Sternenfaust - 053 - Die Morax
Verseuchung nur unzulässig abwehren konnte? Ohne die entsprechenden Chemikalien war dieser Vorgang einfach nicht zu stoppen. Tag um Tag waren er und Sifana durch die Ruinen der einmal so herrlichen Stadt gestolpert … und immer schwächer waren ihre Körper geworden, immer schwächer …
Doch das, was sie gesucht hatten, war nirgendwo zu finden gewesen. Die Chance auf Heilung ging immer weiter auf null zu. Dazu kam das Grauen, das ihre Augen hier in jedem Moment erblickten. Bald schon waren beide in einem erbärmlichen Zustand, der weitere Exkursionen nahezu unmöglich machte. Sifana war es letztendlich gewesen, die den Raumhafen am Rand von Otarak als Ruhepunkt ausgesucht hatte.
Es konnte durchaus die letzte Zuflucht für sie sein, das war Merlik klar. Dennoch hatte er sich an dem Sender des Towers zu schaffen gemacht, der ganz sicher zu schwach für einen Erfolg versprechenden Hilferuf war, dessen Leistung jedoch zumindest bis an die Grenzen des Planetensystems reichen mochte.
Talas war versucht, erneut in die Bewusstlosigkeit abzugleiten. Dieser Zustand erschien ihm der verlockendere zu sein, doch die Stimme störte ihn erneut. Er versuchte, sich zu erinnern, ob er der Intonation dieser Stimme ein Gesicht zuteilen konnte, dessen Bild sich tief in seinen Erinnerungen befand. Es wollte noch nicht gelingen.
Hatte er einen Kontakt zustande gebracht? Waren da denn tatsächlich Stimmen aus der Empfangsanlage gedrungen? Stimmen … eine Stimme, die einer Frau. Eine fremde Stimme jedenfalls.
Die hier war nicht fremd.
»Sifana?« Es war nicht die Stimme der Vertrauten, die ihm nun antwortete. Merlik schaffte es, die Augen zu öffnen. Er sah das Gesicht einer Frau, die sich über ihn beugte; es war umhüllt von einer transparenten Helmfolie, die nahtlos in einen dünnen Schutzanzug überging.
»Nein, nicht Sifana. Ihre Freundin liegt keine drei Schritte von Ihnen entfernt, und ich versichere Ihnen, es geht ihr den Umständen entsprechend gut. Mindestens so gut wie Ihnen. Ich bin Lieutenant Simone Gardikov, leitende Ärztin an Bord des Sondereinsatzkreuzers STERNENFAUST II. Und nun entspannen Sie sich erst einmal, Merlik Talas – Sie sind tatsächlich in Sicherheit. Wahrscheinlich sind Sie und Sifana die einzigen Überlebenden von ganz Otano. Zumindest haben wir bislang noch keine weiteren entdecken können.«
Menschen … Merlik war überrascht, dass ein Schiff des Star Corps Otano zuerst erreicht hatte. Diesen Gedanken verwarf er augenblicklich, denn letztendlich spielte das doch keine Rolle. Vorsichtig testete er seine Stimme, die ihm noch nicht ganz gehorchen wollte. Er hörte sich an wie ein quietschender Türscharnier. »Sind wir noch auf Otano?«
Die Frau schüttelte den umhüllten Kopf. »Sie befinden sich in meiner Krankenstation, besser gesagt – in der Krankenabteilung der STERNENFAUST II. Ich denke, unser Captain wird Ihnen sicher bald ein paar wichtige Fragen stellen wollen.«
»Genau so ist es, Doktor.« Merlik war verwirrt, denn nun erschien in seinem begrenzten Blickfeld eine weitere Person – ebenfalls eine Frau, die wie der Doktor Schutzkleidung trug.
»Ich bin Dana Frost, Captain der STERNENFAUST II. Zu Erklärung für Sie: Als der Notruf von Otano aufgefangen wurde, waren wir gemeinsam mit der MOND VON KANASH auf einer Mission. Der Kommandant Siron Talas ist Ihr Cousin, richtig?«
Merlik nickte nur kurz bestätigend. Das Sprechen war noch sehr anstrengend, und bei jedem Wort brannte seine Kehle wie Feuer.
Dana Frost fuhr fort. »Offenbar waren wir schneller als er. Wir erwarten das Schiff jedoch stündlich. Sobald es hier erscheint, werden wir Sie und Ihre Begleiterin Ihrem Cousin übergeben. Ich denke, dort ist man auf die spezielle Anatomie der J’ebeem besser eingestellt als wir das sind.«
»Sie verdanken es Ihren doppelten Organen, dass Sie überhaupt noch leben«, sagte die Ärztin. »Ein Mensch hätte die lange Zeit in dieser atomar verseuchten Hölle niemals überstanden. Aber wir wollen ehrlich zu Ihnen sein, Merlik Talas.« Doktor Gardikov warf einen Blick auf die Monitore über dem Krankenbett. Was sie dort ablesen konnte, gefiel ihr nicht. »Die Strahlung hat Schäden an Ihren Körpern verursacht, die ich als irreparabel bezeichnen muss. Aber vielleicht kann die Medizin Ihres Volkes da mehr erreichen als ich.«
Die zierliche Frau blickte zu der jungen J’ebeem, die den Kopf abgewandt hatte; Sifana wollte ihre Gefühle verbergen, die sie zu übermannen drohten.
Simone
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