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Sternenfaust - 093 - Auge des Feindes

Sternenfaust - 093 - Auge des Feindes

Titel: Sternenfaust - 093 - Auge des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M’Raven
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Tainor«, hielt Dagis Rendoy aus dem Hohen Haus Candovan dem Geheimdienstchef vor. »Wie lange sind Sie diesen Umstürzlern schon auf der Spur? Und noch immer haben Sie kein einziges brauchbares Ergebnis liefern können, geschweige denn eine Verhaftung. Wir warten auf Ihre Erklärung für diese Ungeheuerlichkeit.«
    »Nun, mein Triumvir«, sagte Tainor ruhig, »unsere Anhaltspunkte dafür, dass tatsächlich eine Verschwörung gegen Euch existiert, sind bisher ausschließlich Gerüchte, für die es bis jetzt keinen Beweis gibt. Wann immer wir eine Spur verfolgen und einen Verdächtigen ins Auge gefasst haben, verschwindet er entweder spurlos oder er wird tot aufgefunden. Allein dieses sich beständig wiederholende Muster ist allerdings ein mehr als starkes Indiz dafür, dass an den Gerüchten über einen geplanten Umsturz etwas Wahres sein muss.«
    Rendoy beugte sich vor. Die Geste wirkte aggressiv. »Und wieso ist es Ihnen mit der gesamten Macht und den Möglichkeiten des Temuran, die Ihnen zur Verfügung stehen, noch immer nicht gelungen, auch nur eine einzige konkrete Information darüber zu bekommen?«
    Das hatte sich Ebras Tainor ebenfalls schon gefragt, und die einzig plausible Antwort, die er gefunden hatte, gefiel ihm absolut nicht. Und sie würde den Triumvirn noch sehr viel weniger gefallen.
    »Dafür gibt es nur eine Erklärung, mein Triumvir. Es muss den Verschwörern gelungen sein, ihre Leute in höchste Positionen einzuschleusen, wo sie Zugang zu sensiblen Informationen haben.«
    »Wollen Sie etwa allen Ernstes behaupten, dass unter Ihren Agenten Verräter sind?«, vergewisserte sich Megon Barus aus dem Haus Novalar. »In dem Fall sind Sie noch unfähiger, als wir bisher gedacht haben.«
    »Ich habe alle meine Agenten in den entsprechenden Positionen gründlichst überprüft«, verteidigte sich Tainor und hatte Mühe, angesichts dieser ungerechtfertigten Anschuldigung ruhig zu bleiben. »Ich habe jeden, bei dem ich auch nur die geringste und noch so unbedeutend erscheinende Unregelmäßigkeit entdeckte, in Arrest genommen, verhört und ausgetauscht. Ich kann mich dafür verbürgen, dass der Temuran sauber ist. Aber es gibt noch andere Leute, die für eine entsprechende Informationsweitergabe in Frage kommen, meine Triumvirn – und zwar Leute aus Ihrem eigenen unmittelbaren Umfeld.«
    Tainor war sich durchaus bewusst, dass diese Theorie – um nicht zu sagen Anschuldigung – eine solche Ungeheuerlichkeit darstellte, dass er, wenn er Pech hatte, diese Konferenz nicht mehr als Chef des Temuran verlassen würde. Falls er denn in der Lage wäre, sie überhaupt noch lebend zu verlassen …
    »Und wer sollte so ein Informant wohl sein?«, höhnte Sablon Gendos aus dem Hause Ralgan, der dritte Triumvir, und umfasste mit einer Handbewegung die im Hintergrund an ihren Arbeitsstationen sitzenden drei Protokollführer, die selbst bei Geheimbesprechungen anwesend waren. »Diese Männer sind von Ihnen und Ihren Leute immer wieder und wieder überprüft und überwacht worden. Wenn einer von ihnen Kontakt zu irgendwelchen Verschwörern hätte, so müssten Sie das doch längst entdeckt haben.«
    »Diese Männer stehen natürlich außerhalb jeden Verdachts«, bestätigte Tainor hastig und wusste, dass er sich jetzt auf noch ein viel gefährlicheres Terrain begab. »Doch wie Euch, Ihr Erhabenen, sicherlich bewusst ist, hat es in der Geschichte Ebeems immer wieder missgünstige Verwandte von Triumvirn gegeben, die in dem Bestreben, selbst Triumvir zu werden, gegen die rechtmäßigen Inhaber dieses Amtes oder deren Erbnachfolger konspiriert haben.«
    »Das ist nicht von der Hand zu weisen«, gab Dagis Rendoy herablassend zu, während Barus der Zorn über das, was Tainor damit andeutete, im Gesicht geschrieben stand. Gendos schwieg und starrte ihn nur finster an. »Doch ich hoffe für Sie, dass Sie konkrete Anhaltspunkte haben und nicht nur haltlose Behauptungen aufstellen, nur um Ihre eigene Unfähigkeit zu vertuschen.«
    Das lag zwar nicht in Tainors Absicht, doch er verfügte tatsächlich über keinerlei diesbezügliche Anhaltspunkte, geschweige denn Beweise.
    »Nun?«, verlangte Rendoy zu wissen, als Tainor nicht sofort antwortete. »Was wollen Sie wirklich?«
    »Die Erlaubnis der Erhabenen, Eure erhabenen Familienmitglieder überprüfen zu dürfen.«
    Eine Weile schwiegen die Herrscher über Ebeem und blickten einander nur stumm an. Was Tainor vorschlug, stellte zwar einerseits einen unglaublichen Affront dar.

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