Sternenfaust - 053 - Die Morax
mutmaßen. »Aus Hass auf alles Schöne? Aus reiner Zerstörungswut? Ich weiß es nicht. Vielleicht wollten sie auch nur nutzlosen Ballast abwerfen … einfach so.«
Sifana starrte noch Minuten lang in Richtung der atomaren Hölle, dann gab sie sich einen Ruck. »Komm, wir müssen uns einen Unterschlupf suchen. Ich will das hier überstehen. Mich sollen sie nicht klein kriegen, nicht mich! Ich will sehen, wie man sie dafür zur Rechenschaft zieht. Komm, Merlik.«
Sie ging los – einfach so. Es war schließlich auch gleichgültig, welche Richtung sie wählen würden, denn überall erwartete sie Tod und Zerstörung.
Vielleicht war die ersehnte Hilfe ja bereits unterwegs? Sifana hatte Recht. Sie mussten das hier überleben, damit die Galaxis erfuhr, was geschehen war – auf welche Gefahr man sich einzustellen hatte.
Merlik Talas aus dem Haus Haskano schloss sich Sifana Fanshur an, die dem Hohen Haus Lovinar angehörte … doch das gab es nun nicht mehr.
Für sie gab es nur einen Weg – und der ließ sich besser zu zweit gehen.
*
Die angespannte Stimmung in der Zentrale der STERNENFAUST II steigerte sich von Minute zu Minute.
Captain Dana Frost wusste ganz genau, dass ihr sofort und ohne Aufforderung jede noch so winzige Veränderung gemeldet würde, doch sie konnte sich dennoch nicht gänzlich zurückhalten. »Lieutenant Briggs?«
Der Angesprochene verzog keine Miene. Er konnte die unterschwellige Nervosität bei seinem Captain sehr gut verstehen. Dennoch blieb ihm nicht weiter zu tun, als Frost die immer gleiche Meldung zu geben.
»Nichts, Captain. Rein gar nichts. Wir sind hier sozusagen mutterseelenallein auf weiter Flur.« Das entsprach zwar nicht unbedingt einer korrekten Meldung, doch Dana Frost begriff, dass es auch in ihrer Crew brodelte. Da rutschte schon einmal das eine oder andere überflüssige Wort mit in eine Meldung.
Das war nachvollziehbar, denn ihre Mission konnte man als äußerst heikel bezeichnen. Vor nahezu 30 Tagen war der knappe Hilferuf von dem Planeten Otano abgestrahlt worden. Er enthielt keine Details, wohl aus Unwissenheit darüber, wer die Welt so unvermittelt angegriffen hatte. Bis die J’ebeem ein Hilfeersuchen an ihre Verbündeten gestellt hatten, waren einige Tage vergangen. Dazu kam, dass Otano wirklich weit abseits im j’ebeemschen Machtbereich lag – beinahe am anderen Ende, von den Solaren Welten der Menschheit aus gesehen.
Es war nicht allein die Sorge, dieser unbekannte Feind würde sich noch in der Nähe des Systems aufhalten, in dem Otano lag, die Dana Frost immer wieder nach Ortungssignalen fragen ließ. Es war auch die Verwunderung darüber, offenbar wieder einmal am schnellsten vor Ort anzukommen.
Es war ihr angekündigt worden, dass sich die Schwesterschiffe SONNENWIND, AMSTERDAM sowie die MARIA STEWARD gleichfalls auf den Weg hierher gemacht hatten, doch mit keinem der drei bekamen sie Funkkontakt.
Mit dem ebenso angekündigten Dreadnought NELSON hätte Frost eh noch nicht rechnen können, denn der war nun einmal nicht so schnell – und zudem mindestens so weit vom Zielort stationiert wie die anderen Raumer.
Unverständlich jedoch war für sie das Fehlen der Schiffe der J’ebeem. Besonders die MOND VON KANASH unter den Kommando von Siron Talas sollte hier sein. Der Kreuzer war zwar nicht so schnell wie die STERNENFAUST II, doch es war ein wenig früher hierher aufgebrochen. Es konnte zumindest nicht mehr lange dauern, bis die MOND VON KANASH auftauchte.
Dana Frost wäre das sehr lieb gewesen, denn sie hielt Siron Talas für einen mehr als vernünftigen Mann, der vor dem Handeln nachdachte, was man nun leider nicht von allen Raumschiffkommandanten behaupten konnte; Dana schloss einige ihr bekannte Star Corps Mitglieder da gar nicht aus.
Sicher, es wäre leicht gewesen, die MOND per Funk anzurufen, doch solange Frost nicht wusste, mit wem sie es hier unter Umständen zu tun bekam, solange wollte sie auf einen regen Funkverkehr verzichten.
»Nicht Freund, nicht Feind …« Der Erste Offizier der STERNENFAUST, Commander Stephan van Deyk, stand direkt neben seinem Captain. »Dafür jedoch endlich das Ziel vor Augen.« Er deutete auf den Hauptbildschirm. »Bald wissen wir mehr.« Das System, in dem Otano lag, war nun schon deutlich sichtbar.
Es war natürlich nur ein subjektiver Eindruck, der von dem Wissen um die dortigen Geschehnisse geprägt wurde, doch irgendwie erschien das Bild bedrohlich. Dana Frost schüttelte den Kopf. So einen Unsinn
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