Sternenfaust - 063 - Das Erbe der Genetics
hatten sich innerhalb der Allianz der Völker mit ihrem doch reichlich arroganten Verhalten ganz sicher nicht viele Freunde gemacht. Man gab sich überlegen und eigentlich war man das doch auch! Und nun gab es eine schwelende Unzufriedenheit bei großen Teilen der eigenen Bevölkerung, bis hin zum offenen Aufstand. Wenn es nur irgendwie zu vermeiden war, dass Einzelheiten nach außen drangen, so musste das geschehen.
Lordmanager Jurij R. Diaz wurde allgemein für einen großen Könner gehalten, wenn es um Intrigen und Vertuschungen ging. Gostein war sicher, dass er alle Räder in Bewegung gesetzt hatte. Wirklich alle. Bis hin zur totalen Isolation.
»Und dann haben sie die Dissidenten hierher gebracht? Ausgerechnet nach ›Mining X‹?«
Kaaz zuckte mit den Schultern. »Warum nicht hierher? Auf diesem Felsklumpen im All hausen doch nur ein paar dumme Ingenieure, die von alledem nichts mitbekommen haben. Einsam sitzen sie auf ihrer Welt, die schon bald vollkommen überflüssig sein wird. Ein perfekter Ort für ein randvoll mit Querköpfen gefülltes Lager, oder?« Er blickte Deter vielsagend an. »Und bald schon wird es tatsächlich bis an den Rand gefüllt sein. Ein weiterer Transport wird erwartet, auf dem höchst brisante lebende Fracht ist. Mehr will ich nicht sagen – noch darf ich es nicht.«
Deter schüttelte den Kopf. »Ich begreife nur nicht, warum du fliehen konntest. Sie werden dich doch suchen und finden. Was soll das alles für einen Sinn haben?«
Kaaz Raniff lächelte wissend. »Nieverk und die anderen haben Mittel und Wege gefunden, um meine Anwesenheit zu vertuschen. Glaube mir, dort gibt es kluge Köpfe, die ihren Bewachern himmelhoch überlegen sind. Sie haben rasch erkannt, welche Chance sich ihnen mit mir bietet. Ich kenne mich auf ›Mining X‹ aus. Niemand könnte besser geeignet sein, um im richtigen Moment für ein hübsches Feuerwerk zu sorgen. Das Schiff mit über 200 weiteren Zwangsauswanderern ist im Anflug, Deter.«
Gostein entdeckt etwas im Blick des Freundes, das er früher dort nie gefunden hatte. War es Größenwahn? Vielleicht auch nur der Stolz, nun endlich wichtig zu sein, sogar unendlich wichtig und gefragt. Ganz sicher hatte man ihm Versprechungen für seine Zukunft gemacht.
»Und wenn es landet, dann wird es in unsere Hände fallen. Und dann … Hast du geglaubt, die Elite eines so großen Volkes ließe sich hier für immer festhalten?«
Gostein schwieg dazu. Er hatte in diesem Moment andere Sorgen, denn schlagartig wurde ihm klar, dass er sich mitten im Auge des Hurrikans befand, denn nun war er Mitwisser. Vielleicht wurde auch schon bald mehr von ihm verlangt.
Kaaz’ nächster Satz verpasste ihm eine Gänsehaut.
»Wir beide, Deter, du und ich! Wir werden helfen, die Geschichte der Genetics in eine andere Richtung zu lenken. Mit dir zusammen werde ich das sicher schaffen.«
Deter Gostein schloss entsetzt die Augen.
*
Lieutenant Susan Jamil zog überrascht die Augenbrauen hoch. Ohne den Blick von ihren Anzeigen zu lassen, gab sie ihre Meldung ab.
»Captain, wir werden von den Genetics gerufen.«
Die Verwunderung in Jamils Stimme war nicht zu überhören. Dana Frost konnte sie nicht teilen. Im Prinzip kam der Ruf vom Schiff der Genetics exakt zu dem Zeitpunkt, mit dem sie gerechnet hatte. Der Frachtraumer »Freigther BXIII« befand sich im Anflug auf den Planeten, dessen Bezeichnung »Mining X« lautete. Natürlich war das ein altes Raumschiff, doch es verfügte garantiert über ausgezeichnete Ortungsanlagen. Dana hatte nicht einen Augenblick daran gezweifelt, dass der Captain der Genetics die STERNENFAUST II permanent in seiner Ortung hatte.
Noch weniger zweifelte sie daran, dass er mehr als einmal Rücksprache mit seinen Vorgesetzten gehalten hatte. Doch was sollten die ihm schon sagen können? Die STERNENFAUST war ein Schiff der Allianz der Völker und somit kein Feind. An Bord befand sich eine Botschafterin, die offiziell auf dem Weg zu einem Termin im Einstein-System war. Das war natürlich kein Freischein, um sich im Hoheitsgebiet der Genetics herumzutreiben, doch eine Vertragsverletzung allerdings auch nicht.
Stillhalten. Abwarten. Das war es, was man Hagar Tykono von seiner Führung aus höchstwahrscheinlich geraten hatte. Jetzt allerdings näherten die beiden Schiffe sich einem Planeten, der den Genetics unterstand. Die STERNENFAUST hatte keine Berechtigung zu landen oder ein Shuttle auf die Planetenoberfläche zu bringen. Sicher war es das,
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