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Sternenfaust - 068 - Der Schlafende Weise

Sternenfaust - 068 - Der Schlafende Weise

Titel: Sternenfaust - 068 - Der Schlafende Weise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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dem Panorama-Schirm des Sondereinsatzkreuzers und nahm fast zwei Drittel des Bildschirms ein. Bruder William befand sich in Kontrollraum C des Maschinentrakts, von wo er zusammen mit Schmetzer, von Schlichten und Lieutenant Jefferson bereits während der Passage ein umfangreiches Messprogramm zu absolvieren begann. Die Funktion des Leitenden Ingenieurs war dabei vor allem die Feineinstellung und Kalibrierung der Ortungstechnik, die genau auf die besonderen Gegebenheiten auf der Planetenoberfläche abgestimmt werden musste.
    Schließlich war Hestanor C schon von seiner Beschaffenheit her alles andere als ein normaler Planet. Der hohe Anteil an Trans-200-Elementen führte zu einer Vielzahl an Resonanzphänomenen, die immer wieder für Verwirrung im Ortungssystem sorgten.
    Zwischenzeitlich meldete sich Dr. Gardikov aus dem Labor der Krankenstation in einer Konferenzschaltung zur Brücke und zu Kontrollraum C.
    »Ich habe die Daten über die genetische Beschaffenheit der Hestan näher unter die Lupe genommen«, berichtete sie. »Die Hestan haben danach tatsächlich fünf genetisch nachweisbare Geschlechter. Glücklicherweise waren in dem Datensatz auch anatomische Abbildungen und Beschreibungen enthalten. Die Geschlechter unterscheiden sich danach nur minimal voneinander. Für einen Menschen wären die charakteristischen Unterschiede wohl kaum erkennbar. Hestan erkennen Angehörige eines anderen Geschlechts vor allem am Geruch.«
    »Was ist mit dieser gemeinsamen Gen-Sequenz, von der Zyrolaan behauptetet hat, sie sei ein Ausweis der genetischen Erhabenheit?«, erkundigte sich Bruder William.
    »Ich habe diese Sequenz gefunden«, erklärte Dr. Gardikov. »Und natürlich habe ich mich gleich darauf an den in unseren Daten vorhandenen Pool an verschiedenen Gen-Codes gemacht und Vergleiche angestellt. Der Bordrechner liebt solche Aufgaben ja …«
    »Und? Mit welchem Ergebnis?«, hakte Bruder William nach.
    »Es gibt tatsächlich eine so gut wie identische Gen-Sequenz bei Menschen, Hestan, Kridan, Msssarrr, Dronte und Ganador. Ob das auf eine gemeinsame Herkunft hinweist, ist in meinen Augen allerdings nicht so einfach zu klären, wie die Hestan das offenbar glauben.«
    »Welche alternativen Hypothesen außer einer gemeinsamen Abstammung wären denn denkbar?«, mischte sich Frost ein.
    »Zum Beispiel die Übertragung durch einen Virus. Viren benutzen die DNA der von ihnen befallenen Zellen zur eigenen Reproduktion und zerstören sie damit. Dabei transportieren sie immer wieder Bruchstücke genetischen Materials in andere Wirtskörper. Dieses Phänomen ist zwar seit mehr als zweihundert Jahren bekannt, aber über die Auswirkungen weiß man immer noch so gut wie nichts.«
     
    *
     
    »Es war ein Fehler, diesen Fremden zu gestatten, das Heiligtum zu betreten«, sagte der Sekretär des Herrschers-auf-Zeit. Er unterstrich diese Worte mit ein paar einprägsamen Nebentönen, die ihm immer etwas schrill gerieten. Manche sahen in der Schrillheit der Nebentöne eine typische Schwäche seines Geschlechts, aber wissenschaftliche Untersuchungen hatten ergeben, dass die Veranlagung zu schrillen Nebentönen auch bei allen anderen Hestan-Geschlechtern vorkam.
    Zyrolaan wandte sich an seinen Sekretär.
    »Ein Fehler? Nein.«
    »Die Traditionalisten werden toben!«
    »Genau das sollen sie! Diese Fremden muss der Schlafende Weise selbst geschickt haben. Die Fremden werden das Heiligtum betreten und es wird nichts geschehen. Das wird vielen die Augen öffnen.«
    »In wiefern?«
    »Dass wir unser Schicksal selbst in die Hand nehmen müssen und nicht dauernd auf die Leistungen irgendwelcher ruhmreicher Vorfahren zurückgreifen können, die nichts als Fossilien und Artefakte hinterlassen haben.«
    Der Sekretär stieß nun einen blökenden Akkord aus, der schon als entäußerte Zumutung aufgefasst werden konnte.
    »Ich hoffe nur, dass Ihre Rechnung aufgeht, Herrscher-auf-Zeit. Ich hoffe es wirklich.«
    »Ich weiß nicht, was Sie sich so aufregen! Ich gestatte schließlich das Betreten des Heiligtum nicht einem genetisch unwürdigen J’ebeem-Tier. Also wird sich die Aufregung schon in Grenzen halten.«
     
    *
     
    Ja’akov Bogdanovich saß an den Steuerkontrollen der Landefähre STERNENFAUST L-1, die sich der Oberfläche des Heiligtums näherte. »Das ist Wahnsinn!«, meinte Bogdanovich. »Ich muss bereits in einer Höhe von 30 Kilometern den Antigrav einschalten, damit wir nicht zu sehr beschleunigen!«
    »5,129 G sind nicht so ganz ohne«, gab

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