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Sternenfaust - 068 - Der Schlafende Weise

Sternenfaust - 068 - Der Schlafende Weise

Titel: Sternenfaust - 068 - Der Schlafende Weise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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seufzte. Und dabei hatte Bruder William sich doch so erfolgreich auf die Emotionalität des Hestan einstellen können, für den der Verlust seines Msssarrr-Hausgenossen offenbar ein schwererer Schlag war, als die Tatsache, dass es unter seinem Volk offenbar eine starke Oppositionsbewegung gab, die bereit war, auch mit Gewalt gegen den Herrscher vorzugehen.
    »Darf ich fragen, was dort verehrt wird?«, fragte Bruder William.
    »Wir nennen ihn den Schlafenden Weisen. Häufig wird auch der ganze Planet so genannt. Es gibt in jeder größeren Stadt auf unserer Hauptwelt einen Tempel.«
    »Unsere Sensoren fanden auf dem Planeten, den Sie ›das Heiligtum‹ nennen, Fossilien von Wesen, die Ähnlichkeiten mit den Dronte gehabt haben müssen.«
    »Vor langer Zeit soll es einen planetenumspannenden Organismus gegeben haben«, berichtete Zyrolaan. »Aber er starb schon vor langer Zeit. Die Traditionslisten glauben, dass der Schlafende Weise eines Tages zurückkehrt.«
    »Sie glauben nicht daran?«
    »Es sind Fossilien.«
    »Würden Sie uns gestatten, Untersuchungen am Heiligtum durchzuführen und es sogar zu betreten?«, fragte Bruder William. »Die Ergebnisse würden wir mit Ihnen teilen.«
    Der Herrscher-auf-Zeit schwieg eine Weile. Sein Sekretär unterhielt sich kurz mit ihm und Frost hatte den Eindruck, dass Letzterer mit seinen Nebentönen absichtlich seine Worte dermaßen akustisch überlagerte, dass kein Translator mehr in der Lage war, den Geräuschmix in Sprache zu übertragen.
    »Sie scheinen da in ein politisch-religiöses Wespennest gestochen zu haben«, raunte Frost Bruder William zu.
    »Das scheint mir auch so.«
    »Vielleicht sollten wir der anderen Seite noch etwas deutlicher machen, wie sehr wir ihren Glauben respektieren«, warf Sun-Tarin ein. »Schließlich haben wir keineswegs die Absicht, die religiösen Gefühle zu verletzen, die die Hestan in diesen Aberglauben investieren.«
    »Ich denke, Sie sollten die Diplomatie doch besser Bruder William überlassen«, wandte sich Frost an den Kridan. »Ich halte es genauso.«
    Der Herrscher-auf-Zeit brachte seinen ziemlich laut gewordenen Sekretär, der in dieser Frage offensichtlich eine abweichende Meinung vertrat, mit einem abrupt ausgeführten Handzeichen zum Schweigen.
    Für einige Augenblicke sagte niemand etwas.
    Der Hestan-Herrscher trat auf Frost und ihr Außenteam zu. Er musterte dessen Mitglieder der Reihe nach und blieb schließlich vor Sun-Tarin einen Augenblick lang stehen.
    Dann drehte er auf dem Absatz seiner ziemlich großen Schuhe um und wandte sich an Bruder William.
    »Sie haben meine offizielle Erlaubnis, das Heiligtum zu erforschen«, erklärte er. »Ich weiß im Voraus, dass dies einiges an politischen Verwicklungen mit sich bringen wird und meine traditionalistischen Gegner ihren ganzen Missmut in einem dissonanten Kaminröhrenkonzert sondergleichen entäußern werden. Aber das nehme ich in Kauf und wo immer Sie auf Schwierigkeiten stoßen, so berufen Sie sich bitte auf mich. Ich bin schließlich der Herrscher-auf-Zeit und habe für die Dauer meiner Amtsperiode die absolute Entscheidungsgewalt! Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte. So sehr es mich auch rührt, dass Sie versucht haben, meine Trauer zu verstehen – ich möchte mich ihr doch nun gerne wieder allein hingeben.«
    »Das verstehe ich gut«, erwiderte Bruder William.
    »Ich überlasse Ihnen einen Funkcode, über den Sie jederzeit einen Direktkontakt zu mir bekommen können.«
     
    *
     
    »Sie müssen ihn mächtig beeindruckt haben«, stellte Sun-Tarin fest, als sie sich auf dem Rückflug befanden. Das Tropfenshuttle, dass sie in den unterirdischen Regierungssitz gebracht hatte, drang bereits in die Stratosphäre von Hestanor A vor. Durch die pseudotransparenten Wände hatte man einen fantastischen Blick auf den auch am Tag sichtbaren Nachbarplaneten, hinter dem sich dunkel und gewaltig das Heiligtum hervorschob.
    »Ein Anblick, der ohne Zweifel religiöse Gefühle hervorzurufen vermag«, meinte von Schlichten etwas spöttisch.
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie ebenfalls so inniger religiöser Empfindungen fähig sind«, antwortete Sun-Tarin, der den beißenden Spott in den Worten des als Atheisten bekannten Wissenschaftlers überhaupt nicht verstanden hatte.
     
    *
     
    Die STERNENFAUST legte die Strecke zwischen den beiden auf einer Bahn befindlichen Planeten Hestanor A und C in anderthalb Stunden zurück.
    Groß und dunkel prangte das Heiligtum des Schlafenden Weisen nun auf

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