Sternenfaust - 067 - Zwischen drei Sonnen
verfilzten Schweif eines verrotteten Fäkalkometen!«, fluchte Meg’ric laut, als er hörte, wie die Versammlung die Kapitänskajüte verließ.
*
»Hier sind wir unter Garantie ungestört«, sagte Kaishuk. Kkiku’h quetschte sich in eine Ecke und versuchte eine bequeme Position zu finden. Wie üblich waren die Raumschiffe fremder Spezies für Mantiden meist zu klein. Dabei war es weniger seine Körperhöhe von 2,32 Metern, die Probleme bereitete. Je nachdem wie er seine sechs Beine abknickte, gelang es Kkiku’h durchaus sich etwas kleiner zu machen und nicht dauernd mit dem Kopf irgendwo anzustoßen. Was in der Regel viel mehr Schwierigkeiten machte, waren Länge und Breite seines Körpers. Enge Gänge und Schächte, wie sie in den Raumschiffen der Starr vorhanden waren, erwiesen sich für ihn zum Teil als unpassierbar. So war der Captain der FLAMMENZUNGE der kleinen Gruppe stets vorausgeeilt, um zu schauen, ob der Weg frei war.
Standen sich der muskulöse, immer etwas nervös wirkende Sauroide mit seiner für Starr durchschnittlichen Größe von 1,50 Meter und der Mantide gegenüber, so konnte man schnell einen falschen Eindruck gewinnen: den eines Raubtieres und seiner Beute – aber eines Opfers, das gewillt war, sich nach Kräften mit Zähnen und Klauen zu wehren. Was man bei Starr im Nahkampf vor allem nie unterschätzen sollte, waren die heimtückischen Schläge, die sie mit ihren muskulösen Reptilienschwänzen auszuteilen vermochten. Doch jeder, der Kkiku’h länger als nur ein paar Minuten kannte, wusste, wie falsch eine Einschätzung war, die nur den Größenunterschied zwischen ihm und Kaishuk berücksichtigte. Wenn auf jemanden zutraf, dass er gefährlicher aussah, als er tatsächlich war, dann auf den Mantiden, ebenso wie den Starr.
»Es stimmt also«, sagte Kaishuk, als sich das Schott schloss. »Jeder von uns …«
Bruder William nickte. Ihm war unwohl, da er letztlich dieses Treffen angestoßen hatte. Irgendwo tief in seinem Innern brodelte der Konflikt, mit seiner Aktion etwas in Gang gebracht zu haben, das er nicht mehr kontrollieren konnte. Andererseits hörte er noch immer in aller Deutlichkeit das Röcheln, Flehen, Schreien, die ungeheure Vielfalt an schrecklichen Lauten unsäglicher Qual. Und er wusste, dass auch den anderen diese Geräusche und die damit verbundenen Bilder und Empfindungen nicht mehr aus dem Kopf gingen. Denn wie er hatten auch sie sie aus nächster Nähe, quasi unmittelbar und hautnah erlebt. Zur gleichen Zeit wie er, hatte exakt derselbe Albtraum, die gleiche Vision auch sie heimgesucht und seitdem bestimmten diese Eindrücke auch ihr Denken, Fühlen und Handeln. Sie waren wie er kaum in der Lage, sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Jede Geste, jedes Wort, jede Alltagshandlung wurde von der lebendigen Höllenvision überlagert, die sie gleichermaßen an einen anderen, grauenhaften Ort versetzt hatte. Einen Ort voller gepeinigter, unschuldiger Wesen; und nicht zuletzt ein Ort, an dem er jeden einzelnen aus ihrer Gruppe getroffen hatte.
Manche, wie die Shisheni hatte er nur von Weitem gesehen. Hilflos hatten sie sich über einen Abgrund voller Magma hinweg zugewinkt. Andere hatten ihn für eine gewisse Zeit auf seinem Weg durch den Schrecken begleitet, so wie Kkiku’h und Kaishuk. Das hieß, bevor mit einem ohrenbetäubendem Grollen der Boden zwischen ihnen aufriss und hell leuchtendes, flüssiges Erz daraus hervorquoll. Die alles versengende Hitze hatte sie in verschiedene Richtungen getrieben, so dass er sie aus den Augen verloren hatte.
Für einen vagen Moment fragte sich Bruder William, was geschehen wäre, wenn er den Mantiden und die Shisheni nicht angesprochen hätte, als er ihnen an diesem Morgen in der Kantine des Starr-Raumers begegnete.
Wahrscheinlich genau das Gleiche , dachte er. Die Initiative wäre dann mit Sicherheit von jemand anderem ausgegangen. Sie alle spürten instinktiv, dass sie darüber reden mussten. Und zwar miteinander und nicht mit Außenstehenden. Denn sie wussten zugleich, dass jeder, der nicht ihre Erfahrung gemacht hatte, nur mit Unverständnis darauf reagieren würde.
»Ein böser Traum, na und? Soll ich Ihre Mutter rufen?« Warum diese zynische, innere Stimme in Williams Kopf so verdächtig nach Robert Mutawesi klang, konnte sich der Christophorer nicht recht erklären.
Jedoch mehr noch, als sich über den erlebten Schrecken auszutauschen, beherrschte sie der Wunsch zu handeln. Ihnen war klar, sie würden nur
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