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Sternenfaust - 059 - Verloren im Nirgendwo

Sternenfaust - 059 - Verloren im Nirgendwo

Titel: Sternenfaust - 059 - Verloren im Nirgendwo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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Schicht zur Abwehr aggressiver, kosmischer Strahlungen.
    Der plötzliche, äußere Druckabfall sprengte den Helm wie den Korken einer Champagnerflasche vom Hals. Er flutschte Winston ähnlich einem nassen Stück Seife durch die Handschuhe und prallte gegen einen Karbonträger, von wo er wie eine Billardkugel an der Bande in seinem Flug abgelenkt und gebremst wurde. Es dauerte keine Sekunde, um den Druck der Atemluft im Innern des Anzugs abzubauen. Dann reagierte das Automatikventil der Luftzufuhr, schloss sich und verhinderte so ein weiteres Entweichen des Luftvorrats. Kaum länger dauerte es, bis die Atmosphäre aus der Schleuse ins Freie geströmt war.
    Unwillkürlich hatte sich Winston im Moment der Katastrophe mit der Zunge über die Oberlippe geleckt. Noch bevor er verzweifelt versuchte, eiskaltes Vakuum zu atmen, gefror der dünne Feuchtigkeitsfilm und zersetzte die oberen Hautschichten der Lippe in einer bösartigen Geschwindigkeit, als habe jemand einen Tropfen unverdünnte Schwefelsäure darauf geträufelt.
    Von all dem bemerkte Winston in jenen dramatischen Augenblicken nichts.
    In den Tiefen seines Verstandes begriff er lediglich einen unglaublichen, kausalen Zusammenhang. Der ihm im Moment des Einsturzes entgleitende Helm hatte ihm, so widersinnig es auch klang, das Leben gerettet. Für einige weitere Sekunden.
    Der Zusammenstoß des Helms mit dem Balkon, sowie der Rückstoß der durch die Halsöffnung schlagartig entweichenden Luft hatten ihn und den Karbonträger um ein, zwei entscheidende Zentimeter auseinanderbewegt. Statt ihn mit seiner spitzwinkligen Kante zu erschlagen, krachte das Teil unmittelbar vor seine Stiefel. Doch wegen des Nebels der kondensierenden Luft konnte er nicht sehen, wohin der Helm geflogen war. Hektisch und mit hervorquellenden Augäpfeln suchte er in den Trümmern der Schleuse und fand ihn endlich eingeklemmt unter einer Seitenwand.
    Die einzelnen Elemente aus denen die Station zusammengesetzt war, waren für sich genommen nicht sehr schwer. Schließlich sollte auch ein Einzelner in der Lage sein, entsprechende Module auf Monden, Planeten und anderen Himmelskörpern ohne eigene Atmosphäre aufzubauen. Die unerklärliche Katastrophe jedoch, die über die Ekatat-Station hereingebrochen war, hatte sie nicht in ihre ursprünglichen Einzelteile zerlegt, sondern zusammenhängende Teile an völlig willkürlich erscheinenden Stellen zerrissen.
    Ohnehin unter Schock, den sicheren Tod vor Augen, war Winston klar, dass er nur einen Versuch hatte, um an den Helm heranzukommen. Er wusste nicht, welche Kräfte er mobilisierte, als er das Seitenstück anhob, seine rechte Schulter darunter klemmte und mit seinen klobigen Handschuhen danach fingerte. Er bekam ihn zu fassen, schob ihm seinen Kopf entgegen und ließ die Verbindungszapfen im Halsstück einrasten.
    Nur den Bruchteil einer Sekunde später schob sich die Krause hoch. Gleichzeitig öffnete sich das Ventil der internen Luftversorgung. Erst jetzt, als die einströmende Luft auch in seine Atemwege und die Lungen gelangte, überfiel ihn ein furchtbarer Erstickungsanfall. Es war, als hätte er sich an dem lebensnotwendigen Gasgemisch verschluckt.
    Winston Bardolo kniete in den Trümmern der Station und hustete sich die Lunge aus dem Leib.
     
    *
     
    Es hatte seine Zeit gedauert. Viele hatten ihm das gesagt, aber er wollte den gut gemeinten Hinweisen und Ratschlägen nicht vertrauen. Mittlerweile gab es auf der STERNFAUST II sogar eine kleine Hand voll an Leuten, die ihn akzeptierten. Captain Milton Lexington III. betrachtete das als Erfolg.
    Dr. Gardikov, die drahtige, rothaarige Ärztin gehörte dazu; der manchmal ähnlich wie er unter einer gewissen Schüchternheit leidende Bruder William ebenfalls. Von dieser Basis ausgehend hatte sich der Kreis schließlich noch um Rana Quaid und den unheimlich wirkenden Simon E. Jefferson erweitert. Ab und an gesellte sich auch der kridanische Austauschoffizier Sun-Tarin dazu.
    Alle Freaks der Crew haben sich in diesem Club zusammengefunden , überlegte Lexington und lag damit wahrscheinlich noch nicht einmal so falsch. Sie alle waren auf ihre Weise Außenseiter. Nicht nur dem Kridan, auch Jefferson mit seinen undurchdringlichen Facettenaugen sah man die Fremdheit auf den ersten Blick an. Ebenso William, der mit seiner Kutte, die er oft trug, seinen besonderen Status als Christophorer deutlich zur Schau stellte.
    Seiner Freundin, Rana Quaid war das Außenseitertum jedoch nicht anzumerken. Dennoch

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