Sternenfaust - 063 - Das Erbe der Genetics
die Genetics ein so progressives ›Updating‹ an ihrer eigenen Rasse betreiben, dass es da zu Fehlentwicklungen kommen muss – zwangsläufig.«
Dana wollte einen Einwand anbringen, doch Jefica ließ sich jetzt nicht unterbrechen.
»Ich rede hier nicht einmal von Fehlern, wie man sie unter Umständen erwarten könnte. Verunstaltungen, Missbildungen – auch auf geistiger Ebene. Die Genetics sind zwar Meister im Umgang mit Genomen, aber auch ihnen werden einmal Fehler unterlaufen. Das größte aller Probleme sind aber sicher die Genetics der letzten Generation. Werden die es alle so einfach hinnehmen, wenn man sie gnadenlos verdrängt? Hören Sie mir jetzt genau zu, Captain Frost: Unsere Informanten sprechen von Aufständen und Rebellion. Bislang sicher nicht von großer Tragweite, doch die Genetics wissen schon, warum sie gegenüber der Allianz ganz einfach dichtmachen.«
Dana glaubte, so langsam den wahren Grund dieser Mission zu erkennen.
»Und dann kam eine Information, die Ihre Person auf den Plan rief, nicht wahr? Worum geht es dabei genau?«
»Um ›Mining X‹ – einen Planeten, den die Genetics regelrecht ausgehöhlt haben müssen. Erze, Edelsteine und was weiß ich noch alles wurden dort abgebaut.« Botschafterin Moll erhob sich von dem Stuhl, der wegen der übergroßen Last schon bedenklich geknarrt hatte. »Dieser Planet ist eine Welt, die bald nutzlos sein wird, es sei denn, es fällt einem eine ganz neue Verwendungsart ein.«
Dana begriff. »Und dieses Schiff … sie wussten auch davon, nicht wahr?«
Moll zuckte mit den Schultern, was bei ihr ein Beben in der gesamten Körpermasse auslöste.
»Nicht genau. Besonders nicht, wann es ›Mining X‹ anfliegen würde. Ein wenig Glück gehört zum Spiel, Captain. Das sollten Sie doch wissen. Und nun denke ich, werden wir bald mehr wissen.«
Dana begriff. Entweder würde man sie den Planeten überprüfen lassen müssen, oder es kam zu einer Konfrontation mit der Führung der Genetics. Dana zweifelte jedoch daran, dass die Drei Systeme es darauf ankommen lassen würden.
Sie würden es bald wissen, denn lange würde der Flug nach »Mining X« nicht mehr dauern.
Die »Freigther BXIII« legte eine gute Geschwindigkeit vor. Und die STERNENFAUST II folgte dem Frachtraumer, dessen Ladung allerdings nicht aus Ersatzteilen und bestellten Waren bestand.
Nein, ganz und gar nicht.
*
Deter Gostein zitterte.
Es waren wirklich und wahrhaftig kalte Nächte, die dieser Planet für seine Bewohner bereithielt. Doch er hatte nur noch wenige Schritte bis zu seiner Behausung. Dieses sogenannte »Dorf« war von Anfang an primitiv geplant und erbaut worden. Die einzelnen Häuser ruhten auf Pfahlgestellen, die sie im Ernstfall um gut vier Fuß in die Höhe hieven konnten. Bislang war das noch nicht notwendig geworden, doch der Dauerregen, der sich hier beinahe ein Viertel Planetenjahr ergoss, drohte immer öfter in Hochwasser zu münden – nachvollziehbar, denn die Ausbeutung von »Mining X« hatte das Gleichgewicht der Umwelt erheblich gestört. Wohin sollten die Wassermassen abfließen, wenn der Boden mit Stahlplatten überzogen war? Von den Regenwäldern hatten die Genetics auch nicht eben viel übrig gelassen.
Gedanken schien sich niemand darum zu machen. Gostein war da keine Ausnahme, denn auch er dachte nur in einem Schema: Diese Welt war sein Arbeitsplatz. Waren ihre Schätze alle gefördert, würde er »Mining X« verlassen. Was dann mit dem Planet geschah, interessierte ihn nicht.
Automatisch kontrollierte er die Temperaturanzeige, ehe er seine Baracke betrat. Es war alles in bester Ordnung. Die Energiekontrolle zeigte 97,2% Restkapazität an. So musste es sein. Das fehlte noch, dass man ihnen hier auch an dieser Stelle Rationierung und Reglementierung angedeihen ließ.
Schlimm genug, dass dies auf anderen Gebieten geschah. Daran hatte sich nichts geändert. Es war eher noch schlimmer geworden, seit Raniffs Verschwinden.
Kaaz E. Raniff – Deter wurde bewusst, dass er an den verschwundenen Freund nun seit Tagen keinen Gedanken mehr verschwendet hatte. Es waren ja auch schon einige Wochen vergangen. Da war zwar kein Grund, einen Freund zu vergessen, sicher nicht, doch das eintönige Leben auf dieser Welt hatte auch Gostein voll im Griff. Einen Ersatz hatte man für Raniff nicht geschickt und so hatte es sich ergeben, dass Deter dessen Arbeit nun mit übernahm.
Das war nichts, was ihn hätte überfordern können. Es war eine Tatsache, dass die
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