Sternenfaust - 056 - Die Verschwörung (2 of 2)
unverwechselbaren Persönlichkeit.
Wiedergeburt funktioniert nur nach der Auslöschung des Ichs , dozierte die Heerschar an Williams altklug und alle nickten synchron.
Seltsamerweise empfand er keine Furcht. Der Gedanke, dass er gerade starb, besaß nichts Schreckliches. Aber hatten die insgeheim gelegentlich belächelten Berichte von Nahtoderfahrungen nicht genau das auch festgehalten? Es gab keine Furcht! Also stimmte es doch … Insgeheim hatte er ja in einem versteckten Winkel seines Denkens die ganze Zeit widersprochen:
Er war nicht tot. Er lag nicht zerschmettert auf einem unbekannten, atmosphärelosen Planeten, in derart viele kleine Teile gesprengt, dass es den Kameraden von der STERNENFAUST II unmöglich sein würde, irgendetwas als sterblichen Überrest zu bergen und nach Hause, in die alte Heimat, zur Erde zurückzubringen.
Das war der Zweifel.
Auf einmal gab es doch ein zutiefst verstörendes Gefühl. Sollte er Unrecht haben mit seinem Zweifel, dann lebte er tatsächlich nicht mehr. Dann würden schon bald eine Reihe Menschen um ihn trauern. Plötzlich fühlte er, wie seine Wangen feucht wurden. Tränen flossen aus seinen Augen, ohne dass er eine Chance gehabt hätte, ihnen Einhalt zu gebieten.
Verdammte Meteoritenkacke! Das gibt es doch nicht! , fluchte er in Gedanken. Ich trauere hier um mich selbst … Der einsame Gipfel des Egoismus!
»Moment mal!«, flüsterte er laut. »Meteoritenkacke? Was ist das für ein bizarrer Ausdruck? So was habe ich zu meinen Lebzeiten nie gesagt!«
Seine Ohren funktionierten perfekt. Den absurden Fluch jedoch hatte gerade der Shuttle-Pilot Jorge Lugones ausgestoßen.
Mit einem Schlag war eine Weltbevölkerung aus geklonten Christophorern namens William verschwunden und statt eines alles durchdringenden weißen Lichts starrten sie durch die Bugfenster des Shuttle in die konzentrierte Strahlung einer Sonne, der sie rasch entgegenflogen.
Noch bevor Stephan van Deyk dazu kam, einen Kurswechsel zu befehlen, drückte Lugones die Nase des Shuttles nach unten. Aber wenn man sich die Welt genau ansah, konnte man schon ins Grübeln geraten, wo hier überhaupt unten und oben war. Es gab nur eine Mitte und ein Drumherum.
*
Die Stimme aus dem Lautsprecher des Bergstrom-Funkgeräts klang ein wenig hohl. So als spreche man in einen großen Stahlkessel hinein. Aber sie war laut und deutlich zu verstehen.
»Hallo, hört mich jemand. Funktioniert dieses Mistding hier?«
»Der Commander!«, schrie Susan Jamil mit sich überschlagender Stimme. Er hörte sich zwar seltsam an, aber eindeutig nicht so, als käme sein Funkspruch aus dem Jenseits.
»Ich höre Sie laut und deutlich, Commander«, antwortete sie.
»Ausgezeichnet«, sagte van Deyk. »Im Gegensatz zur Hohlwelt I funktioniert hier der Funkverkehr mit der Welt außerhalb …«
»Was ist geschehen?«, fragte Lieutenant Commander Mutawesi, der während van Deyks Abwesenheit das Kommando über die STERNENFAUST II innehatte. Er wagte nicht auszusprechen, dass er und alle anderen an Bord der STERNENFAUST vor wenigen Sekunden noch davon überzeugt gewesen waren, dass es das Shuttle bei seinem Aufprall auf den geheimnisvollen Planeten zerfetzt hatte.
»Was wohl?«, erwiderte van Deyk. »Wir sind drin … Aber fragen Sie jetzt nicht, wie uns das gelungen ist. Nicht nur in dem Punkt, dass wir uns per Bergstrom-Funk verständigen können, unterscheiden sich Hohlwelt I von II. Auch was den Zugang anbelangt. Es gibt hier nämlich nichts, was in herkömmlichem Sinne wie eine Schleuse funktioniert. Also fragen Sie nicht, wie wir da reingekommen sind …«
Dr. Gardikov stürmte auf die Brücke. Sie trug ihren Notfallkoffer. Doch die Schockstarre, die Rana Quaid beim vermeintlichen Aufprall des Shuttles erlitten hatte, löste sich gerade wieder auf.
*
»Also fragen Sie nicht, wie wir da rein gekommen sind …« Van Deyk beendete das Gespräch mit Susan Jamil. Keiner von ihnen sprach es offen aus. Und so lange sie sich nicht untereinander über das weitere Vorgehen und Verhalten abgesprochen hatten, gab es keinen Grund, die auf der Hand liegende Frage mit den Besatzungsmitgliedern der STERNENFAUST zu diskutieren.
Und vor allem fragen Sie nicht, wie wir hier wieder rauskommen …
Der Spalt, der sich beim Absturz des Shuttles in der Polregion geöffnet hatte, war nicht der Eingang in die Hohlwelt gewesen. Beides – die Frage nach einer Möglichkeit, diese Innenwelt wieder zu verlassen, wie auch der unbegreifliche
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