Sternenfaust - 077 - Hort des Wissens (1 of 2)
Menschen, Mantiden, Kridan, J’ebeem, Starr und Shisheni, war Morales auf der Straße von ein paar Fanatikern der Pro Humanity -Bewegung bedrängt und herumgestoßen worden. Sie hatten angenommen, dass Morales ein auf die Erde eingewanderter Außerirdischer sei. Als die Alienhasser Morales immer mehr zusetzten und ihn schließlich sogar mit einem Nadler bedrohten, war er gezwungen gewesen, seine Nahkampffähigkeiten als Raumsoldat unter Beweis zu stellen. Zwei der Angreifer setzte er außer Gefecht, die anderen flohen freiwillig.
Dieser Vorfall hatte Morales deutlich gezeigt, wie sehr der Einfluss der Pro Humanity -Bewegung gewachsen war, seit deren Vorsitzende Sarah Windsor im Hohen Rat mit den Stimmen ähnlich gesinnter Ratsmitglieder dafür gesorgt hatte, dass Admiral Gregor Rudenko zum Vorsitzenden gewählt worden war.
Morales war seit dem Vorfall sehr nachdenklich geworden und hatte Bruder William bereits darauf angesprochen. Während des Bergstrom-Flugs in den Wloom-Sektor hatten sich mehrere Gelegenheiten ergeben, darüber zu sprechen.
Morales fragte sich inzwischen, ob vielleicht schon in wenigen Jahren auf der Erde für Menschen wie ihn kein Platz mehr sein würde, weil eine lautstarke Gruppe von intoleranten Alien-Feinden alles Andersartige als eine Bedrohung der Menschheit ansah. Und dabei hatte Morales bisher eigentlich keineswegs das Gefühl gehabt, etwa nicht zur Menschheit zu gehören.
»Ehrlich gesagt, fehlt mir Sun-Tarin«, sagte Bruder William, der damit daran erinnerte, dass der vogelartige Austauschoffizier sie bei früheren Missionen häufig bei ihrer Arbeit im Kontrollraum unterstützt hatte.
Dabei hatte es Bruder William immer wieder als sehr bereichernd empfunden, die teilweise vollkommen anders geartete Sichtweise des Kridan bei der Lösung von Problemen kennenzulernen. Beide hatte der unbedingte Glaube an einen einzigen Gott geeint, eine transzendente Immanenz gewissermaßen, wollte man es gelehrt ausdrücken. Bruder William hatte das Gefühl, dass Sun-Tarin der einzige an Bord gewesen war, der dieses Streben geteilt hatte.
»Wundert Sie es wirklich, dass der Geierkopf nicht dabei ist?«, fragte von Schlichten dagegen auf seine wenig diplomatische Art und Weise. Der hagere Mann zuckte mit den Schultern. »Mich nicht.«
»Sie meinen also: ›Trau keinem Geier‹!«, meinte Morales etwas angesäuert. »Der alte Pro Humanity -Kampfspruch aus den Zeiten des zweiten Kridan-Krieges bekommt wieder Konjunktur! Wer hätte das gedacht!«
»Ach, lassen Sie mich mit diesen Idioten in Ruhe, Fähnrich! Das meine ich nicht. Aber dieser Kridan war – bei aller Sympathie, die Sie oder ich oder irgendjemand anders hier an Bord der STERNENFAUST für ihn hegen mochte, letztlich ein Tanjaj. Ein Glaubenskrieger, der davon überzeugt ist, dass sein Volk dazu ausersehen wurde, dem Rest des Universums die göttliche Ordnung zu bringen.«
»Es hat vor einiger Zeit einen Umsturz gegeben. Vergessen Sie das nicht!«, erwiderte Morales ungehalten. Aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, die Partei des abwesenden Austauschoffiziers übernehmen zu müssen.
Vielleicht hätte ein Therapeut das Übertragung genannt, aber Morales war das egal. »Für mich sieht es im Moment so aus, als hätten diese Pro Humanity -Leute ihr Ziel erreicht: dass jemand wie ich sich als Außenseiter fühlt, obwohl er dazu eigentlich keinen Grund hat!«, fügte er noch kämpferisch hinzu.
Doch von Schlichten hatte gar nicht richtig zugehört. Persönliche Befindlichkeiten anderer interessierten ihn nur selten.
»Sie sollten nicht vergessen, dass auch das Regime des Predigers Satren-Nor diese Auffassungen vertritt. Der einzige Unterschied ist, dass der Prediger nicht mehr die Notwendigkeit des permanenten Glaubenskrieges sieht. Kann ja sein, dass sich das auch mal wieder ändert. Ganz davon abgesehen, dass die alten Kräfte innerhalb des Imperiums früher oder später wieder erstarken dürften.«
»Sie sprechen von den Tanjaj und der Priesterschaft«, folgerte Bruder William.
Von Schlichten nickte. »Ja – und alles wird davon abhängen, wer den Einfluss auf den nächsten Raisa gewinnt. Das Heilige Küken wird nämlich irgendwann größer und seine eigenen Entscheidungen treffen. Entscheidungen, die auch der Prediger Satren-Nor nicht mehr so einfach wird beeinflussen können.«
Ein Alarmsignal ertönte.
»Gefechtsbereitschaft!«, stellte Bruder William fest. »Na großartig – das hat uns jetzt gerade noch gefehlt.«
Das
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