Sternenfaust - 076 - Heimkehr
hatten, hörten sie jemanden die Stufen hinuntereilen. Im nächsten Moment standen sie zwei anderen Bewachern und Natasha Wong gegenüber. Wong hielt einen Nadler in der Hand, der genau auf Danas Herz zielte …
*
Natasha Wong war nicht so dumm gewesen, nach ihrem Verschwinden wieder zu ihrer eigenen Wohnung zurückzukehren. Immerhin war damit zu rechnen gewesen, dass sich die GalAb sofort an ihre Fersen heften würde, denn den anderen Mitarbeitern von ihr und Professor MacShane waren ihre Differenzen nicht entgangen. Doch sie wollte und musste vor Ort die Lage sondieren.
Natürlich hatte man sich sofort auf die Suche nach dem Kryptologen und Captain Frost gemacht, als man festgestellt hatte, dass beide auf unerklärliche Weise verschwunden waren. Die Mitarbeiter, mit denen der Professor im Zuge seiner Arbeit für Rudenko zu tun gehabt hatte, wurden intensiv befragt. Das hatte eine Kollegin verraten, die mit Natasha und Pro Humanity sympathisierte.
Trotzdem sah sie sich immer wieder unauffällig um, als sie jetzt das Gebäude, in dem die Kollegin wohnte, verließ. Ob ihr jemand folgte? Doch sie konnte niemanden ausmachen, der ein Verfolger hätte sein können. Trotzdem wechselte sie mehrfach die Transfer-Shuttles, um ihre Spur zu verwischen, ehe sie endlich dasjenige nahm, das sie ans Ziel bringen würde. Am Zielbahnhof mietete sie ein Gleitfahrzeug und legte die restliche Strecke zu dem Haus, in dem sie und ihre Kameraden ihr Versteck eingerichtet hatten, damit zurück.
Schon als sie das Haus betrat, das in einer einsamen Waldgegend am Mardersee der Provinz Kanada lag, vernahm sie Kampflärm aus dem Keller. Sie presste wütend die Lippen zusammen. Eigentlich hätte sie sich denken können, dass Professor MacShane und erst recht nicht Captain Frost kampflos klein beigeben und sich in ihr Schicksal fügen würden! Trotzdem war sie ein wenig enttäuscht darüber, denn sie hatte gehofft, dass ein Mann wie der Professor es ehrlich meinte, wenn er sich zur Kooperation verpflichtete. Doch man konnte offenbar niemandem trauen.
Nun gut. Jetzt würde sie auch keine Rücksicht mehr nehmen. Entschlossen holte sie ihren Nadler und rannte zusammen mit den zwei Kollegen, die sich gerade aus der Küche etwas zu essen hatten holen wollen, ins Untergeschoss. Wie es aussah, kamen sie keinen Moment zu früh, denn MacShane und Frost befanden sich bereits außerhalb ihres Zimmers auf dem Gang und waren gerade im Begriff, nach oben zu entwischen. Sie richtete die Waffe auf Captain Frost. Ihre Leute folgten ihrem Beispiel.
»Keine Bewegung!«, befahl sie scharf. »Ihr Ausbruchversuch ist hiermit beendet. Kehren Sie sofort in Ihr Zimmer zurück oder ich schieße!«
»In dem Fall werde ich kein einziges Wort mehr für Sie übersetzen«, drohte MacShane.
Wong zögerte kurz, ehe sie sagte: »Nun, Professor, wenn Sie uns nicht freiwillig helfen wollen, gibt es immer noch genug Mittel, Sie zu einer Mitarbeit zu zwingen. Ich denke da an gewisse Drogen, die noch jeden gefügig gemacht haben.« Sie schüttelte den Kopf. »Sie enttäuschen mich, Professor. Ich dachte, Sie wären ein vernünftiger Mann, dem ich trauen könnte.«
MacShane schnaufte verächtlich und schätzte seine Chancen ab, Wong die Waffe zu entreißen, wenn er sich ohne Vorwarnung auf sie stürzte. Doch für so ein waghalsiges Manöver stand sie zu weit entfernt. Außerdem waren da noch die beiden anderen Leute. Sie hätten längst geschossen, bevor er die Distanz hätte überwinden können. »Falls Sie ernsthaft geglaubt haben, dass Captain Frost oder ich mit Terroristen freiwillig kooperieren, so sind Sie dümmer als ich dachte, Miss Wong.«
Sie runzelte verärgert die Stirn. »Wir sind keine Terroristen, Professor, wie oft muss ich Ihnen das noch sagen? Und jetzt gehen Sie bitte zurück in Ihr Zimmer, alle beide, bevor ich Sie verletzen muss!«
Dana ahnte, was sie vorhatte, noch ehe Natasha die Waffe hob. Sie schubste Mac aus der Schusslinie. Sie landeten beide auf dem Boden, als der Schuss fiel – und Natasha Wong sackte leblos in sich zusammen, desgleichen ihre beiden Kumpane.
Hinter ihnen stand Valentina Duchamp mit einigen Sicherheitskräften und blies theatralisch eine nicht existente Rauchwolke von der Mündung ihres Nadlers, ehe sie ihn einsteckte und ihren Leuten einen Wink gab. Die nahmen sich der bewusstlosen Entführer an, während andere an MacShane und Dana vorbeirannten und die beiden ebenfalls bewusstlosen Komplizen in Gewahrsam nahmen, die
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