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Sternenfaust - 067 - Zwischen drei Sonnen

Sternenfaust - 067 - Zwischen drei Sonnen

Titel: Sternenfaust - 067 - Zwischen drei Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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sie sich schon die Freiheit herausnahm, Sergeant mit Serge abzukürzen, dann solle sie die Kurzform nicht wie einen altertümlichen, russischen Vornamen aussprechen.
    Keine Chance , ächzte die Versorgungsoffizierin in Gedanken. Was ihr Missie aber mitteilen wollte, erschloss sich ihr auch nach der dritten Nachfrage nicht. Erst als ihr Missie den Scherbenhaufen zeigte, den sie zwischenzeitlich zumindest zusammen gekehrt und in einen Recyclingbehälter entleert hatte, dämmerte es ihr.
    »Die Kartons mit den Gläsern?«, fragte sie. Missie nickte.
    »Her damit!«, befahl sie streng. Missie verschwand in einem Nebenraum, wo Verpackungs- und anderer Müll zwischengelagert wurde. Kurz später kam sie mit einem der zusammengefalteten Kartons zurück und reichte ihn Ndogo.
    »Oh, nein«, stöhnte sie und tippte mit dem Nagel ihres Zeigefingers auf die Beschriftung. »Was steht da?«
    »Nicht stützen«, sagte Missie leise.
    »Wie bitte?« Ndogo musste an sich halten, um nicht laut loszubrüllen.
    »Nicht stützen«, wiederholte Missie noch leiser.
    »Das darf doch nicht … Verdammt noch mal!« Ndogo riss die Augen auf. Da stand tatsächlich »Nicht stützen« auf dem Karton. Ein Satzfehler.
    »Missie«, sagte Ndogo. »Das soll heißen: Nicht stürzen! Da hat sich jemand vertan. Das ist falsch geschrieben! Trotzdem heißt es, wie jeder normal tickende Mensch sich denken kann: Vorsicht, der Inhalt ist zerbrechlich, also bitte den Karton nicht werfen, nicht damit kegeln, nicht darauf herumtrampeln oder … ihn auf den Boden stürzen …« Zugegeben blöde Ausdrucksweise, aber noch blöder, so was nicht zu kapieren …
    »Also wie ist das passiert?« Sie zeigte mit dem Daumen über die Schulter, ungefähr in die Richtung des Abfallbehälters mit den zerbrochenen Gläsern.
    »Ich musste die Kartons aufeinanderstapeln«, sagte Missie und schluckte. »In dem kleinen Lagerraum ist nicht genug Platz. Und da extra auf den Kartons stand, Nicht stützen , hab ich sie nicht direkt neben das Regal gestapelt, sondern ein Stück weit weg …«
    Ndogo seufzte. Sie ahnte, was kommen würde.
    »Leider etwas zu nah an der Tür …«
    Wenn das so weiterging, würde Missie das Star Corps noch ein Vermögen kosten. Normalerweise wurden die paar Hilfskräfte, die es auf der STERNENFAUST gab, reihum auch zu Reinigungs- und Putzdiensten eingeteilt und zwar für die Stellen, auf die die Reinigungsroboter nicht programmiert werden konnten.
    Missie blieb aus gutem Grund von solchen Aufgaben verschont. Etwa die Aufforderung die Tische und Bedienungskonsolen im Besprechungsraum neben der Brücke sauber zu machen, würde Missie – so fürchtete nicht nur Ndogo – zweifellos so verstehen, auch die Instrumente an Mutawesis Waffenleitsystem auf der Brücke selbst so lange zu wienern bis sie glänzten. Und dabei würde sie ohne Frage bei ihrem Geschick mindestens eine der Gausskanonen auf Dauerfeuer stellen und so ganz nebenbei mit dem Ellbogen den roten Knopf drücken …
     
    *
     
    Die beiden goldenen Gestalten waren mit wenigen Schritten bei Kkiku’h. Sie standen rechts und links neben ihm. Es war ihm unbegreiflich, wie sie es geschafft hatten, unbemerkt an Bord des fast hundert Meter über dem Boden schwebenden Shuttle zu gelangen. Erst da fiel ihm auf, dass nicht nur das Innenschott der Schleuse offen war, sondern auch der äußere Verschluss. Immer noch schossen rings um das Shuttle herum feurige Lava-Fontänen in den Himmel. Zurück zur Oberfläche des Planeten prasselnder Asche- und Gesteinsregen traf die Fähre und sorgte für einige Erschütterungen an Bord.
    Ruckartig pendelte Kkiku’hs Kopf in seinem Raumanzug hin und her und versuchte die Lage zu erfassen. Zu viel war auf einmal passiert, zu sehr war sein Geist von anderen Einflüssen in Beschlag genommen worden, als dass er alles hätte auf- und wahrnehmen können, vom Verarbeiten der Eindrücke ganz zu schweigen.
    Ein positiver Zug seiner Persönlichkeit setzte sich in diesem Moment jedoch durch: Pragmatismus. Er hinterfragte nicht mehr länger, wie die beiden Gestalten hatten an Bord kommen können. Er dachte auch nicht mehr über den Umstand nach, dass die für seine Gefährten überlebensnotwendige Atemluft innerhalb des Shuttles mit dem Öffnen der beiden Schleusenschotten nach außen entwichen war und sich mit der hochgiftigen Atmosphäre, die sich in dieser Region des Planeten gebildet hatte, vermischte. Er überlegte vielmehr, was die beiden Goldenen beabsichtigten.
    Die Antwort

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