Sternenfaust - 053 - Die Morax
durfte sie nicht an sich heranlassen.
Der Anflug in das Planetensystem gestaltete sich quälend langsam.
Irgendwann gesellte sich van Deyk zu seinem Captain. »Die ersten Messungen müssen gleich einlaufen, dann wissen wir sicher schon mehr. Allerdings … nach 22 Tagen reiner Flugzeit, die wir nun einmal bis hierher benötigt haben, können wir sicher nicht mehr mit sonderlich ›frischen Werten‹ rechnen. Hoffentlich sind überhaupt brauchbare Messungen dabei.«
Dana nickte. »Ja, sicher ist das nicht. Ich verstehe auch die J’ebeem nicht. Irgendeiner ihrer Raumer muss doch näher an dieser Welt gestanden haben als wir – oder der MOND VON KANASH. Wir sind schließlich einmal quer durch ihr Reich geflogen. Wenn man sich vielleicht auch nicht direkt nach Otano gewagt hätte, so wären schnelle Messwerte doch sicher machbar gewesen.«
»Wie war das noch mit den Kastanien, die doch besser die anderen aus dem Feuer holen, wenn ich das einmal so sagen darf?« Van Deyk mochte damit durchaus richtig liegen. Wenn bei so einer Aktion dann irgendetwas schief ging, dann konnte man ja wunderbar die Schuld von sich weisen und sagen, dass man sich doch besser nicht auf andere verlassen sollte. Alles musste man selbst machen … Dana hatte ähnliche Dinge schon mehr als einmal erlebt.
Lieutenant Susan Jamil, die an der Kommunikations-Konsole saß, meldete sich als Erste. »Captain, ich empfange von der Planetenoberfläche eine undefinierbare Menge von Sendungen.«
Dana Frost blickte irritiert zu Lieutenant Jamil. »Was darf ich unter ›Sendungen‹ verstehen, Lieutenant?«
Susan Jamil blickte Frost in die Augen. »Radiowellen … allesamt im Ultrakurzwellenbereich. Sie sind jedoch so stark verzerrt, dass ich keine dieser Nachrichten entziffern kann.«
»Ultrakurzwelle?« Commander van Deyk runzelte die Stirn. »Das gute alte Radio?«
Susan Jamil schüttelte den Kopf. »Nein, Sir, eher so etwas wie Amateurfunker. Das war in vergangenen Zeiten ja auch auf der Erde ein weit verbreitetes Hobby. Ich habe das Gefühl, als würden dort unten die Überlebenden verzweifelt versuchen, untereinander Kontakt aufzunehmen.
Oder – zumindest haben sie es versucht. Die Sender sind zwar relativ schwach, aber sie laufen auf Dauerbetrieb. So eine Art Netzwerk, vermute ich. Aber entscheidend ist, was diese Sendungen so überlagert und verzerrt. Das verstehe ich nicht.«
»Alle Entzerrer und sonstigen Filter versucht?« Van Deyk kannte die Antwort im Grunde schon, denn Susan Jamil arbeitete präzise und selbstständig.
»Alles ausprobiert, Sir. Das Ergebnis ist leider negativ.«
»Captain, ich glaube, ich kann die Antwort geben. Ich lege die Werte auf Ihren Schirm.« Die Ansage kam von Lieutenant Ashley Briggs. Seine Scanner lieferten nun erste Ergebnisse.
Erschreckende Ergebnisse!
Der ganze Planet war nichts weiter als eine einzige große Wunde, in der harte atomare Strahlung tobte! Ehe auch nur irgendwer einen ersten Kommentar abgeben konnte, war schon jedem auf der Brücke der STERNENFAUST II klar, dass sie auf Otano nichts finden würden, als einen riesigen, planetenumspannenden Friedhof.
»Verdammt!« Lieutenant Commander Robert Mutawesi konnte den Fluch nicht mehr verhindern. »Welche raumfahrende Rasse verlässt sich auf solche Offensivwaffen? Die müssen wahnsinnig sein.«
Stephan van Deyk schüttelte den Kopf. »Wahnsinnig? Nicht unbedingt, aber auf jeden Fall sind sie nicht darauf aus, die von ihnen angegriffenen Welten zu okkupieren. Das hier ist sinnlose Zerstörung, wie ich sie zuvor so noch selten gesehen habe.«
Dana Frost schwieg dazu. Sie wartete auf die Bilder, die von den Sonden übertragen wurden. Als die endlich kamen, konnte man in der Zentrale die berühmte Stecknadel zu Boden fallen hören. Es war nicht das erste Mal, dass man Bilder von einem Kriegsschauplatz zu sehen bekam. Ganz sicher nicht.
Doch das hier übertraf wirklich alles, was an Sinnlosigkeit je geboten worden war. Jeder Invasor war bestrebt, strategische Ziele zu zerstören. Die ersten Ziele waren stets die Raumhäfen, durch deren Vernichtung man das Starten der noch am Boden befindlichen Schiffe verhinderte; dann folgten Militärbasen, Regierungszentren, Produktionsstätten – bei denen man jedoch im Allgemeinen sehr wohl zu trennen wusste, was entbehrlich war und was nicht.
Hier jedoch hatte es offensichtlich absolut keine strategischen Vorgaben gegeben. Es sei denn, man zählte flächendeckendes Bombardement als solche. Es war wohl nur
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