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Sternenfaust - 051 - Ins Herz des Feindes

Sternenfaust - 051 - Ins Herz des Feindes

Titel: Sternenfaust - 051 - Ins Herz des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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die dicke, unempfindliche und von schuppenartigen Hornplatten besetzte Haut nicht zu erkennen. Die einzigen Zeichen, aus denen sich gewisse Rückschlüsse ziehen ließen, waren die Bewegungen der Arme und Beine – etwa wenn eine Ausgleichsbewegung für einen bevorstehenden Angriff um Sekundenbruchteile vorweggenommen wurde.
    Du kannst nicht gewinnen! , signalisierte Man’ran in Zeichensprache mit den beiden zierlichen Händen.
    Aber Seb’an beeindruckte dies nicht.
    Anstatt den Versuch einer psychologischen Kriegsführung zu starten, konzentrierte er sich ausschließlich auf kleinste Bewegungen und Gewichtsverlagerungen seines Gegners, die ihn vorwarnen konnten. Die Radio-Ortung, die im Vakuum des Weltalls das Ultraschall-Sonar ersetzen musste, war nicht ganz so fein wie der natürliche Hauptsinn der Kshagir, aber immer noch fein genug. Die entstehende Unschärfe war letztlich nur eine Herausforderung an das Gehirn, die eventuell fehlenden Daten durch plausible Annahmen zu ersetzen.
    Blitzschnell trat Seb’an jetzt vor. Mit der großen Pranke täuschte er einen Angriff vor, aber in Wahrheit erfolgte die Attacke mit den zarten Händen!
    Er bekam eines der Beine zu fassen und schleuderte Man’ran einige Körperlängen in die Höhe.
    Der Kommandant drehte einen Salto und krachte schließlich auf den harten, kristallinen Boden.
    Die Kraft, die Seb’an aufgewandt hatte, um seinen Vorgesetzten emporzuschleudern, reichte offenbar noch nicht aus, um Man’ran außerhalb des Gravitationsfeldes zu bringen. Im Übrigen war dies unter anderem sicher den geschickten, reflexartig ablaufenden Ausgleichsbewegungen zu verdanken, die jedem Mitglied der Kshagir-Truppe in Fleisch und Blut übergegangen war. Bewegungen, mit deren Hilfe man dem Angriff des Gegners einen Teil seine Kraft nehmen konnte.
    Man’ran rappelte sich wieder auf.
    Er rollte einmal um die eigene Achse und sprang anschließend ansatzlos in Kampfstellung.
    Du hast viel gelernt. Aber nicht genug, um deinen Kommandanten zu besiegen! , signalisierte Man’ran mit seinen zarten Händen.
    Für einen Krüppel kämpfst auch du ganz gut! , lautete die Bedeutung der Zeichen, mit denen Seb’an jetzt antwortete. Er hatte sich diese Erwiderung einfach nicht verkneifen können. Der Begriff Krüppel bezog sich dabei auf ein klassisches Vorurteil der Kshagir, das den Dronte, die sich intensiv mit ihrer Kampfund Lebensweise befasst hatten, natürlich bekannt war. Ein Kshagir, dem der kräftige Arm links und die beiden zarten Arme rechts aus der Schulter wuchsen, hatte es in jenen Zeiten, als die Wirtskörper noch sich selbst regierten und nicht in die Neue Ordnung integriert waren, als Krüppel gegolten, da die Armverteilung bei neunzig Prozent der Kshagir genau andersherum war.
    Es gab eine Reihe negativer Eigenschaften, die man bei den Kshagir traditionellerweise dieser Minderheit zugeschrieben hatte.
    Ein Krüppel hätte daher niemals Krieger werden und in der gesellschaftlichen Hierarchie aufsteigen können.
    Die Dronte sahen dies natürlich nüchterner. Der Anteil der Verkehrtarmigen hatte sich in der Zeit, in der sie nun schon Kshagir-Körper als Wirte verwendeten, nahezu angeglichen.
    Aus irgendeinem Grund machte Man’ran die Bezeichnung Krüppel immer sehr wütend. Es musste sich um eine tief verwurzelte, möglicherweise sogar genetisch bedingte Reflexreaktion des Kshagir-Gehirns handeln, dem sich auch der Dronte-Parasit auf Grund der engen Verflechtung mit seinem Wirt kaum entziehen konnte. Rudimentäre Reste der ausgelöschten Kshagir-Persönlichkeit.
    Eine Persönlichkeit, die im Übrigen zum Zeitpunkt der Implantierung gerade erst erwacht sein konnte, denn den Kshagir wurden bereits kurz nach dem Verlassen der Spucklarve und der damit zusammenhängenden Metamorphose die Dronte eingepflanzt. Bei anderen Spezies konnte man gefahrlos warten, bis sie erwachsen waren und die Persönlichkeitsreste des Wirtsbewusstseins – soweit es überhaupt zur Entstehung eines Bewusstseins gekommen war – sicher und vollständig entfernen.
    Bei den Kshagir war das schwieriger, denn es gab einen für Spezies diese Intelligenzstufe ungewöhnlich hohen Anteil an genetisch übertragenem Wissen.
    Man’ran spürte, wie Wut in ihm aufkeimte. Eine reflexartige Regung, die über die neuronalen Verbindungen aus den Tiefenregionen des Kshagir-Hirns hineinschwappte. Er wusste, wie gefährlich es sein konnte, sich dieser Wut hinzugeben. Sie sorgte dafür, dass er nicht mehr mit der nötigen

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