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Sternenfaust - 056 - Die Verschwörung (2 of 2)

Sternenfaust - 056 - Die Verschwörung (2 of 2)

Titel: Sternenfaust - 056 - Die Verschwörung (2 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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die umliegenden Urwälder jedoch genug Nahrungsangebote bereithielten, konnte diese Maßnahme den Truppen des Fürsten nicht ernsthaft schaden. Zu reich war das Angebot an Wild, das gejagt werden konnte, zu üppig und abwechslungsreich die in dieser Region wachsenden Wildbeeren und -früchte. Diese Maßnahme verschaffte den Eingeschlossenen lediglich etwas mehr Zeit.
    Während die Truppen des Feindes in gebührendem Abstand um die Mauern ihr Lager aufschlugen, fanden langwierige Diskussionen zwischen Rigbalton, Kanturiol und dem Dreierrat statt.
    Stundenlang beobachtete Kanturiol den Aufbau des Lagers mit einem Instrument, das er während der Untersuchungen in Prinz Lamfars Gemächern gefunden hatte. Zwei verschieden große Linsen auf einem Stab, die sich auf einer Schiene verschieben ließen, rückten alles, was weiter entfernt war, so nahe vors Auge, dass man meinte, man könne danach greifen. Der Stab steckte in einer dunklen Röhre. Doch so intensiv der Deserteur seine ehemaligen Truppen auch beobachtete, Odira bekam er nicht zu sehen.
    Gut möglich, dass sie bei der Überwachung des Nachschubs eingesetzt wurde …
    Ein junger Mönch namens Hillprar war vom Rriarchgon, dem geistlichen Oberhaupt des Heiligtums, zum Sprecher des Dreierrats bestimmt worden. Zwar trafen der Rriarchgon und sein Stellvertreter alle Entscheidungen bei spirituellen und religiösen Fragen, ließen sie aber durch den jüngsten des Dreierrats, nämlich Hillprar, verkünden.
    Wegen dieser umständlichen Konstellation zog sich die Debatte mittlerweile so lange hin, dass Kanturiol fürchtete, die Angreifer könnten unterdessen unumstößliche Tatsachen schaffen. Zwar war der Angriff entgegen Rigbaltons Vermutung nicht unmittelbar nach dem Verstummen der Kriegstrommeln erfolgt, aber dass er nicht mehr lange auf sich warten ließ, das war sicher.
    Fürst Malachenko und General Wrogin tun nur so, als richteten sie sich auf eine lange Belagerung ein. Davon war Kanturiol überzeugt und er wusste, dass der Herzog ähnlich dachte. Sie wiegen uns in Sicherheit. Und sobald unsere Aufmerksamkeit nachlässt, schlagen sie zu …
    »Ihr wisst, wie der Rriarchgon über die heiligen Bäume denkt«, sagte Hillprar mit der leichten Andeutung eines Kopfnickens in Richtung Kanturiol, während er dem Herzog eine tiefere Verbeugung gönnte.
    »Das heißt, wir verrammeln all unsere Tore, füllen die Gräben randhoch mit Wasser, bemannen jeden Turm und jeden Abschnitt der Mauer mit Armbrust- und Katapultschützen und lassen derweil die Hintertür sperrangelweit offen, wohl wissend, dass unser Feind dank des Verrats von Odira über dieses Schlupfloch bestens Bescheid weiß …«, knurrte Kanturiol.
    Er musste sich mühsam beherrschen, um den jungen Mönch nicht an den Schultern zu packen und so heftig zu schütteln, bis er endlich zur Vernunft käme.
    Sinnvoller wäre es, sich den dummen Rriarchgon und seinen durchtriebenen Stellvertreter vorzunehmen und ihnen die unumstößlichen Tatsachen mit der Faust in die verbohrten Köpfe zu hämmern , dachte Kanturiol bitter.
    Aber er wusste natürlich, dass das unmöglich war und dass er Hillprar Unrecht tat. Der junge Mönch war schließlich nur das Sprachrohr des Dreierrats, dem er zwar nominell angehörte, aber in dem er in Wirklichkeit nicht viel bewegen konnte.
    Er ist der Sprecher und hat doch nichts zu sagen!
    Rigbalton von Rauni legte beruhigend seine von langen Fellbüscheln überwucherte Hand auf Kanturiols Unterarm.
    »Sagt dem Rriarchgon und seinem weisen Berater, dass wir die Bedenken des Dreierrats gehört und verstanden haben. Wir werden über das, was Ihr uns mitgeteilt habt, geschätzter Hillprar, sorgfältig nachdenken.«
    Kanturiol schwieg voller Empörung. Exakt die gleichen Worte hatten sie jetzt schon unzählige Male ausgetauscht. Es schien sinnlos zu sein, noch weiter miteinander zu reden. Doch genau dies deutete der Herzog mit seiner Formulierung an. Kanturiol spürte, wie sich seine Wut allmählich auch auf ihn ausdehnte. So erzielten sie keinen Fortschritt.
    Erst war es nur darum gegangen, dass nichts unternommen werden dürfe, um die heiligen Affen vom Heiligtum fernzuhalten.
    Die Tatsache, dass sie längst von den Trommeln des Feindes vertrieben wurden, nimmt der Rriarchgon einfach nicht zur Kenntnis! Auch nicht, dass – falls wir eine Eroberung verhindern können, was unwahrscheinlich genug ist – die Luftbrücken über den Baumwipfeln schnell wieder errichten können. Sobald wieder Frieden

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