Sternenfaust - 063 - Das Erbe der Genetics
über die Zukunft des Abbaus von Bodenschätzen hielt. Er hatte sensationelle Thesen aufgestellt. Deter hatte dem Mann regelrecht an den Lippen gehangen.
»Kaaz, warum bei allen …« Er konnte den Satz nicht beenden, denn der Freund unterbrach ihn mit einem Redeschwall.
»Du wirst es mir nicht glauben, aber Nieverk saß neben meiner Liege und kontrollierte meine Vitalzeichen! Sag jetzt nichts, Deter. Hör mir nur zu. Ein weiterer Mann erschien und gab mir eine Injektion, die mich wieder einschlafen ließ. Als ich erneut zu mir kam, fühlte ich mich wie neu geboren. Dann kam eine Frau zu mir. Sie setzte sich an mein Bett und begann zu reden. Ich wollte nicht glauben, was ich zu hören bekam, doch es war die reine Wahrheit, das wurde mir schnell klar.«
Raniff rieb nervös die Handflächen gegeneinander. Gostein war sich noch nicht im Klaren darüber, ob sein Freund hier reine Wahnträume, verursacht durch den übermäßigen Drogenkonsum, von sich gab oder ob er ihm glauben konnte. Er unterbrach Kaaz nicht, der immer wieder nach den richtigen Worten rang.
»Ich muss es dir einfach erzählen. Ich brauche einen Freund hier draußen, einen Helfer. Also hör zu. Deter, in diesem Areal befinden sich zur Zeit 207 Genetics aus den Drei Systemen, bewacht von mehr als 100 Elitesoldaten. Weißt du noch, wie wir vermutet haben, hinter dem Sichtschutz verberge sich ein geheimes Projekt, ein riesiges Labor, in dem gefährliche Zuchtversuche durchgeführt werden sollen? Nein, mein Freund – es ist kein Projekt und kein Labor: Es ist ein einziges Internierungslager, in dem die derzeit Herrschenden der Drei Systeme diejenigen unter Kontrolle halten, die sich gegen ihre Ablösung aufgelehnt haben!«
Kaaz sah Deters zweifelnden Blick. Er setzte sofort nach.
»Hochrangige Politiker, Wirtschaftsmagnaten, Wissenschaftler aller Richtungen, Militärs der obersten Befehlsstruktur. Und mehr noch: Künstler, Architekten, Medienvertreter, du findest sie dort alle vor. Es ist geschehen, was einmal geschehen musste. Ich habe es immer geahnt, denn auch uns ist es doch im Kleinen so passiert. Wir sind die winzigsten Rädchen im großen Getriebe. Uns schiebt man auf eine Welt wie diese hier ab, gibt uns eine nahezu sinnlose Aufgabe. Was glaubst du geschieht mit uns, wenn der Abbau hier stoppt?«
Sie hatten früher so oft darüber geredet, dass Gostein sich die Antwort sparte. Wahrscheinlich hatte Raniff immer richtig gelegen. »Mining X« würde für immer ihre Zwangsheimat bleiben. Doch das erklärte noch lange nicht das angebliche Lager für Putschisten. Ein Putsch war doch nahezu unmöglich, wenn nicht wirklich die einflussreichsten Genetics-Führer daran beteiligt waren.
Kaaz hatte sich in Rage geredet. Von Sekunde zu Sekunde schien er mehr und mehr aufzuleben. »Nun stell dir folgendes vor: Ein Soldat, eine hochgezüchtete Kampfmaschine, die nahezu alle Entbehrungen wie Durst, Hitze, Kälte und Folter ertragen kann. Der Mann ist so exakt spezialisiert, dass ihn niemand ersetzen kann. Er ist die Nummer eins, das Nonplusultra! Es gibt nur ein Dutzend seiner Art, prädestiniert für Sondereinsätze. Dann werden sie zu ihrem Vorgesetzten gerufen, der ihnen eröffnet, dass sie ab sofort als einfache Wachmannschaft auf einem Raumhafen agieren werden. Der Grund ist leicht erklärt. Es gibt eine neue Truppe, die zusätzliche Fähigkeiten hat. Vielleicht ist deren Haut gegen jede Art von Säure unempfindlich, etwas in der Art.«
Gostein hielt es nun nicht mehr auf seinem Stuhl.
»Ich habe dich ja verstanden, Kaaz. Komm zum Punkt! Was ist geschehen?«
Raniff blickte Gostein überrascht an. Ihm war nicht bewusst geworden, dass er dem Freund bisher nur Dinge berichtet hatte, die diesem nicht fremd waren.
»Niemand weiß so genau, wo es nun wirklich begonnen hat. Jedenfalls gab es in den Drei Systemen mehrere ›Brandherde‹, die beinahe zur gleichen Zeit aufflackerten. Im Epikur-System waren es Soldaten, die sich gegen ihre Rückstufung auflehnten; das Darelis-System erlebte eine gut gesteuerte Medienkampagne, die einen handfesten Aufstand hervorrief. Es gab Berichte, die unzensiert über viele Kanäle liefen. Sie riefen nicht wirklich zur offenen Gegenwehr auf, doch sie rüttelten viele Genetics wach, die sich in einer Phase der eigenen Abwertung befanden. Geheimdienst und Militär wurden eingesetzt, während die Zentralregierung die Abschottung nach außen forcierte.«
Letzteres konnte sich Deter Gostein sehr gut vorstellen. Die Genetics
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