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Sternenfaust - 046 - Exodus der Mantiden

Sternenfaust - 046 - Exodus der Mantiden

Titel: Sternenfaust - 046 - Exodus der Mantiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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zumindest räumlich aus dem Weg zu gehen, wenn es ihm schon nicht geglückt war, sie aus seinem Gedächtnis zu vertreiben. Dummerweise erschien sie nie allein auf der Projektionsfläche seiner Gedanken, sondern beschwor mit schöner Regelmäßigkeit auch das Bild von Schwester Janisa.
    Nur einmal – und das bereits vor langer Zeit – war es ihm vergönnt gewesen, mit Janisa zusammen zu sein, die als die Ältere und Erfahrenere von ihnen die Gunst der Stunde genutzt hatte. Anders als Rana hatte ihn Janisa nicht mit Macht überrumpelt, sondern sanft in die Richtung gelenkt, in der sie ihn haben wollte. Von Anfang an hatte sie ihm aber auch klar gemacht, dass eine tief gehende Liebesbeziehung unmöglich sei.
    Doch das bedeute ja keineswegs, dass man nicht etwas Spaß miteinander haben dürfe.
    William hatte das damals ähnlich gesehen und erst nach ihrer Trennung begriffen, dass der Spaß nach einer Fortsetzung schrie. Unterbrochen von langen Phasen des Schweigens hatten sie immer wieder miteinander Kontakt aufgenommen, miteinander gesprochen, auch wenn Dutzende von Lichtjahre zwischen ihnen lagen. Dank Bergstrom-Funkverbindung hatten sie so mehr oder weniger regelmäßig ihre Fernbeziehung aufgefrischt und den Eindruck gewonnen, dass es noch immer zwischen ihnen knisterte, dass sie sich blendend verstanden, dass sie – wenn es sich denn irgendwann ergeben sollte – das Begonnene durchaus fortführen konnten. Gegenseitig abgesichert von der Tatsache, dass ihre unterschiedlichen Lebensplanungen und -aufgaben, nicht mehr zulassen würde, als ein gelegentliches, gemeinsames Abenteuer.
    Aber insgeheim wusste Bruder William zumindest für seine Seite, dass die vermeintliche Unverbindlichkeit einer derartigen Konstellation seit Langem aufgehört hatte zu existieren. Möglicherweise hatte sie nie bestanden. Er mochte Janisa einfach viel zu sehr, um das, was ihn mit ihr verband, auch nur mit einem Hauch von Oberflächlichkeit zu überschatten. Und bis vor wenigen Tagen hatte er gehofft, irgendwie ja auch gewusst, dass sich Janisas Einstellung ihm gegenüber vielleicht auch verwandelt, verändert hatte.
    Bis Rana in sein Leben geplatzt war wie eine Bombe.
    Das war das Absurdeste an der ganzen Angelegenheit: Mehr als ein inszenierter Zusammenprall war schließlich nicht geschehen und selbst die Inszenierung nahm er ja streng genommen nur an. Obwohl er sich in diesem Punkt ziemlich sicher war. Alles andere war die Ausgeburt seiner Gedanken und seiner Fantasie.
    Er war im Begriff, sich gründlich lächerlich zu machen, und musste höllisch aufpassen. Rein logisch betrachtet, war es gut möglich, dass er viel zu viel in den Zwischenfall hineininterpretierte. Ihre naturgegebene oder anerzogene Freundlichkeit lud möglicherweise zu einer Verkettung von Missverständnissen ein. Wahrscheinlich war er ihr in Wirklichkeit herzlich gleichgültig, schließlich wusste er so gut wie nichts über sie. Es lief nichts mit Rana außer der Tatsache, dass sein Körper auf die heftige Berührung unwillkürlich und unmissverständlich in einer Weise reagiert hatte, die ihn immer noch erstaunte. Zum Glück war wenigstens das Gefühl der Beschämung abgeklungen. Was sollte er tun, auch ein sanftmütiger Christophorer wie er war letztlich nur ein Mann.
    Es war schon etwas Wahres daran, überlegte Bruder William, wenn das männliche Geschlecht von Frauen mitunter als mechanistisch beschrieben wurde. Der Mann als simples Aktion-Reaktion-Wesen, das, nur von einer dünnen Schicht kaschiert, nicht anders handelt – wegen seiner Konditionierung nicht anders handeln kann –, als der berühmte Pawlowsche Hund. Jenes bedauernswerte Wesen, das auf ein Klingelzeichen zu sabbern begann. Das Gehirn des Tieres hatte gelernt, dieses Signal mit Fressen gleichzusetzen.
    Die kaum wahrnehmbare Schicht, die das Sabbern nur unvollkommen überdeckte, war der Ort, mit dem Mann sich nach außen offiziell identifizierte. Hier war alles untergebracht, was ihn ausmachte, seine Kultur, seine Intelligenz, seine sorgsam herausgebildeten Fertig- und Fähigkeiten. Es war der Ort, in dem sich das verankert hatte, was man Zivilisation nannte. Eine ziemlich löchrige und zerrissene Schicht fand William, der sich mühsam aus dem Tal seiner Selbstzweifel hochreißen musste, um nicht noch weiter in eine Abwärtsspirale ziellosen Grübelns zu geraten.
    Bruder William stützte beide Arme auf die Tischplatte und stemmte sich nach oben. Längst war die dünne Zwischenwand wieder

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