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Sternenfaust - 069 - In Ketten

Sternenfaust - 069 - In Ketten

Titel: Sternenfaust - 069 - In Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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Handschuh berührte. Doch auch das nützte ihnen nichts. Bei der zartesten Berührung schien das Holz der Bücher regelrecht zu explodieren, so als hätte es unter einer nur mit minimalem Druck aufrechterhaltenen Spannung gestanden.
    Warum haben sich die Bücher dann nicht bereits in der Strömung zersetzt? , dachte sie, um im nächsten Augenblick eine Antwort zu erhalten. Kaum verwehten die Spuren des Buchs, das sie gerade angefasst hatte, im Wasser, da sah sie, dass bereits das unmittelbar darunterliegende längst verrottet war. Und während sie noch mit der bitteren Erkenntnis kämpfte, dass sich ihr Tauchgang gerade als grandioser Fehlschlag erwies, spürte sie, dass in den letzten Sekunden die sanfte Unterströmung deutlich zugenommen hatte. Wie eine Serie zerplatzender Knallfrösche lösten sich jetzt reihenweise Bücher auf, die keiner von ihnen berührte. Es war zum Verzweifeln. Sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen schossen. Verdammt , rief sie sich innerlich zur Ordnung, es sind nur Bücher!
    Na und? , hielt sie trotzig dagegen.
    »Wo bleiben Sie denn?«, schrie Takashi in ihrem Kopfhörer. »Hier wird es langsam ungemütlich und ich will keinen Bruch beim Shuttle riskieren …«
    Wegen mir , ergänzte Dana stumm. Sie sah, dass Ragnarök und William mindestens zehn Meter über ihr schwammen und mit Ungeduld darauf warteten, dass sie das Signal zum Aufbruch gab. Sie winkte mit einer müden Handbewegung nach oben.
     
    *
     
    Das Unwetter erwies sich als ein ausgewachsener Taifun, der das Seichte Meer an manchen Stellen bis zum Grund aufwühlte und die Wassermassen zu zehn, an manchen Orten sogar zwanzig Meter hohen Wellen auftürmte. Seng war unbemerkt nach den ersten Anzeichen des Sturms verschwunden. Sie vermuteten, dass er sich in einer Felsspalte in Sicherheit gebracht hatte.
    Das Außenteam saß zusammengepfercht in der Schleuse des Shuttles. Der Pilot der Landefähre hatte einen Blitzstart hingelegt, kaum dass alle Bord waren. Im Inneren des Shuttles wäre für jeden von ihnen einigermaßen genug Platz gewesen, aber da die Schutzanzüge all derer, die sich draußen aufgehalten hatten, eine ordentliche Dosis radioaktiver Strahlung abbekommen hatten, fiel diese Möglichkeit aus.
    Trotz der heftigen Flugmanöver, die der Pilot vollführte, um den Ausläufern des Orkans auszuweichen, und obwohl unter diesen Umständen niemand in der Schleuse angeschnallt war, verletzte sich keiner. Zusammengequetscht wie die sprichwörtlichen Sardinen in der Dose war es ihnen nicht mehr möglich das Gleichgewicht zu verlieren und unkontrolliert gegen Schotts oder Wände zu donnern. Es blieb kaum Platz zum Atemholen, geschweige denn sich zu bewegen.
    Nur die Helme knallten in regelmäßigen Abständen gegeneinander und erzeugten ein seltsames Konzert, das von Dutzenden mehr oder weniger lauten und mehr oder weniger deftigen Flüchen unterbrochen wurde.
    Dana ertrug die qualvolle Enge und die von allen Seiten gegen sie pressenden Körpern mit – wie es schien – stoischem, schweigendem Gleichmut. Ihr Gesicht hinter dem Visier des Schutzanzuges wirkte wie versteinert. Nur Bruder William ahnte, wie ihr wirklich zumute war.
    Es würde mich nicht wundern , dachte er, wenn die Expedition hier zu Ende geht …
    Er nickte Dana stumm zu. Doch sie schien im Moment nichts und niemanden mehr wahrzunehmen.
    Sie hatte alle Hoffnungen auf die verborgene Bibliothek gesetzt. Jetzt ist sie davon überzeugt, dass es auf die kosmischen Rätsel, die die Toten Götter uns gestellt haben, keine Antworten gibt. Weder hier und jetzt, noch in naher oder ferner Zukunft.
    Solche Erkenntnisse, das wusste er nur zu gut aus eigener Erfahrung, waren in der Lage den stabilsten Charakter in ein Häuflein Elend zu verwandeln.
    Seltsamerweise erinnerte er sich in diesem Moment an ein kurzes Gespräch, dass er erst vor einigen Tagen mit Dana Frost geführt hatte.
    »In jedem Namen«, hatte er ihr gesagt, »steckt eine bestimmte Botschaft. Haben Sie eigentlich eine Ahnung, was Seng bedeutet?« Mit Danas Hilfe und anhand ihrer Aufzeichnungen arbeitete er sich zurzeit tief in die Sprache der Morax ein. Die Verwandtschaft zur Sprache der Toten Götter und nicht zuletzt auch der Sprache der Wloom war evident.
    »Keine Ahnung«, erwiderte sie. »Sagen Sie es mir.«
    »Wenn ich das richtig interpretiere«, sagte William und klickte sich durch seine elektronischen Notizen, »ist Seng eine Ausnahme.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Nun, Ihr Vorname zum

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