Sternenfaust - 063 - Das Erbe der Genetics
sich weit nach vorne, kam Frost so um ein ganzes Stück näher. Zum ersten Mal benutzte er die vertraute Anrede, die es im Star Corps so eigentlich nicht geben durfte.
»Dana, Sie sind der Captain der STERNENFAUST – und niemand anderes. Nehmen Sie an, sonst muss ich es Ihnen befehlen. Also los, ich höre.«
Dana sah ihrem Vorgesetzten direkt in die Augen. »Hat es an Bord sonst noch neue Personalien gegeben?« Jackson schüttelte den Kopf. Frost erhob sich langsam von ihrem Stuhl.
»Ich nehme an, Commodore. Wann kann ich den Dienst antreten?«
Jackson bemühte sich, seine Freude nicht zu deutlich werden zu lassen. »Sofort, wenn Sie wollen. Die Erkenntnisse, die Sie uns von den Morax mitgebracht haben, werden unsere Militärstrategen und Wissenschaftler eine Weile beschäftigen. Doch für Sie habe ich zunächst einmal einen Einsatz, der nichts mit den Morax zu tun hat. Alles Weitere erfahren Sie auf dem üblichen Weg.«
Commodore Jackson ging mit raschen Schritten zur Tür. Ehe er sie öffnete, wandte er sich noch einmal um. Er sah Frost eine Weile lang stumm an. Die STERNENFAUST bekam ihren Captain zurück, doch vielleicht hatte der sich verändert – ja, gewiss war es so.
»Captain Frost …«
»Commodore?«
Jackson zögerte kurz. »Ich bin froh, dass Sie wieder dabei sind.«
Im nächsten Moment war Jackson aus dem Raum. Die Tür schloss sich hinter ihm.
Dana Frost blieb noch eine Weile neben dem Tisch stehen. Niemand holte sie ab. Irgendwann machte Sie sich auf den Weg zu ihrem Zimmer.
Den Weg kannte sie gut genug.
*
Die Schleuse öffnete sich lautlos.
Vor Dana Frost tat sich ein Bild auf, mit dem sie so beinahe schon gerechnet hatte.
Sie haben sich dir zu Ehren in Schale geworfen. Und was ist mit dir? Wie reagierst du nun darauf? Ist es nicht genau das, was du nicht wolltest? Was nun, Dana Frost? Mach jetzt keinen Fehler …
»Captain an Bord!« Commander Stephen van Deyk – der Erste Offizier der STERNENFAUST – ließ seine Stimme klar und deutlich vernehmen.
Langsam schritt Dana durch die Doppelreihe der Schiffsmannschaft hindurch. Die Gesichter in die sie dabei sah, drückten die unterschiedlichsten Stimmungslagen aus. Sie sah echte Freude, Freude über die Tatsache, dass die STERNENFAUST ihren wahren Captain wiederhatte. Doch da war auch Skepsis in manchem Blick. Hatte sie sich wohl verändert?
Immerhin war sie mitten aus ihren Leuten heraus entführt worden, umringt von hochtechnisierten Marines, deren Perfektionismus im Kampf schon heute eine Legende war. Und doch hatte ein Haufen wilder und zu allem entschlossener Kämpfer ausgereicht, um ihnen allen die Grenzen aufzuzeigen. Die Morax hatten sie einfach so mitgenommen. Vielleicht wollten sich viele die Tatsache nicht eingestehen, vielleicht war die Erkenntnis auch noch nicht in alle Köpfe der Star Corps-Führung gelangt, aber es blieb dennoch die bittere Wahrheit:
Der Nimbus der Kampfschiffe und ihrer Besatzungen hatte einen dicken Kratzer abbekommen. Vielleicht sogar weitaus mehr als das. In diesen Sekunden, den Momenten des Abschreitens der Ehrenaufstellung, erkannte Dana in einigen Gesichtern, dass die Wahrheit dort Einzug gehalten hatte. Nicht in allen – bei Weitem nicht.
Am Ende der Reihe erkannte sie Bruder William und Rana Quaid. Doch so weit setzte sie ihren Weg nicht fort. Dana hielt inne. Dann wandte sie sich um.
»Commander van Deyk. Ich erwarte den Führungsstab der Offiziere in fünfzehn Minuten im Besprechungsraum.«
Sie alle hatten sicher mit ein paar Worten von ihrem Captain gerechnet, aber wohl nicht mit einer Order, die so alltäglich erschien, als wäre sie nie weg gewesen. »Alle anderen gehen wieder auf ihre Posten. Wir werden in drei Stunden starten.«
Mit weitgreifenden Schritten entfernte Frost sich. Hinter ihr hätte man die berühmte Stecknadel zu Boden fallen gehört. Das Schweigen hatte etwas Endgültiges an sich. Zumindest empfand Dana es so.
Es war von hier aus nicht weit bis zu ihrer Kabine, der Kabine des Captains. Nur war das bis vor Kurzem wohl die Kabine dieses Milton Lexington III. gewesen. Sicher hatte er sie sich für seine Zwecke und nach seinen Vorlieben umgestaltet. Doch das spielte im Moment keine Rolle. Dana wollte nur ein paar Minuten für sich sein, ehe die anberaumte Besprechung begann.
Die Tür öffnete sich bereitwillig vor ihr. Auf der Schwelle blieb Dana erstaunt für einen Moment stehen. Auf den ersten Blick hatte sich seit ihrem unfreiwilligen »Auszug« hier
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