Sternenfaust - 090 - Der goldene Kubus (1 of 2)
Er griff wieder an. Dana lenkte den Angriff ab. »Dafür wirst du immer besser.«
»Kein Wunder. Ich habe endlich jemanden zum Üben.«
»Es ist schade, dass du nicht auf Wettkämpfe gehst. Auf der Erde könntest du damit sicher Karriere machen.«
Dana lächelte vergnügt. »Ich habe hier meine Karriere. Ich übe für die Praxis , Bücherwurm! Du bist Wissenschaftler und ich Soldatin, das vergisst du manchmal wenn du deine Nase in deine Wurzelbücher steckst.«
»So gesehen sollte ich mir vielleicht auch mehr Mühe geben. Bei dir weiß man nie was als Nächstes kommt.«
Yngvar griff erneut an. Dana blockte und setzte zugleich mit dem oberen Teil der Waffe nach. Holz schlug an Holz. Der Kryptologe zuckte zurück, um nicht im Gesicht getroffen zu werden. Er trug keine Fechtmaske und verließ sich auf seine und Danas Reflexe.
Dana setzte nach und machte Druck. Ingvar stolperte nach hinten. Dana erhöhte das Tempo, bis er stürzte.
»Nie in Rücklage geraten«, erklärte sie mit einem verschmitzten Lächeln, das sie jünger aussehen ließ. »Das rächt sich immer. Deine Feinde nutzen das gnadenlos aus.« Sie bot Yngvar die Hand und er ließ sich von ihr hochziehen.
»Vielleicht lenkt mich deine Schönheit einfach zu sehr ab.«
»Ich würde eher sagen, du versuchst gerade deine Niederlage schön zu reden.«
Yngvar beugte sich vor. »Bekomme ich trotzdem einen Kuss?«
Dana zog sich lachend zurück. »Erst, wenn du gewinnst.«
Yngvar hob das Shinai von der Matte auf und grüßte erneut an. Seine Augen funkelten, als er mit einem Schrei angriff.
»Das ist doch gleich eine ganz andere Motivation …«
*
Der Herr saß nachdenklich auf dem Sitz, in dem er immer saß, wenn er seine Untergebenen zu empfangen pflegte. Er mochte die archaischen Symbole der Menschen, die so viel Wert auf passende Sitzgelegenheiten und Anbetung legten. Vor ihm kniete seine engste Beraterin.
Sie trug ein schlichtes schwarzes Tuchgewand. Ihr schlanker, magersüchtig wirkender Körper zeigte Respekt, keine Unterwürfigkeit. Lange rosefarbene Haare umwallten sie. Der Blick ihrer kornblumenblauen Augen war seltsam puppenhaft und leer. Niemand nannte ihren Namen. Weil sie keinen hatte. Doch sie war mit dem Herrn verbunden, und konnte ihn allein durch ihre Anwesenheit stärken. Jahre lang hatte sie sich im Hintergrund gehalten. Hätte eines seiner menschlichen Organe versagt, sie hätte ihm ihres in selbstloser Liebe gespendet und sich ein neues erschaffen. Doch er war der Herr . Und er war stärker als sie. Er brauchte sie erst jetzt. Denn jetzt war die Zeit reif für den RUF.
»Wie weit bist du mit den Vorbereitungen?«
»Der Transport ist organisiert. Auch unsere letzten Schiffe werden nun abfliegen. Es wird kein Dronte zurückbleiben. Soll ich den Kubus nach der Übernahme zum Zielpunkt bringen?«
Der Herr schüttelte seinen kahlen Kopf. »Nein. Es wird gut sein, wenn man die Menschen und die anderen Völker noch eine Weile beobachtet. Sie sind für das Wissen noch nicht reif.«
Die rosehaarige Frau zuckte nicht mit den Wimpern. »Wie ihr wünscht, Herr . Ich kümmere mich hier um alles. Aber solltet Ihr nicht in Betracht ziehen, dass sie sich seit unserem letzten Treffen weiterentwickelt haben? Immerhin konnten sie sich auf den Kubus bringen und forschen nun …«
Der Herr schien diesen Einwand für eine Sekunde zu erwägen. »Nein, ich bin sicher, sie sind noch nicht so weit wie die Diener der Basiru-Aluun. Das Geheimnis unseres Kubus darf ihnen noch nicht in die Hände fallen. Du weißt, was das heißt?«
Die Frau mit der rosefarbenen Perücke nickte. »Verlasst Euch auf mich. Ich werde den Kubus zerstören, wenn sie länger weiterforschen, als uns in unserem Ultimatum zugesagt wurde.«
»Ich bin zufrieden. Du kannst gehen. Ich erwarte deinen Bericht.«
»Fliegt, Herr . Die Götter warten auf euch.«
*
Der Erste Offizier der STERNENFAUST, Commander Stephan van Deyk, hatte die Brücke. Er ging aufrecht an den Konsolen entlang und vertrat sich ein wenig die Beine. Mit seinen ein Meter neunzig war er es leid, immer auf dem tiefen Sitz von Dana Frost zu sitzen, auch wenn der sich natürlich einstellen ließ. Doch van Deyk bevorzugte es, den Sessel so niedrig zu belassen, wie Captain Frost ihn einstellte und diesen Umstand als Vorwand zu nutzen, um während seiner Schicht aufzustehen.
Er blickte auf die Bildschirmwand vor sich, die einen unspektakulären Teil des Weltraums zeigte. Wenn man lange genug hier
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