Sternenfaust - 042 - Einsatzziel Sharrakk-Station
losgesagt haben, bestehen sie darauf, etwas ganz Eigenes zu sein. Obwohl sie genetisch, trotz aller bisher vorgenommenen Modifikationen natürlich immer noch Menschen sind.«
Sun-Tarin nahm das kommentarlos zur Kenntnis. »Ich bin der Überzeugung, dass sie einen besonderen Plan haben und nur mit uns zusammenarbeiten, weil sie sich davon Vorteile versprechen. Schließlich ist ihr Schiff der STERNENFAUST unterlegen. Bei dem Flug in feindbesetztes Territorium, der uns bevorsteht, können sie nur von dem Begleitschutz durch das modernste Kampfschiff des Star Corps profitieren. Immerhin hat Captain Tenbrink keinen Zweifel daran gelassen, dass er die Mission für seine Leute in eigener Regie durchführt. Ich würde nicht mit Kooperation von seiner Seite rechnen, die über das hinausgeht, was ihm nützlich erscheint.«
Hätte er den Inhalt des Gesprächs gekannt, das Sanjuro M. Tenbrink gerade in diesem Moment führte, hätte er seine Vermutung bestätigt gefunden …
*
Captain Tenbrink sprach mit Lord Manager Jurij R. Diaz über einen verschlüsselten Kanal und teilte ihm das Ergebnis des ersten Zusammentreffens mit.
»Es ist mir leider nicht gelungen, den Starr-Berater an Bord der SONNENWIND zu bekommen, Lord Manager.«
»Haben sich die Solarweltler etwa geweigert, ihn an Sie zu übergeben?«, fragte Diaz sofort. »Falls ja, werde ich beim Hohen Rat Druck machen.«
»Nein, Lord Manager. Der Starr – vielmehr die Starr, es ist eins ihrer Weibchen – hat darauf bestanden, auf der STERNENFAUST zu fliegen. Wie ich ihren Worten entnehmen konnte, war sie schon einmal auf dem Schiff.«
»Das ist bedauerlich«, fand Diaz. »Das kompliziert die Sache. Aber noch ist nichts verloren. Sie kennen Ihre Befehle, Captain. Unterstützen Sie die Solarweltler in jeder erdenklichen Weise, an den Hauptrechner der Sharrakk-Station zu kommen. Wenn es so weit ist, übernehmen Sie die daraus gewonnen Informationen, und zwar unabhängig davon, ob sie für uns relevant sind oder nicht. Notfalls mit Gewalt.«
»Das werden Sie nicht tun, Captain Tenbrink!«, mischte sich ein zweiter Mann ins Gespräch, der bisher außerhalb des Erfassungsbereichs der Funkkamera gewesen war. Sven Reichenthal, Chef des TR-Tec-Konzerns und wichtigster Wirtschaftsmagnat der Genetiker-Förderation, trat vor. »Sie werden …«
Diaz unterbrach ihn schroff, indem er ihn zur Seite schob. »Sie entschuldigen uns einen Moment, Captain.« Er schaltete die Übertragung auf Standby und fuhr zu Reichenthal herum. »Sie werden sich nie wieder derart in eins meiner Gespräche einmischen, Reichenthal!«, sagte er kalt mit einem leicht drohenden Unterton, der dem älteren Mann keineswegs entging.
»Und ob ich das tun werde, Mr. Diaz. Und zwar immer dann, wenn Sie meinen ausdrücklichen Wünschen zuwiderhandeln.«
Diaz schnaufte verächtlich. »Wenn ich nicht zu höflich wäre, würde ich Ihnen jetzt ungeschminkt sagen, wohin Sie sich Ihre Wünsche stecken können, Mister Reichenthal. Ich darf Sie mal daran erinnern, dass ich der Lord Manager der Förderation bin und Sie nur ein Zivilist.«
»Aber diesem Zivilisten verdanken Sie Ihren Posten, Diaz. Ohne mich und meinen Einfluss gäbe es die Genetiker Föderation gar nicht.«
Diaz lachte hämisch. »Das glauben Sie doch selbst nicht, Reichenthal! Im Gegensatz zu Ihnen trage ich ein R im Namen – Ruler. Ich bin geboren, um zu herrschen. Wir hätten es auch ohne Ihre Protektion geschafft. Ich gebe allerdings gern zu, dass es mit Ihrer Protektion erheblich schneller ging. Sie und Ihr Konzern mögen einer unserer wichtigsten Wirtschaftsfaktoren sein, aber Sie sind weder der einzige, noch sind Sie persönlich unersetzlich.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Ich denke, Sie haben mich genau verstanden, auch wenn sie kein denkoptimiertes Gehirn besitzen wie ich«, antwortete Diaz herablassend. »Ich brauche Sie nicht mehr, Reichenthal, um meinen Weg weiterzugehen. Im Grunde genommen sind Sie ein Relikt, das in unserer Gesellschaft eigentlich schon gar keinen Platz mehr hat. Sie sind normal geboren, in keiner Weise genoptimiert, und Ihr einziger Trumpf ist es, Eigentümer von TR-Tec zu sein. Der allerdings hat seine Stichkraft inzwischen eingebüßt.«
Reichenthal ließ sich nicht anmerken, dass Diaz’ Worte ihn getroffen hatten. Dabei war es gar nicht mal so sehr dessen Verachtung für ihn als »Normalo«, wie die genetisch Optimierten die Nichtoptimierten in der Förderation inzwischen offen nannten. Bisher hatte
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