Sternenfaust - 065 - Aufbruch ins Unbekannte (1 of 2)
Schritt hinter Siron, wie es sich nach der j’ebeemischen Sitte für einen Ersten Offizier gehörte, der im Gegensatz zu seinem Kommandanten keinem Adelshaus angehörte. Siron hatte schon festgestellt, dass sein neuer Stellvertreter ein überaus schweigsamer Mann war, dafür aber ein umso besserer Beobachter, dem so schnell nichts entging. Siron war sich allerdings immer noch nicht sicher, wie weit er ihm trauen konnte.
»Ihre Meinung, Sin?«, fragte er ihn schließlich, nachdem sie wieder an Bord der STOLZ DER GÖTTER waren.
»Zu was, Kommandant?«
»Zu den heutigen Ereignissen. Ich bin mir sicher, Sie haben sich Ihre Meinung dazu gebildet.«
»In der Tat«, antwortete sein Stellvertreter. »Ihre Ansprache war wirklich beeindruckend. Und interessant.«
Siron warf ihm einen misstrauischen Blick zu. »Für das Triumvirat in jedem Fall«, stellte er trocken fest.
»Fürchten Sie das Triumvirat, Kommandant?«
Siron schnaufte ironisch. »Ich habe nichts getan, was gegen die Interessen der Regierung gewesen wäre.«
»Das sehe ich auch so. Das Triumvirat hat ein großes Interesse daran, dass die Expedition erfolgreich verläuft. Und Sie tun Ihr Möglichstes, damit sich das erfüllt.«
Siron blieb stehen und sah Sin direkt in die Augen. »Und welches ist Ihre Aufgabe dabei?«
Bergon Sin gab seinen Blick ruhig zurück. »Sie glauben, dass ich Ihnen als Spion oder ›Ohr‹ des Triumvirats aufgedrückt wurde, Kommandant«, stellte er fest.
»Wäre der Gedanke so abwegig? Ich hatte einen sehr kompetenten Ersten Offizier, den ich gern in dieser Stellung mit auf die STOLZ DER GÖTTER genommen hätte. Doch dann befahl Triumvir Rendoy, dass Sie den Posten bekommen. Damit sind Sie der zweitwichtigste Mann auf dem Schiff und haben zwangsläufig Zugang zu allem, was ich erfahre, weiß oder anordne. Was würden Sie an meiner Stelle darüber denken?«
»Dasselbe wie Sie«, gab Sin unumwunden zu. »Dennoch befinden Sie sich im Irrtum. Meine Versetzung zur STOLZ DER GÖTTER hatte andere und sehr persönliche Gründe.«
»Und die wären?«
Sin zögerte.
»Wenn Sie wünschen, dass ich Ihnen jemals vollkommen vertraue, Bergon Sin, würde ich Ihnen raten, mir jetzt eine ehrliche Antwort zu geben.«
Sins Gesichtszüge verhärteten sich. »Also gut, Kommandant. Die Wahrheit ist, dass meine Versetzung hierher eine Strafe war. Ich hatte mich erdreistet – aus Sicht gewisser Leute zumindest – ein Auge auf eine Frau zu werfen, die weit außerhalb meiner Reichweite liegen sollte. Unglücklicherweise ist sie eine Nichte von Dagis Rendoy. Und als der dahinterkam, fand ich mich als Ihr Stellvertreter auf dieser Mission wieder, bevor ich wusste, wie mir geschah. Rendoy ließ mich darüber hinaus unmissverständlich wissen, dass ich ein toter Mann bin, sollte ich mich nach unserer Rückkehr von dieser Mission seiner Nichte noch einmal nähern. Falls ich denn lebend zurückkehren sollte. Ich denke, Sie werden verstehen, Kommandant, dass ich in Anbetracht dessen kein Interesse daran habe, das Ohr des Triumvirats auf Ihrem Schiff zu sein.«
Das ergab durchaus Sinn. »Oder aber Sie geben sich erst recht dafür her, um auf diese Weise Eindruck zu schinden und so vielleicht doch noch die Frau Ihrer Träume zu bekommen.«
Sin machte eine wegwerfende Geste. »Das könnte sein, da haben Sie recht. Aber ich gebe zu – auch falls ich dadurch jetzt in Ihrer Achtung sinke – dass ich kein allzu mutiger Mann bin. Jedenfalls nicht mutig genug, um mich mit einem Mitglied des Triumvirats anzulegen. Ich habe Rendoys Nichte aufgegeben. Wir hatten uns ohnehin noch gar nicht richtig kennengelernt. Aber natürlich müssen Sie mir das nicht unbedingt glauben.« Er blickte Siron an. »Also, Kommandant Talas, werden Sie mir genug vertrauen, um mich als Ihren Stellvertreter akzeptieren zu können?«
Sirons Gesicht zeigte nicht, was er dachte, als er vollkommen ausdruckslos antwortete: »Das wird sich zeigen. Kehren Sie jetzt auf Ihren Posten zurück.«
Denn Siron hatte noch jemand anderen zu befragen. Er ging in seinen persönlichen Raum neben der Zentrale und zitierte Brekken Dabruun zu sich.
»Ich habe eine Frage an Sie, Doktor. Warum haben Sie Ihre Ausbildung beim Temuran abgebrochen?«
Falls Brekken erstaunt über diese Frage war, ließ er es sich nicht anmerken. »Nun, Kommandant, obwohl ich kein Mitglied des Geheimdienstes geworden bin, hat man mich dennoch bei meiner Entlassung zur Verschwiegenheit verpflichtet. Ich bin mir nicht sicher, ob
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