Sternenfaust - 046 - Exodus der Mantiden
meisten anderen im Raum. »Es ist eine Flotte der Basiru-Aluun …«
»Wo sind die hergekommen«, kreischte die Königin. »Es ist doch völlig unmöglich, dass sich eine derartige Flotte unbemerkt an unser System annähern kann …«
»Sie haben sich nicht angenähert, Majestät«, antwortete der Offizier. »Sie waren plötzlich da. Von einer Sekunde zur nächsten waren sie auf einmal da …«
Die Königin schüttelte in einer fast menschlich wirkenden Weise ungläubig den Kopf. In einem kleineren Bildfenster war immer noch die Gesamtansicht des Planeten zu sehen. Dort veränderte sich etwas. Das Lichtblitzen nahm mit einem Mal weiter an Intensität zu, sodass auf dem Orterbild wegen Überstrahlung und vielfarbigem Gefunkel fast nichts mehr zu erkennen war.
Auch das einzelne Kristallschiff auf dem großen Bild strahlte jetzt in gleißendem, pulsierenden Licht. Gleichzeitig, so als befände sich das Schiff nicht nur als Orterbild sondern real mitten in dem Raum, inmitten der Schlossanlage, begannen die Wände, die Decke und der Boden des Gemachs so stark zu leuchten, als bestünden sie aus Seidenpapier, hinter dem Scheinwerfer installiert waren.
Mit dem Licht kam die Stimme.
Sie sprach nicht, sondern bildete sich im Kopf eines jeden Einzelnen. Obwohl das, was sie in dieser Weise vermittelte, so detailliert und umfangreich wie eine vielbändige Enzyklopädie war, dauerte es doch nur den Bruchteil einer Sekunde.
Und danach begann der Exodus der Mantiden …
*
»Das gesamte mantidische Imperium?« Commodore Kim Ray Jacksons Stimme krächzte und überschlug sich gleichzeitig. Auf dem Bildschirm im kleinen Konferenzraum der STERNENFAUST sah es aus, als wolle ihr Vorgesetzter die Kamera verschlucken, die ihn aufnahm und per Bergstrom-Funk ins Schiff übermittelte.
»Das gesamte mantidische Imperium«, wiederholte Dana Frost geduldig. »Alle Mantiden wurden evakuiert und zwar innerhalb von wenigen Stunden. Die Basiru-Aluun benutzten sogenannte Lichtbrücken, die sich überall an jeder Straßenecke bildeten. Es muss sich um Materietransmitter gehandelt haben, die die Mantiden ohne Zeitverlust in ihre neue Heimat brachten.«
»Und wo ist das und vor allem, woher wissen Sie das?«, knurrte Jackson.
»Ein vertrauenswürdiger mantidischer Freund bekam von den Basiru-Aluun die Erlaubnis, nachdem die Evakuierung abgeschlossen war, uns noch einmal auf der STERNENFAUST zu besuchen, und hat uns ein Bilddokument seiner neuen Heimat überlassen. Soll ich es Ihnen überspielen, Sir?«
»Später, später, Captain. Was ist mit den Dronteträgern geschehen?«
»Die mussten dableiben. Es gab zum Glück weniger, als wir befürchtet hatten. Die meisten davon im königlichen Palast. Die Aktion der Basiru-Aluun hat verhindert, dass die Dronte ihre Pläne umsetzen konnten. Wer von ihnen, wie Königin Ggu’kha’tha, versucht hat, ebenfalls eine Lichtbrücke zu betreten, starb einen qualvollen Tod. Der Transmitter erkannte Dronte und zersetzte sie augenblicklich. Für die Wirtskörper, wie auch die Dronte selbst war das physisch nicht zu überstehen. Es muss ihnen regelrecht die Organe zerrissen haben …«
»Aber das heißt, es sind Dronteträger auf Mantis VI zurückgeblieben. Was haben Sie mit ihnen gemacht?«
»Sie meinen, was wir mit den Dronte gemacht haben, Sir?«, fragte Dana ungläubig zurück.
»Sie haben mich richtig verstanden, Captain …«
»Was hätten wir tun sollen, Sir?«
»Umbringen natürlich!« Wieder begann sich Jacksons Stimme zu überschlagen.
Man merkt ihm den Druck an, unter dem er steht , dachte Dana. Er hat sich nicht mehr unter Kontrolle …
»Sir«, erwiderte sie und zwang sich so ruhig wie möglich zu antworten, »Sie wissen bereits, dass wir keine vierundzwanzig Stunden hatten, um die Menschen, die auf Mantis VI gelebt und gearbeitet haben und ganz nebenbei auch uns selbst in Sicherheit zu bringen. Ganze drei weitere Schiffe der Solaren Welten waren neben der STERNENFAUST im Mantis-System für insgesamt mehr als dreihundert Leute! Sir, das war eine logistische Meisterleistung. Uns standen keine Lichtbrücken zur Verfügung, sondern nur ein paar Shuttles … Wir haben niemanden zurücklassen müssen …«
»Außer ein paar Dronteträgern, die jetzt einen ganzen Planeten für sich allein haben!« Der Vorwurf war unüberhörbar.
»Es wäre unmöglich gewesen, sie alle ausfindig zu machen und zu eliminieren, Sir.« Allmählich schwoll Dana der Hals. »Ich gehe davon aus, Sie wissen, wie
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