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Sternenfaust - 043 - Verschwörung auf Kridania

Sternenfaust - 043 - Verschwörung auf Kridania

Titel: Sternenfaust - 043 - Verschwörung auf Kridania Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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primitiv gemacht …« Er hob den hauchdünnen Stoff hoch und wies auf die Schnabelöffnung. »Hier geht das Material in den Originalschnabel seines Trägers über. Eine winzige Schicht hornverträglichen Haftmaterials genügt, um den Übergang für das bloße Auge unsichtbar zu machen. Das Gleiche gilt für die Augenumrandungen sowie die Hals und Kopföffnungen. Aber das Wichtigste ist der Stoff selbst.«
    »Das sind alles Verwicklungen, die ein sehr trübes Licht auf die derzeitige politische Situation in Kridania werfen«, sagte Laetitia.
    Botschafter Maunga nahm den flexiblen, beinahe formlosen Gegenstand in die Hand, um ihn sich genauer anzuschauen.
    »Es handelt sich um ein extrem atmungsaktives Material«, erklärte Milgor, »das in der plastischen Chirurgie entwickelt worden ist. Der Träger kann es theoretisch dauernd tragen, ohne dass Schäden an der Haut zu befürchten sind. Noch nicht einmal leichte Hautirritationen sind bekannt …«
    Dana überlegte, ob in der Medizin der Solaren Welten ein vergleichbarer Stoff bekannt sei. Sie beschloss, bei nächster Gelegenheit Dr. Gardikov danach zu fragen.
    »Das für unsere Ermittler aber Interessanteste ist, dass dieses Material erst vor relativ kurzer Zeit entwickelt wurde«, sagte Milgor. »Momentan befindet es sich in der medizinischen Erprobungsphase. Das heißt, es ist nur einer Hand voll Personen bekannt, dass es dieses Zeug überhaupt gibt!«
    »Ha!«, rief Dana. »Sehr interessant. Aber ich denke, der Fund dieser Maske erlaubt auch ein paar äußerst interessante Rückschlüsse auf denjenigen, der sie getragen hat … Auf Mertalku, den Verkünder …«
    »Es könnte bedeuten, dass Mertalku noch lebt«, sagte der Botschafter.
    »Oder dass es ihn nie gegeben hat …«, erwiderte Sun-Tarin.
     
    *
     
    Seit Milgor so plötzlich die Gabe des Sprechens erhalten hatte, war es immer das Gleiche gewesen. Es kam Dana so vor, als müsse das kleine Wesen all die Jahre stummer Existenz, die ganze lange Zeit, die es sich nur unvollkommen mitteilen konnte, innerhalb von Sekunden ausgleichen. Wenn Milgor einen Gesprächspartner fand, den er mochte, von dem er spürte, dass dieses Gefühl auch nicht einseitig war und der vor allem die Zeit hatte, mit ihm zu reden, dann quatschte er sich regelrecht fest. Man kam – wie man im alten Europa sagte – »von Hölzchen auf Stöckchen«, und solange für ausreichend Nahrung gesorgt war, plapperte der Gengo munter wie ein Wasserfall und fand alles Mögliche nur kein Ende.
     
    *
     
    Er war allerdings auch ein geduldiger Zuhörer und vor allem ein höchst wissbegieriger. Dana erinnerte sich an den Rückflug nach Kridiania im Anschluss der Nexus-Episode, als Milgor ihr und vielen weiteren Besatzungsmitgliedern der STERNENFAUST wie ein Kleinkind unendlich viele Löcher in den Bauch gefragt hatte und ihr vorgekommen war wie ein Schwamm, dessen existentieller Sinn darin bestand, sich bis zum Abwinken voll zu saugen.
    Da sie nur begrenzt Zeit für ihn hatte, hatte sie ihm seinerzeit ein Taschen-Lesegerät geschenkt und erlaubt, sich alle frei zugänglichen Daten aus der Bordbibliothek darauf zu laden. Wie sie später hörte, hatte der Gengo dieses Privileg weidlich ausgenutzt und sich den kompletten Bestand an Literatur, aber auch an Audio-Dateien wie Hörspielen und Vorträgen und nicht zuletzt an zahllosen Filmen überspielt.
    Es braucht mehr als ein Gengo-Leben, um das alles zu lesen, sich anzuhören oder zu sehen , dachte sie damals schmunzelnd.
    Inzwischen verhielt er sich längst nicht mehr wie ein Kleinkind, sondern wechselte je nach Thema die Rollen und zwar schneller als andere Leute ihr Hemd. Ging es um Politik, redete er auf einmal wie ein Minister, ging es um naturwissenschaftliche Fragen, begann er, wie ein Professor der jeweiligen Fachrichtung zu dozieren. Sobald sich das Gespräch um persönliche Belange drehte, hörte es sich an, als würde eine Mischung aus Beichtvater und Psychologe reden.
    Das Erstaunlichste an dieser Wandlungsfähigkeit aber war, dass der wahre Milgor dahinter nicht verschwand, sondern dass er jede Facette letztlich nur dazu nutzte, um sein eigenes Profil zu schärfen. Dass all dies nicht selten unfreiwillig komisch war, versteht sich von selbst.
    Auch das aktuelle Gespräch hatte längst die Ebene des ursprünglichen Ausgangspunktes verlassen. Botschafter Maunga verabschiedete sich als Erster und ging in sein provisorisches Arbeitszimmer. Dort hörte er die Nachricht ab, die er vom Hohen Rat der

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