Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfaust - 046 - Exodus der Mantiden

Sternenfaust - 046 - Exodus der Mantiden

Titel: Sternenfaust - 046 - Exodus der Mantiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
Vom Netzwerk:
weggeschoben worden, mit der man das so genannte Offiziers-Casino vom Rest der Kantine abgetrennt hatte.
    Es wunderte ihn nicht, dass er vor dem Schott der Kantine erwartet wurde.
    Wie selbstverständlich nahm ihn Rana ohne ein weiteres Wort zu verlieren am Arm und begleitete ihn in seine Kabine. Mit dem Ellenbogen aktivierte sie den Schließmechanismus der Tür und zog den Christophorer an seiner Kutte zu sich heran.
    Ihre weichen, feuchten, leicht geöffneten Lippen pressten sich gegen seinen Mund und ohne recht zu wissen, was da gerade geschah, schoss seine Zunge nach vorne, suchte und fand Ranas Zunge, umspielte sie, während seine Zähne sich plötzlich mit einer Heftigkeit in ihre Lippen bohrten, dass sie einen halb erstickten Schrei ausstieß, der überrascht klang und doch auch voller Lust und Vergnügen.
    Willen- und wehrlos ergab sich sein Körper dem Unvermeidlichen, das er sich gleichzeitig so sehnsüchtig herbeigewünscht hatte. Das Wollen besiegte den Verstand und alle halbherzigen, rationalen Vorbehalte. Sie fetzten sich die Kleider vom Leib, sanken auf das schmale Bett, rollten übereinander und begannen mit der wechselseitigen Erkundung der Landschaften ihrer Körper …
     
    *
     
    An eine rasche Rückkehr in die Gemächer des Palastes war jetzt nicht mehr zu denken. Die langjährige Ausübung ihrer Herrschaft hatte Königin Ggu’kha’tha Geduld, Ruhe und eine unerschütterliche Abgeklärtheit gelehrt. Ein derartiger Vorfall jedoch, wie er sich gerade eben unter ihren Augen abgespielt hatte, brachte auch sie an den Rand der Fassungslosigkeit. Aber im Gegensatz zu ihren Begleiterinnen und Begleitern ließ sie sich von der inneren Erschütterung nichts anmerken. Mit einer knappen Geste befahl sie, Kukk’tar zu ihr zu bringen.
    Pt’kx, der von allen Dienern am längsten für die Königin tätig war, ahnte, dass die empörende Angelegenheit mehr Zeit beanspruchen würde und winkte einigen Helfern, das Ruhegestell ihrer Majestät aus dem Innern des Gleiters auf die Rampe zu schieben. Vorsichtig wurde das kostbare Möbelstück, von seiner Funktion am ehesten vergleichbar mit einem Thron, auf den Rasen vor dem Gleiter gerollt.
    Dankbar ließ sich die Königin die mit herrschaftlichen Insignien versehenen Pompbänder umlegen, die am Rahmen des Gestells befestigt waren. Heutzutage lagen nur noch mittellose Mantiden in der einfachen und ursprünglichen Ausführung solcher Gestelle, die längst von Antigrav-Konstruktionen abgelöst worden waren, in denen sich Mantiden zur Ruhe begaben. In den Pompbändern des reich verzierten Transportgestells waren ebenfalls Antigravpulser eingearbeitet, sodass ihre Majestät nicht mehr so unbequem ruhen musste, wie es nur wenige Generationen früher üblich gewesen war.
    Das transportable Ruhegestell besaß in der mantidischen Gesellschaft eine weit zurückreichende Tradition. Der Gebrauch in der Öffentlichkeit war früher nicht nur der Königsfamilie vorbehalten gewesen, sondern auch von vielen lokalen und regionalen Herrschern und Adeligen praktiziert worden. Es diente natürlich nicht dazu, hochstehenden Persönlichkeiten die Möglichkeit zu geben, quasi vor Publikum ein Nickerchen abzuhalten, sondern galt ausschließlich der Repräsentation. Oft kunstvoll verziert und gearbeitet, signalisierte das Gestell schon auf den ersten Blick die Bedeutung des Ruhenden und es zeigte unmissverständlich zweierlei: Zum einen schwebte der Herrscher darin über seinen Untertanen; zum anderen leitete sich die Überlegenheit und der Machtanspruch des Ruhenden nicht zuletzt davon ab, es sich leisten zu können, nicht zu arbeiten. Denn das taten schließlich andere für ihn.
    Das ging so weit, dass der Ruhende mit seinem Gestell demonstrierte, noch nicht einmal mehr auf den Gebrauch der eigenen Beine angewiesen zu sein.
    In einer viele Jahrhunderte zurückliegenden Phase der mantidischen Geschichte hatte es zu einigen seltsamen Interpretationen dieser symbolträchtigen Einstellung geführt. Während der Herrschaft von Rpt’gkt’ffr dem Faulen soll der König die letzten sieben Jahre das Gestell überhaupt nicht mehr verlassen haben. Für jeden Handstreich, jede Bewegung gab es eine eigens dafür abgestellte Dienergruppe. Kein Wunder, dass ihm die Geschichtsschreibung schon kurz nach seinem Ableben den Beinamen der Faule verlieh. Zum Schluss hatte sich der Herrscher sogar geweigert zu reden und Anweisungen an jemand von außerhalb zu geben, weshalb es zur Einführung des Amtes eines

Weitere Kostenlose Bücher