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Sternenfaust - 095 - Mutawesis Hölle

Sternenfaust - 095 - Mutawesis Hölle

Titel: Sternenfaust - 095 - Mutawesis Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Blutproben zur Seite, an dem Mutawesis Blick wie starr gehangen hatte. Dieses Blut war der Auslöser gewesen. Der Trigger, der ihn in das Jahr 2237 zurückversetzt hatte.
    Aber jetzt war er wieder in der Gegenwart. Mit seinem Schiff in dem Bereich der Galaxie, den man Transalpha nannte.
    Auf Mutawesis Stirn perlte Schweiß.
    »Ich schlage vor, Sie setzen sich.« Tregardes Stimme klang seltsam gelassen und erdete die Situation gewissermaßen. Mutawesi war dankbar dafür, aber jetzt war er wieder in Ordnung.
    »Es geht mir wieder gut, Doktor. Danke.«
    »Ich denke nicht, dass alles in Ordnung ist, Commander.«
    »Geben Sie mir einfach das, was Dr. Gardikov mir immer gegeben hat und es geht mir gut.«
    Tregarde sortierte ruhig die Reagenzgläser mit den Blutproben der Besatzung und hielt eines davon gegen das helle Deckenlicht der Krankenstation. »Das ist nicht die Lösung, Commander – und das wissen Sie.«
    »Ich habe bereits alles versucht, was man in dieser Beziehung tun kann«, erwiderte Mutawesi entschlossen.
    Doch Tregarde ließ nicht locker. »Sie leiden unter einer posttraumatischen Belastungsstörung, Commander, seit Sie 2237 während der Msssarrr-Invasion des Sol-Systems in die Gefangenschaft dieser Hirn fressenden Monster gelangten. Und es mag ja sein, dass Sie Ihre Therapie damals erfolgreich abgeschlossen haben, aber da Sie immer noch unter den Folgen zu leiden scheinen, denke ich …«
    »Es kommt eben einfach ab und zu wieder hoch«, unterbrach Mutawesi. »Das ist alles. Ich habe das im Griff.«
    Tregarde sah ihn mit seinen durchdringenden dunklen Augen das erste Mal an. »Wirklich?« Er zog die Augenbrauen hoch.
    »Ja.«
    Dieses Ja klang viel zu gereizt, um wirklich zu überzeugen. Tregarde runzelte die Stirn. Der Schiffsarzt der STERNENFAUST atmete tief durch. »Was machen Sie, wenn Ihnen das in einer Krisensituation passiert?«
    »Dann tue ich das, was ich schon damals getan habe.«
    »Und das wäre?«
    »Ich rechne. Sehen Sie, ich war der einzige Überlebende der Besatzung des Shuttles, das ich während der Schlacht gegen die Msssarrr kommandiert hatte. Mein erstes Kommando als frischgebackener Lieutenant, nachdem ich vorher als Fähnrich meinen Dienst auf der STERNENFAUST I unter Commander Richard Leslie geleistet hatte.« Mutawesis Blick schien einen Moment lang nach innen gerichtet zu sein, so als würde die Vergangenheit noch einmal vor seinem inneren Auge auftauchen.
    Tregarde schwieg und ließ ihn erzählen.
    Mutawesi kniff einen Moment die Augen zu und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. »Ich hatte immer schon ein Faible für Mathematik, aber der Psychiater, bei dem ich in Behandlung war, meint, in der Zeit, in der ich damals auf dem Msssarrr-Schiff gefangen war, hätte mir das Lösen von Gleichungen und die Berechnung der absurdesten Dinge davor gerettet, wahnsinnig zu werden.«
    »Das ist gut möglich. Sie haben instinktiv das gemacht, was ein Psychiater jedem empfiehlt, der von einer posttraumatischen Belastungsstörung heimgesucht wird. Sich konkrete Dinge, wie Datum, Uhrzeit, Aufenthaltsort zu vergegenwärtigen, hilft einem aus einem Ekmnesie-Anfall, der Störung des Zeiterlebens, in die Gegenwart zurück.«
    »So ist es.«
    »Trotzdem, Sie tun an Bord eines Kriegsschiffes Dienst. Sie sollten dem Rechnung tragen.«
    »Ich bin vom Star Corps für wieder diensttauglich befunden worden, Doktor! Ich brauche eben nur ab und zu eine kleine chemische Hilfe. Ich komme bereits seit Jahren so sehr gut aus. Haben Sie damit ein Problem?«
    »Nein«, meinte Tregarde leichthin und wandte sich wieder seinen Unterlagen zu. »Dennoch fände ich es wichtig, wenn Sie sich jemandem anvertrauen würden, der professionell damit umzugehen weiß. Ich hielte es für ratsam, dass Sie von Zeit zu Zeit darüber reden.«
    Mutawesi verzog das Gesicht. »Sie meinen sich selbst, oder?« Der Gedanke, sich dem allgemein auf der STERNENFAUST nicht besonders beliebten Arzt anzuvertrauen, war ihm nicht sonderlich angenehm.
    »Ich bin der Schiffsarzt. Ich bin nicht nur für die physische Gesundheit meiner Besatzung verantwortlich.«
    »Nicht jedem tut es gut, viel über sein Trauma zu reden. Sehen Sie sich Captain Frost an! Auch Sie redet kaum über das, was sie in den letzten Wochen beschäftigt hat. Fragen Sie sie das auch? Auch ich scheine nun mal zur schweigsameren Sorte Mensch zu gehören«, beharrte Mutawesi. Er machte eine kurze Pause und fügte dann gereizt hinzu: »Und im Übrigen gehören Sie eigentlich

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