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Sternenfaust - 069 - In Ketten

Sternenfaust - 069 - In Ketten

Titel: Sternenfaust - 069 - In Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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abtauchen müssen.
    »Wenn das Versteck der verborgenen Bibliothek seinen Sinn erfüllen soll«, warf Bruder William ein, »dann darf es sich weder in Ufernähe, noch in den ganz flachen Teilen des Meeres befinden.«
    Dana musste dem Christophorer recht geben. Erst ab einer Tiefe von fünfzig bis achtzig Metern konnten die Wloom davon ausgehen, dass eine größere Ansammlung ihrer Bücher dem direkten Blick entzogen sein würde. Doch je mehr sie vom Seichten Meer sah, desto weniger war sie davon überzeugt, dass es sich um ein wirklich gutes Versteck handelte.
    Seng führte sie an eine der wenigen Stellen des Seichten Meeres, dessen Uferformation nicht von flachen Sand- oder Kiesstränden bestimmt wurde. Überall dort waren die Spuren des atomaren Feuers in all ihrem Horror zu sehen. Verkohlte Stümpfe und Wurzelreste zeigten ihnen, dass noch vor Kurzem eine reichhaltige Vegetation bis weit ins Meer hineingereicht hatte. Der Ort, zu dem der Wloom sie brachte, war eine karge, felsige Erhebung, eine Steilküste, an der sich die Wellen des Seichten Meeres gischtschäumend brachen.
    Von diesem Fels aus, schrieb er auf ihre Kommunikationstafel, bringen die Schreiber der Wloom seit Urzeiten in einem althergebrachten Ritual die vollendeten Werke in die verborgene Bibliothek.
    Das heißt, fragte Dana ungläubig, die Bücher befinden sich hier?
    Statt ihr schriftlich zu antworten, breitete Seng seine zwei wieder zu armähnlichen Gebilden geformten Glieder aus und wies in einer unbestimmten Geste über das Meer.
    Die Strömung am Grund des Seichten Meeres bringt die Bücher zu ihrem Bestimmungsort, ergänzte er schließlich.
    »Also los«, sagte sie laut. »Bruder William, Telford und ich unternehmen den ersten Tauchgang. Sie halten hier die Stellung, Sergeant.«
    »Aye, Ma’am.« In einer für ihn ungewöhnlich formellen Anwandlung salutierte Takashi.
    Es ist ihm nie genau anzusehen, ob er es ernst meint , dachte Dana. Deshalb erwiderte sie den Gruß nur andeutungsweise und wandte sich wortlos ab. Nach drei großen Schritten stand sie am Rand der Klippe. Entschlossen sprang sie von etwa fünfzehn Metern Höhe oberhalb der Brandung in die Tiefe. Ein Stück weit ließ sie sich, unterstützt vom Antigrav in Richtung offenes Meer tragen, wobei sie eine Parabel zur Wasseroberfläche beschrieb. Wie ein Albatros tauchte sie nach etwa dreißig Sekunden schräg ins Wasser und setzte dort den gleichen Weg fort.
    Sofort spürte sie den Druck der Oberflächenströmung, die sie mit Macht in die Richtung der Klippen zurückspülen wollte. Dana verstärkte den Antigrav-Antrieb. Sie begriff, dass sich ein Teil der Strömung in den Wellen an den Felsen brach, der größere Teil aber in einer scharfen Kurve nach unten abbiegen und knapp oberhalb des Grundes in die entgegengesetzte Richtung wieder ins offene Meer fließen würde.
    Erst hier im Wasser erkannte sie, dass das Meer von zahllosen winzigen Schwebstoffen, aufgewühltem Schlamm und Ähnlichem durchsetzt war, so dass sie nur über eine sehr eingeschränkte Sicht verfügte.
    Es war noch Vormittag und die von keinerlei Wolken umgebene Sonne erhellte zwar das Wasser, dennoch konnte sie kaum zehn Meter weit sehen. Das Ortungsgerät verriet ihr, dass sich an dieser Stelle tatsächlich eine Senke in der Tiefe befand und das Wasser hier bereits in unmittelbarer Ufernähe eine Tiefe von gut fünfzig Metern erreichte.
    »Ich bin knapp hinter Ihnen, Captain«, hörte sie Ragnaröks Stimme aus dem Funkgerät.
    »Ich auch«, meldete sich Bruder William.
    »Wir schwimmen in einem Winkel von dreißig Grad in die Tiefe«, sagte Dana, »und bewegen uns dabei noch weiter vom Ufer fort.«
    Nach wenigen Minuten erreichten sie ruhigeres Gewässer und schwebten in Sichtweite über dem Meeresgrund. Jetzt hatte sie die von Dana vermutete Unterströmung erfasst und trieb sie mit sanftem Druck weiter. Allmählich klarte auch die Sicht ein wenig auf. Trotz des auf die Wasseroberfläche scheinenden Sonnenlichts benötigten sie in dieser Tiefe bereits starke Helmlampen. Noch hatten sie nicht die Spur eines einzigen der bizarren Wurzelbücher ausmachen können.
    Seng hatte ihnen erklärt, dass die Bücher beim Aushärtungsprozess absolut unempfindlich gegen Wasser würden und so stark an spezifischem Gewicht zunähmen, dass sie schnell untergingen. Die wenigen halbfertigen Bücher, die Dana in Sengs Schreibwerkstatt zu Gesicht bekommen hatte, waren kreisförmige Scheiben von ein bis anderthalb Metern Durchmesser

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