Sternenfaust - 038 - Rückzugspunkt Feuerwelt
fest, konnten aber vielleicht auf Rettung durch einen Notruf hoffen.
Diejenigen Star-Schiffe jedoch, bei denen bereits der Übertritt in den Zwischenraum nicht funktionierte, waren rettungslos dem Feind ausgeliefert. Bei manchen der übrig gebliebenen Keilschiffe war auch fraglich, ob sie die zum Zwischenraum-Eintritt notwendige Geschwindigkeit von circa 0,4 LG überhaupt noch erreichen konnten.
Über Interkom meldete sich der medizinische Offizier beim Kommandanten. »Kommandant Marrashtuorr, ich bitte Sie dringend, ins medizinische Labor zu kommen.«
»Was ist geschehen?«
»Das sehen Sie sich besser selbst an.«
Marrashtuorr wechselte einen kurzen Blick mit dem Ersten Offizier. »Übernehmen Sie!«, befahl er und verließ die Brücke.
Wenig später erreichte Marrashtuorr das medizinische Labor. Dessen Leiter hieß Srragr und war eine medizinische Kapazität. Srragr war vor einigen Namban-Jahren sogar Dekan der Universität von Namban Arash und Berater des Konsensexekutors gewesen. Aber nachdem er sich mit einigen unpopulären Thesen zur Gesundheitspolitik des Arashlan unbeliebt gemacht hatte, war sein Stern gesunken. Er war abgewählt worden und seitdem Schiffsarzt auf verschiedenen Einheiten der Starr-Flotte gewesen.
»Kommandant, ich möchte, dass Sie sich etwas ansehen«, wiederholte Srragr seinen Wunsch. Er führte Marrashtuorr an eine Liege heran, auf der ein bewusstloser Starr lag. Der Oberkörper war entblößt. Knapp unterhalb des Brustbeins war eine Verdickung zu sehen. Von dieser Verdickung führten Ganglien in andere Körperregionen.
»Auf einem Diagnose-Scanner sieht das ganze so aus!«, erklärte Srragr und hob sein Analysegerät etwas an, sodass es den Bewusstlosen erfasste. »Auf dem Schirm ist sehr deutlich die Lage des implantierten Fremdkörpers zu sehen. Er hat vollkommene Kontrolle über den gesamten Körper.«
»Ein Dronte!«, entfuhr es Marrashtuorr. Ein Schauder erfasste ihn. Bis jetzt waren es nur die Horrorgeschichten …
»Der Bewusstlose heißt Zherassgroorr. Er kam mit einem der Flüchtlingsschiffe, die aus dem Nahbereich des Brückenkopfs flohen und denen wir Nothilfe leisteten.«
Marrashtuorr erinnerte sich natürlich sofort. Hunderte von Schiffe waren aus den bedrohten Gebieten geflohen. Jeder Starr, der sich irgendwo an Bord eines Raumschiffs quetschen konnte, nahm die Gelegenheit wahr, aus der zukünftigen Kampfzone zu entkommen. Die Flotte hatte diese Flucht nach Kräften unterstützt. Es wurde insbesondere medizinische Nothilfe geleistet und nach Kräften zugesehen, dass die Flüchtlingsschiffe technisch einen längeren Zwischenraumflug überstanden. Außerdem wurde auch die Koordination bei der Weiterreise in sichere Systeme übernommen.
»Warum ist Zherassgroorr überhaupt noch an Bord?«, fragte der Oberkommandierende der Starr-Flotte.
»Seine Eierlegerin litt an starken Verbrennungen, die sie bei den Bodengefechten auf Maravin IV erlitten hatte. Sie ist inzwischen verstorben und wollte vor ihrem Tod jemanden dafür einsetzen, dass ihrem Mann nicht die Sorge über ihre gemeinsamen Schlüpflinge zugesprochen wird. Er hätte sich psychisch verändert und sei grob und gleichgültig gegenüber dem Nachwuchs. Als die Eierlegerin starb, waren die Flüchtlingsschiffe längst auf dem Weg in noch sichere Systeme. So blieb Zherassgroorr hier zurück. Auf die Krankenstation kam er wegen einer plötzlich auftretenden Bewusstlosigkeit. Ein Mitglied der Sicherheitskräfte fand ihn auf dem Korridor. Ich vermute, dass es sich um eine physische Nebenwirkung des Parasiten handelt …«
»Die Menschen verlieren ihre Haare, soweit es den uns zur Verfügung gestellten Informationen zu entnehmen ist.«
»Ja, aber auch diese Nebenwirkung tritt ja erst mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung auf. Es könnte hier ähnlich sein!«
»Ordnen Sie eine Reihenuntersuchung der gesamten Besatzung an. Ich will von jedem an Bord einen medizinischen Scan haben!«, ordnete Marrashtuorr an.
»Das können wir sicherheitshalber tun, aber dies hier …« – Srragr deutete auf das Dronte-Implantat – »… ist eine chirurgische Meisterarbeit. Dazu braucht man die entsprechende medizinische Ausrüstung. Die Eroberer von Maravin IV führten sie offenbar mit sich. Sie haben einige Starr gefangen, ihnen Dronte implantiert und sie sich unter die Flüchtlinge mischen lassen.«
In Marrashtuorrs Hirn rasten die Gedanken nur so.
»Maravin IV – ich erinnere mich«, sagte er. »Dieses System fiel der
Weitere Kostenlose Bücher