Sternenfaust - 037 - Die Stadt in der Tiefe
automatische Datenaufzeichnung war komplett außer Kraft gesetzt …«
»Ma’am, können Sie noch mal kurz zurückspulen«, bat er.
Dana tat ihm den Gefallen.
»Halt«, sagte er. »Bitte wieder ein Stück vorwärts … Stop! Ja, danke.«
Nicht nur Dana blickte zweifelnd auf die erstarrten, farbigen Schlieren, die nun zu sehen waren. Im Moment dieser Aufnahme war die Kamera offensichtlich gerade ziemlich rasch bewegt worden.
»Vielleicht lässt sich der Ausschnitt unten rechts noch weiter vergrößern und mit einem Bildbearbeitungsprogramm scharf stellen«, fuhr van Deyk fort.
»Das sollten wir tun, I.O.«, sagte Dana. Sie erkannte nun, worauf ihr Erster Offizier anspielte. Die verwischten Spuren könnten ein weiterer, kleinerer Monitor sein. Ein typisches Anzeigegerät, das sich in vielen Schiffen an einem prominenten Platz unterhalb des Hauptbildschirms befand. Es diente unter anderem der Geschwindigkeitsanzeige.
»Okay, I.O.«, sagte Dana. »Wenn wir tatsächlich herausbekommen, wie schnell unter Licht die GÖTTERFUNKE flog, wie wollen Sie dann den mutmaßlichen Kurs des Fremdschiffs errechnen?«
»Wie schon gesagt, Captain, anhand der Beschädigungen lassen sich in diesem Fall Rückschlüsse auf den Aufschlagswinkel und die dahinter stehende Kraft des anderen Schiffes ziehen. Beide Massen beeinflussen sich, deshalb auch meine Bemerkung Billardberechnung. Das fremde Schiff wurde natürlich ebenfalls in seinem bisherigen Kurs beeinflusst … Wir sollten ziemlich genau den Raumsektor errechnen können, in dem es jetzt unterwegs ist …«
»Sie sollten aber nicht vergessen zu erwähnen, I.O. dass Ihre Vermutungen auf einer einzigen Prämisse beruhen …«, warf Dana ein.
»Völlig korrekt, Captain«, sagte van Deyk.
»Und von was für einer Prämisse reden Sie?« Mutawesi klang wieder leicht ungehalten.
»Davon, dass es sich bei dem Fremdschiff ebenfalls um ein Wrack handelt. Darauf haben Sie mich vorhin selbst gebracht, Mutawesi«, erwiderte van Deyk. »Sollte es sich bei dem Fremdschiff um einen Raumer handeln, der noch über eine Besatzung verfügt und vor allem über wie auch immer geartete Triebwerke, die noch zumindest eingeschränkt funktionsfähig sind, dann sind unsere ganzen Bemühungen für die Katz und wir greifen mit unserer suchenden Hand ins Nichts …«
»Das haben Sie schön gesagt.« Die Bemerkung kam von Susan Jamil und war ohne einen Funken Ironie ausgesprochen worden.
Himmelt sie van Deyk etwa an …. überlegte Dana verblüfft. Ist mir da irgendetwas entgangen?
»Captain …« Bruder William räusperte sich. Bisher hatte der Christophorer noch keinen Ton gesagt.
»Bitte«, forderte Dana ihn zum Reden auf.
»Es ist vielleicht kompletter Unsinn, jedenfalls hört es sich so an, aber …« Er stockte, als hätte er es sich anders überlegt.
Manchmal muss man dem jungen Mann wirklich jeden Wurm einzeln aus der Nase ziehen , dachte Dana und nickte dem schüchternen Mönch aufmunternd zu.
»Mir fiel nur gerade ein, das fremde Schiff könnte gut aus dem Grenzgebiet des Mantiden-Imperiums kommen, also von der mutmaßlichen Richtung her – ich will da keiner Berechnung vorgreifen … Aber in dem Zusammenhang fiel mir eine alte mantidische Legende ein, die seit Jahrhunderten unter den Raumfahrern dort kursiert …«
Dana runzelte die Stirn. Worauf, zum Teufel, wollte Bruder William hinaus?
»… diese Legende erzählt von einem … äh … Geisterschiff, das seit Äonen in dieser Region durchs All fliegt.«
*
Van Deyks Vorschlag wurde umgesetzt. Nachdem die STERNENFAUST schon den mit wenig Begeisterung quittierten Auftrag vom Stab des Star Corps bekommen hat, sich um die Folgen eines Verkehrsunfalls im All zu kümmern, wollte jeder an Bord diesen Job so schnell wie möglich erledigen, um sich dann wieder den wichtigeren Aufgaben widmen zu können. Es hatte das Schiff ohnehin nur deshalb getroffen, weil es sich ohnehin in einem Raumsektor nahe Beta Pictoris befand.
Diese Region, von Alpha Pictoris und seinem Wurmloch rund acht Lichtjahre entfernt, war eine Art Niemandsland in Form einer Pyramide mit einer Kantenlänge von 0,3 Lichtjahren. Eine der Flächen bildete die Grenze zu den Solaren Welten, eine andere zum mantidischen Imperium. Zwei weitere Flächen stießen an den Einflussbereich der Jebeem. Zu allem Überfluss berührte die Spitze der Pyramide das Arashlan der Starr.
An der Dreiecksfläche, die als Grenzgebiet der Mantiden ausgewiesen war, gab es eine kleine
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