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Sternenfaust - 059 - Verloren im Nirgendwo

Sternenfaust - 059 - Verloren im Nirgendwo

Titel: Sternenfaust - 059 - Verloren im Nirgendwo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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erreicht.
    Zuvor hatte sich diese Sonne im Vergleich zu anderen Sternen zu der Karikatur eines Roten Riesen aufgebläht. Aber immer noch stark genug, die Planeten im Inneren des Systems in sich aufzunehmen. Das hatte sich vor ein paar Milliarden Jahren abgespielt, sodass seitdem Ekatat dem sterbenden Gestirn am nächsten stand. Aber auch dieser Planet war seinerzeit nicht ungeschoren davongekommen. Überall konnte man noch die Spuren einer ehemals vorhandenen Atmosphäre finden, die ein organisches Leben ähnlich dem auf anderen Welten ermöglicht hatte.
    Mittlerweile waren die Kernfusionsvorgänge im Zentrum der Sonne weit über den für Weiße Zwerge üblichen Prozess hinausgegangen und noch immer nicht zum Abschluss gekommen. Voraussichtlich zu klein, um sich irgendwann zu einem echten Schwarzen Loch zu verdichten und zu groß, um einfach zu verlöschen, setzten sich die quantenmechanischen Entartungszustände im Innern der Sonne fort.
    Wäre es nicht ein Ding der Unmöglichkeit, so könnte man aktuell eine unfassbare Menge atomar reinen Eisens aus dem Kern von Scriba-D-5 gewinnen. Noch immer strahlte das Gestirn genug Energie ab, um Ekatat während seiner rund neunstündigen Tagphasen auf etwa 5 Grad Celsius zu erwärmen. Nachts sanken die Temperaturen auf ungemütliche minus 180 Grad ab. Und jetzt war es mitten in der Nacht.
    Das seltsame Geräusch nahm nicht an Deutlichkeit zu, aber es verschwand auch nicht. Winston konnte es also nicht ignorieren, ebenso wenig das seltsame, kaum spürbare Vibrieren, das unter seinen Fußsohlen kitzelte.
    »Geräusche in einer atmosphärelosen Umgebung … unmöglich!«, knurrte er.
    Das Frappierende und ihn zutiefst Beunruhigende war nämlich, dass es ihm so vorkam, als würden die Laute im Gegensatz zum Geschrei von Umhala und Mallows hektischem Grunzen von außen in die Station dringen.
    Winston stürzte in den kleinen Kontrollraum, in dem einige Monitore eintönige Infrarotbilder der unmittelbaren Umgebung zeigten. Nichts und niemand war zu sehen, auch nicht, als er hektisch die Einstellungen der Kameras veränderte und gezielt das gesamte Umfeld absuchte.
    »Verflucht!«, schimpfte er. Es war nicht auszumachen, ob er wegen der störenden Lustschreie, die auch hier noch deutlich zu hören waren, so zornig wurde oder weil er keine Ursache für die anderen besorgniserregenden Laute fand.
    Er stieg in seinen Raumanzug, dessen Akkus – wie er sah – inzwischen wieder einigermaßen aufgeladen waren und überprüfte die für einen kurzen Rundgang um die Station und zu den Füchsen notwendigen Funktionen. Dann schaltete er Helm- und Handlicht ein und betrat in gebückter Haltung die Schleuse. Im Gegensatz zu seiner Kollegin und ihrem nervtötenden Partner war er für die Standardmaße, die den billigen, vorgefertigten Elementen, aus denen ihre Station bestand, zugrunde lagen, gute zehn Zentimeter zu groß.
    Zur gleichen Zeit, als Winston sich bücken musste, um in die Schleuse zu gelangen, jubelten Umhala und Mallow einem gemeinsamen Orgasmus entgegen.
    In genau diesem Augenblick zerbröckelte das Titan-Skelett der Station zu Staub. Die aus Kohlefasern hergestellten Träger der Dachkonstruktion stürzten herab. Innerhalb weniger Sekunden verpuffte das in den Räumen vorhandene Luftgemisch mitsamt der Wärme ins schwarz-kalte Vakuum der lebensfeindlichen Umgebung Ekatats und kristallisierte zu einem Nebel, der sich wenig später wie ein Hauch von Raureif über den felsigen Boden ausbreitete. In den schwachen Strahlen der sterbenden Sonne würden sich am kommenden Morgen auch diese Spuren endgültig auflösen.
     
    *
     
    Inmitten der VONDRASH, im Zentrum der Macht …
     
    Atraans faltiges Gesicht zuckte zweimal kurz hintereinander. Gabbkar bemerkte es, aber er interpretierte die knappe Regung in dem ansonsten unbeweglich und versteinert erscheinenden Gesicht völlig anders.
    »Man kann sich wirklich fragen«, sagte Gabbkar, »ob der Führer der Zuur tatsächlich noch lebt …«
    Atraans Augen verengten sich zu zwei schmalen Schlitzen. Er war wach, das war eindeutig, und er verstand alles, was um ihn herum gesagt wurde. Niemand ging von etwas anderem aus, auch Gabbkar nicht, obwohl er sich gerade in provozierender Weise geäußert hatte. Aber das gehörte zum Spiel und seinen Regeln, jedenfalls so wie er sie verstand.
    »Ein paar Schiffe der kleinen Wachflotte konnten fliehen«, fuhr er fort, »die Mehrzahl haben wir aufgerieben. Ergebnis, ein paar hundert Sklaven, nicht der Rede

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