Sternenfaust - 046 - Exodus der Mantiden
entbunden und gab die Anweisungen der Königin nur an die ständig größer werdende Dienerschar weiter.
Er hatte bereits vor langer Zeit darum gebeten, bis zu seinem natürlichen Ende dienend an ihrer Seite sein zu dürfen. Eine Bitte, die Ggu’kha’tha mit einem Schluchzen gewährt hatte und das nicht nur in einer leichtfertig dahingesagten Bemerkung, sondern sogar in seiner Personalakte schriftlich niedergelegt und persönlich besiegelt hatte. Solch ein besiegeltes Wort von Seiten eines Königs oder einer Königin galt seit Mantidengedenken als ehernes Gesetz.
»Ich kann etwas besiegeln, aber genau so gut kann ich dieses Siegel wieder brechen …«, hatte sie vor ein paar Minuten zu ihm gesagt. Zutiefst erschüttert, aber – so hoffte er – ohne sich etwas anmerken zu lassen, hatte er sich nach dieser unglaublichen Bemerkung zurückgezogen.
Wo sollte er denn hin?
Aus seiner Familie lebten nur noch entfernte Verwandte, die sich wahrscheinlich nur deshalb an ihn erinnerten, weil er eine bedeutende Stellung bei Hofe einnahm. Falsch, eingenommen hatte …
Pt’kx konnte sich seinerseits kaum an ein Gesicht aus der fernen, weitläufigen Verwandtschaft erinnern. Eine Frau hatte er sich nicht genommen, keine eigenen Kinder gezeugt. Seine Familie – obwohl er das selbstverständlich niemals laut ausgesprochen hätte – war doch die Königin! Natürlich war es anmaßend, so etwas auch nur zu denken. Trotz aller Nähe, die bis vor Kurzem zwischen ihnen bestanden hatte, war doch der Standesunterschied zwischen dem einfachen, alten Diener und der Königin viel zu groß, letztlich unüberwindbar. Dennoch hatte er ihr sein Leben gewidmet und er hätte es ihr auch ohne Frage geopfert, wenn sie angegriffen worden wäre.
Als Ggu’kha’tha das erste Mal heiratete und ihre ersten beiden Gelege zur Welt brachte, hatte Pt’kx dafür gesorgt, dass der königliche Nachwuchs die bestmögliche Erziehung und Ausbildung bekam. Als wenig später ihr Gemahl starb, hatte sie erneut ihre Macht und ihre Position festigen können. Ihr zweiter Mann, der wesentlich jünger war als sie, trug das seine dazu bei, die Schar der königlichen Nachkommenschaft weiter zu vergrößern. Noch dreimal gelang es Ggu’kha’tha erfolgreich ein Gelege zur Welt zu bringen. Ihre Mutterschaft überstieg damit das übliche Maß um ein Vielfaches.
Beide Männer stammten aus einflussreichen Familien, die sie erfolgreich an sich zu binden verstand. Die Kinder waren das perfekte Bindemittel, auf deren Grundlage sich ein andauernder Einfluss aufbauen ließ.
Dap’tol, ihr zweiter Mann, mischte sich ebenso wenig in die Staats- und Regierungsgeschäfte ein, wie es ihr erster getan hatte. Beide begriffen von Anfang an ihre Rolle und hielten sich im Hintergrund. Seit klar war, dass Ggu’kha’tha kein weiteres Gelege zur Welt bringen würde, hatte sich Dap’tol eine neue Aufgabe gesucht und verwaltete jetzt königliche Güter auf Mrrmpl, einer der selenreichsten Welten des mantidischen Imperiums. Seitdem sahen er und die Königin sich nur noch selten.
Pt’kx haderte mit sich und zermarterte sein Gehirn: Was war gewesen? Was war geschehen? Irgendetwas musste er doch getan haben, weshalb sie auf einmal so kalt und abweisend zu ihm war, ja, ihm sogar die Tür wies.
Es fiel ihm nichts ein, so sehr er sich auch anstrengte und nachdachte. Der Gedanke war ungeheuerlich, aber es gab von seiner Seite keinen Anlass, der den Zorn der Königin verursacht haben könnte. Er wagte es kaum zu denken, aber seit diesem unseligen Duell zwischen Kukk’tar und Zkx’ttr hatte sich die Königin verändert. So stark verändert, dass sie nicht mehr dieselbe war.
Er zuckte heftig zusammen, denn als sich dieser nachgerade ketzerische Gedanken in seinem Kopf formte, stieß er – tief in seine düstere Grübelei versunken – auf dem Gang mit Prinzessin Qua’la zusammen. Sofort senkte er demütig den Kopf und entschuldigte sich in übertriebener Weise.
»Das war meine Schuld, Prinzessin. Ich bin untröstlich …«
»Ist schon gut, Pt’kx«, sagte Qua’la. »Es ist doch nichts passiert.«
»Nichts passiert? Ganz im Gegenteil, das hätte mir nicht passieren dürfen. Ich bin ein ungeschickter, nutzloser, alter Mann. Wenn mich doch jemand einfach entsorgen könnte …«
»Was reden Sie da, Pt’kx! Ich will solch einen Unsinn nicht hören!«
»Sie haben recht, Prinzessin. Ich fasele nur noch dummes Zeug. Hören Sie nicht auf mich …«
Mit diesen Worten wollte er sich,
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