Sternenfaust - 073 - Gefangen im Zentrum (1 of 2)
entfalten und festigen konnte.
Und genau das war durch die erneute Gefangennahme durch die Morax gestört worden. Dana hatte das nachdrückliche Gefühl, dass die Wirkung des Rituals und damit ihre seelische Ausgeglichenheit gerade fröhlich dabei war, den sprichwörtlichen Bach runterzugehen. Und dafür hasste sie die Morax.
Wie viel kann ein Mensch ertragen, bevor er zusammenbricht? , sinnierte sie und ihr Blick schweifte in der geräumigen Arrestzelle herum, in der sich nun mehrere hundert Besatzungsmitglieder der STERNENFAUST, der kridanischen SEDONGS RACHE und der j’ebeemschen STOLZ DER GÖTTER aufhielten und sich mit unterschiedlichen Beschäftigungen die Langeweile und die Furcht zu vertreiben suchten. Und wie viel kann er ertragen, bevor er nach dem Zusammenbruch nicht wieder aufsteht? Danas Blick fiel auf eine Ecke des großen Raums. Dort waren die Schwerverletzten zusammen untergebracht und wurden von Fähnrich Dr. Kendra Scott, dem J’ebeem-Arzt Brekken Dabruun und dem kridanischen Arzt Goren-Tar notdürftig versorgt. Man hatte zwar die Schwerverletzten mitnehmen dürfen, aber nur wenig medizinisches Material. So konnten die drei Ärzte und die überlebenden Ersthelfer der drei Schiffe nur wenig tun, um den Verwundeten wirklich zu helfen, und waren im Wesentlichen darauf beschränkt, es ihnen so bequem wie möglich zu machen. Dass sich unter den Schwerverletzten auch die beiden Schiffsärztinnen Dr. Simone Gardikov und Taila Sakala, Siron Talas’ Frau, befanden, machte ihre Aufgabe nicht einfacher.
Dana fühlte sich bei diesem Anblick noch hilfloser. Aber was hätte sie auch schon tun können?
Sie wandte ihren Blick wieder der Landschaft draußen zu, während sie versuchte zu ergründen, was hinter dem Horizont sein mochte, den sie von ihrem Gefängnis aus erkennen konnte. Von der Außenmauer aus, an der sich ihr Gefängnisraum offensichtlich befand, dehnte sich eine Ebene, die an die Prärien erinnerte, die es vor Jahrhunderten auf der Erde gegeben hatte. Sanft geschwungenes, grasbewachsenes Land erstreckte sich scheinbar endlos in wechselnden Flächen aus Graugrün, Sandbraun, Rotbraun und Ockerfarben, durchbrochen von kleineren Flächen in Dunkelblau und Violett sowie einigen roten Flecken. Aus der Entfernung konnte Dana nicht erkennen, ob es sich um Pflanzen handelte (was das Wahrscheinlichste war) oder Flächen, wo zwischen den graugrünen Flechten und dem ockerfarbenen, grasartigen Gewächs der nackte Boden zu sehen war.
Der Himmel über allem war von gleichbleibender, blauer Farbe und erinnerte ebenfalls verdächtig an die Erde. Sogar Wolken zogen ab und zu darüber hin. Nur eine Sonne war nicht zu sehen, was möglicherweise daran lag, dass die Panoramawand in der Richtung lag, die hier dem Norden entsprach. Was Dana wieder zu der im Moment nicht zu beantwortenden Frage brachte, wo »hier« überhaupt war.
Man hatte die STERNENFAUST geentert und in eine Art unterirdischen Hangar dieser Welt gebracht. Danach hatte man die Besatzung gezwungen, das Schiff zu verlassen, sie alle in den Lagerraum eines Transportshuttles oder ähnlichen Gefährts gepfercht und in dieses Gefängnis gebracht. Da das Transportshuttle über keine Sichtluken verfügte, hatten niemand sehen können, wohin man sie brachte. Sie waren zusammen mit den Überlebenden der STOLZ DER GÖTTER und SEDONGS RACHE in diesen Gefängnisraum gesperrt worden, in dem es nicht einmal die winzigste Rückzugsmöglichkeit oder auch nur den Hauch einer Privatsphäre gab. Und das zerrte nicht nur an Danas Nerven.
Verschärfend kam noch das Warten hinzu. Seit man sie hier eingesperrt hatte, gab es nichts anderes für sie zu tun, als Stunde um Stunde hier zu sitzen und sich die Zeit mit nichts zu vertreiben. Die Eintönigkeit wurde nur durch die Ankunft des Essenskubus unterbrochen, der einmal täglich die Rationen für sie alle brachte – von Morax. Dana fragte sich, warum sie das nicht von Sklaven erledigen ließen, wie Dana das von den Gepflogenheiten auf deren Schiffen kannte. Sie rechnete täglich, ja stündlich damit, dass man sie alle oder doch zumindest einige von ihnen zu den üblichen Frondiensten abholen würde. Aber die Morax hier taten nichts dergleichen.
Das war ebenso ungewöhnlich wie die Tatsache, dass man ihnen erlaubt hatte, bestimmte Teile ihrer Ausrüstung mitzunehmen. Natürlich hatten die Morax alles einkassiert, was ihnen auch nur im Entferntesten nach einer Waffe aussah. Andererseits konnten sie sich nicht
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