Sternenfaust - 053 - Die Morax
Screen vor ihr.
Irgendetwas an diesem Bild störte sie. Etwas war da falsch. Etwas fehlte … »Lieutenant Briggs. Kann es sein, dass sich diese Simulation einzig und allein auf die Angriffe gegen den Planet beschränkt?«
»Ma’am? Wie kommen Sie zu dieser Vermutung? Ich …«
Briggs stutzte. Plötzlich begann er mit hektischen Bewegungen eine Schnellkalibrierung seiner Ortung einzuleiten. Sekunden später nur schüttelte er schweigend den Kopf. Er verfluchte seine eigene Unzuverlässigkeit, denn Captain Frost hatte entdeckt, was ihm entgangen war – ihm, und all den anderen auf der Brücke, die diese Simulation betrachteten. Allesamt hatten sich ausschließlich auf die angezeigten Aktivitäten zwischen den Mutterschiffen und Otano konzentriert. Den Rest hatten sie außer Acht gelassen.
»Captain, meine Ortung funktioniert tadellos«, meldete er schließlich. »Was wir sehen, dass entspricht den gemessenen Signaturen. Die sind zwar allesamt nur noch schwach anzumessen, doch es sind definitiv alle, die vorhanden sind.«
Robert Mutawesi gab einen verblüfften Laut von sich. Dann erkannte auch er, was Frost und Briggs so verblüfft hatte. »Ja natürlich – wie konnte ich das bisher nur übersehen?« Als er van Deyks fragenden Blick bemerkte, deutete der Taktikoffizier auf die vom Computer gezeichneten sechs Punkte der Mutterschiffe. »Wenn wir Restemissionen der Jäger und Landeshuttles der Aggressoren aufspüren können, müsste das bei den sechs Raumriesen ebenfalls der Fall sein. An- und Abflug hätten deutliche Signaturen hinterlassen müssen. Aber da ist nichts. Überhaupt nichts.«
Mutawesi konnte van Deyk ansehen, wie der nach einer Erklärung suchte. Mehrfach wollte der Erste Offizier zum Sprechen ansetzen, doch erließ es dann doch bleiben.
Dana Frost übernahm das für ihn. »Sie werden sich nicht an Ort und Stelle gezaubert haben. Die Erklärung finden wir sicher nicht, indem wir die Simulation anstarren.« Mit einer kurzen Bewegung schaltete sie sich in die interne Kommunikationsanlage der STERNENFAUST II. Frosts Stimme war nun an jedem Ort, in jedem noch so kleinen Raum des Schiffes zu vernehmen. »Der Captain spricht. Wir haben den Zielort unserer Mission erreicht. Der Planet Otano wurde von bislang unbekannten Angreifern bombardiert.
Nun herrscht dort starke radioaktive Strahlung vor. Seine Oberfläche ist zu großen Teilen zerstört. Wir kennen die Aggressoren nicht, wissen demzufolge auch nicht, worauf wir uns einzustellen haben. Ich fordere von jedem Besatzungsmitglied allerhöchste Aufmerksamkeit. Bei nicht zu erklärenden Vorfällen ist unverzüglich Meldung zu machen. Jede Kleinigkeit kann von großer Wichtigkeit sein. Also seien sie auf der Hut. Frost – Ende.«
»Captain, ich habe Funkkontakt mit Otano.«
Mit zwei Schritten war Dana bei Susan Jamil, die Feinabstimmungen vornahm, um den Sender nicht wieder zu verlieren. Eine Sekunde später war eine verzerrte Stimme aus den Lautsprechern in der Zentrale zu vernehmen. Die Lautstärke schwankte heftig. Es fiel schwer, der Stimme zu folgen.
»Wenn Ihr Hilfe bringt … dann … fast zu spät. Wir sterben! Schnell … aber seit vorsichtig … harte Stra …« Dann brach die Verbindung wieder zusammen.
Lieutenant Jamil sah ihren Captain an. »Das kam von einem kleineren Raumhafen am Rande der ehemaligen Hauptstadt dieser Welt. Der Sender dort ist natürlich viel stärker, als die ganzen Hobbysender, und das hier ist keine Schleife. Da unten lebt noch jemand …«
»So, wie die Stimme sich angehört hat, wohl nicht mehr sehr lange. I.O., Sergeant Takashi soll ein Shuttle mit seinen Marines bemannen und die oder den Überlebenden von Otano holen.
Die Koordinaten gibt ihm Lieutenant Jamil durch.« Frosts Befehl wurde sofort weitergegeben.
Das Shuttle startete keine zehn Minuten später.
*
Merlik Talas hörte die flüsternde Stimme, die von weit her zu ihm drang.
Er verstand kein einziges Wort, doch die Laute erinnerten ihn an ein altes Lied, das er als Kind oft gehört und selbst gesungen hatte; es war ein Singsang, mit dem Mütter es immer wieder schafften, ihre Kleinen in den Schlaf gleiten zu lassen.
Doch das war sicher nicht die Stimme seiner Mutter – auch wenn er glaubte, immer wieder seinen Namen zu vernehmen, der in den Gesang eingebaut war.
»Merlik … Merlik Talas … komm zu dir. Es ist vorbei …«
Was sollte vorbei sein? Die ständige Todesdrohung, die über ihm hing, weil sein Körper die atomare
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