« Chonyp hob Milgor ein Stück nach oben, sodass er dem Tier direkt in die Augen sehen konnte. »Nun komm schon«, flüsterte er. »Lass mich hier nicht im Regen stehen …«
»Wie bitte?«, fragte Dana und ihre Stimme verlor ihren freundlichen Klang. »Was hat das zu bedeuten, Chonyp?«
Der Crewman ließ irritiert seinen Blick von Milgor zu Dana Frost gleiten und hob wie in Zeitlupe die Schultern. Ein rötlicher Schimmer der Verlegenheit kroch über sein jungenhaftes Gesicht.
Langsam öffnete der Gengo seine Schnauze.
»Futter«, sagte er mit einer etwas quäkigen Stimme. »Gutes Futter …«
»Was …?« Einen so verblüfften Ausdruck hatte noch niemand an Bord auf van Deyks Gesicht gesehen.
»Das kann doch nicht wahr sein?«, sagte Dana gleichzeitig. Auch sie beherrschte im Augenblick nur ein einziges Gefühl. Grenzenloses Erstaunen.
»… bitte«, fügte Milgor noch hinzu. Dabei runzelte er seine pelzige Stirn in Mitleid erregender Weise.
»Er … er, dieser kleine Kerl … spricht …«, stammelte van Deyk.
»Und zwar nicht kridanisch …«, ergänzte der Crewman mit unverhohlenem Stolz.
»Das gibt’s doch nicht …«
»Haben Sie ihm das beigebracht, Chonyp?« Danas Stimme klang trotz allen Erstaunens wieder völlig normal, vielleicht sogar etwas zu kühl. Jeder, der sie etwas besser kannte, wusste, dass diese Stimmung schnell in ein Donnerwetter umschlagen konnte.
Wir sind hier doch kein Zirkus , dachte sie. Haben meine Leute nichts Besseres zu tun, als Tieren Sprechen beizubringen …
Vor ihrem geistigen Auge entstand das Cartoonbild eines frechen Papageis, der alle Welt mit dem Absingen schmutziger Lieder nervte.
»Nein, Captain. Ich habe ihm überhaupt nichts beigebracht.« Aus Chonyps Stimme war ein Stück weit Verzweiflung zu hören. Mittlerweile war sein Gesicht puterrot. »Er … er hat mich einfach …
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