Sternenfaust - 093 - Auge des Feindes
einmal annähernd ein Mann wie sein Vater. Der regiert – regierte mit Härte und auch einem gewissen Charisma. Sitak hätte gegen die beiden anderen Triumvirn nur mit Erpressungen bestehen können.«
»Nun gut. Nehmen wir an, dass diese Datensammlung tatsächlich existiert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie den überaus fähigen Agenten des Temuran bei ihrer Durchsuchung von Sitaks Räumen entgangen ist.«
»Das nicht«, stimmte Nanla Kona zu. »Aber es gibt eine Kopie, und die haben sie nicht gefunden. Ich gebe sie Ihnen im Austausch für mein Leben und meine Freiheit.«
Talas zögerte. Er traute der Frau nicht, aber wenn diese Datensammlung wirklich existierte, war sie von unschätzbarem Wert für den Untergrund.
»Ich nehme an, diese Kopie befindet sich hier im Haus«, vermutete er, und Nanla Kona bestätigte das. »Gut. Sie werden sie mir sofort bringen. Manduur wird Sie begleiten und Sie beim geringsten Anzeichen von Verrat töten. Und wenn diese Datensammlung tatsächlich so wertvoll ist, wie Sie sagen, bekommen Sie dafür Ihre Freiheit.«
»Danke – mein Triumvir. «
Felar Manduur begleitete sie hinaus, und Hattis schickte ihre Assistentin ebenfalls mit.
»Sie trauen ihr doch nicht etwa?«, fragte die Lakshaira , als sie mit Siron wieder allein war.
»Nicht für eine Sekunde«, versicherte er. »Sie ist zu sehr an die Intrigen ihrer Familie gewöhnt. Sie ist damit aufgewachsen und wendet sie sicherlich selbst immer dann an, wenn es ihr nützt. Selbst wenn sie ihr Angebot, uns zu unterstützen, im Augenblick tatsächlich aufrichtig meinte, so würde sie uns doch verraten, sobald sie sich einen Vorteil davon verspräche.«
»Also werde ich mich auch um sie kümmern«, sagte Tamfura Hattis beinahe sanft mit einem kalten Lächeln.
»Ich fürchte, Sie werden in meinen Diensten irgendwann völlig überarbeitet sein, wenn das so weitergeht«, vermutete Siron.
Obwohl er das als bedauerlichen Fakt betrachtete, fasste Hattis es als Scherz auf und lachte leise. »In diesem Punkt brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, mein Triumvir. Ich liebe meine Arbeit.«
In diesem Moment empfand Siron eine abgrundtiefe Abneigung gegen sie. Jemanden im Kampf zu töten, weil Krieg war oder in einem ehrlichen Zweikampf um Ehre und Ruhm, war eine Sache. Die Gegner wussten von vornherein, dass sie ihr Leben verlieren konnten, wenn sie unterlagen. Trotzdem hatte es ihm niemals Freude bereitet, Leben zu nehmen. Dass Hattis ihre Arbeit, andere J’ebeem hinterhältig zu ermorden liebte , erfüllte Talas mit Abscheu; ebenso wie die Tatsache, dass er sich der Dienste dieser Frau bis auf Weiteres bedienen musste, wenn »Gemini« gelingen sollte.
Einen Augenblick lang bereute er zutiefst, dass er sich von Lorrin für diese Sache hatte gewinnen lassen. Er hätte mit seiner neuen Identität verschwinden sollen, wie er es geplant hatte.
Aber nun war es dafür zu spät.
Manduurs und Konas Rückkehr unterbrach seine düsteren Grübeleien. Die junge Frau überreichte ihm ein Handspeichergerät. Talas aktivierte es und stellte fest, dass es etliche Dateien enthielt, die allerdings verschlüsselt waren. Er blickte Rendoys Nichte finster an.
»Wie lautet der Code?«, verlangte er zu wissen.
Sie zögerte für den Bruchteil einer Sekunde. »Es sind die Koordinaten dieses Gebäudes. Kann ich jetzt gehen?«
»Nicht bevor wir das nicht überprüft haben«, bestimmte Talas. »Aber das haben Sie sich sicherlich schon gedacht.«
Felar Manduur trat zu einem Terminal im Hintergrund des Zimmers, rief die Koordinaten ab und nannte sie dem vermeintlichen Triumvir, der sie in den Handspeicher eingab. Doch der Zugriff auf die Daten wurde ihm verwehrt.
»Offensichtlich haben Sie gelogen, Nanla Kona«, stellte er in kaltem Ton fest. »Und wahrscheinlich ist der Inhalt dieses Datenspeichers völlig wertlos.«
»Nein!«, versicherte die junge Frau ihm. »Ich schwöre, dass er die Daten enthält, die ich Ihnen versprochen habe. Ich kenne nur den Code nicht. Aber wenn ich Ihnen das gesagt hätte, hätten Sie mich doch nicht gehen lassen.« Sie warf sich ihm zu Füßen und verlegte sich wieder aufs Flehen. »Oh bitte, lassen Sie mich gehen!«
Der Talnai , mit dem sie Talas angegriffen hatte, lag immer noch auf dem Boden. Jetzt war er in ihrer Reichweite, und Dagis Rendoys Nichte zögerte keinen Augenblick. Sie riss den Dolch mit einer schnellen Bewegung an sich, sprang auf und stach zu.
Talas wich der Klinge reflexhaft aus und warf sich im
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