Sternenfaust - 095 - Mutawesis Hölle
gigantischen Flotten, die sich jeweils an Sammelpunkten in den Systemen zusammenfanden, sowohl Kriegsschiffe als auch unbewaffnete Frachter und Einheiten, die nur bedingt zum Transport von Personen geeignet waren.
Überall, wo die SONNENWIND und die STERNENFAUST aus dem Zwischenraum getreten waren, um sich zu orientieren, war man auf die Zeichen dieses Exodus gestoßen, der in irgendeiner Weise mit den mysteriösen Lichtsonden in Zusammenhang zu stehen schien – so, wie es sich auch in diesem System wieder zeigte.
Mit besonderer Akribie hatte man sich natürlich der Analyse des Funkverkehrs gewidmet, in der Hoffnung, irgendwelche Hinweise zu finden.
Aber das wenige, was man bisher hatte herausfinden können, war dazu angetan, das Rätsel noch zu vergrößern, anstatt es zu lösen.
Ganze Konvois, die sich im interstellaren Raum gesammelt hatten, um anschließend gemeinsam in den Bergstrom-Raum einzutauchen, tauschten über Funk die Koordinaten dieses Systems als Zielpunkt aus. Also lag es nahe, dass man hier dem Rätsel der Sonden vielleicht einen Schritt näherkam.
»Die Sonde hat jetzt den Kurs geändert«, meldete Captain Barus plötzlich. »Sie fliegt genau auf uns zu! Bruno, bringen Sie uns …«
In diesem Moment brach der Kontakt zur SONNENWIND ab.
*
Die Tür zur Brücke öffnete sich. Robert Mutawesi betrat den Raum.
Die Schicht des Offiziers für Waffen und Taktik an Bord der STERNENFAUST hätte eigentlich kurz vor Eintritt des Sondereinsatzkreuzers in den Normalraum beginnen sollen.
Der Mann, den er hätte ablösen sollen und der ihn bisher vertreten hatte, war Lieutenant Saul Mandagor, ein 2,20 großer, feingliedriger und an die Schwerkraft des roten Planeten angepasster Real Martian, der sich in der auf Erdniveau befindlichen künstlichen Schwerkraft an Bord der STERNENFAUST lediglich unter Zuhilfenahme eines aufgeschnallten Antigravaggregats bewegen konnte. Lieutenant Mandagor war der normalerweise für das Geschütz Gauss 8 zuständige Waffenoffizier, aber jeder der zehn Lieutenants, die für die Geschütze eingeteilt waren, verfügte auch über die Fähigkeiten, den Taktikoffizier notfalls zu vertreten. Das betreffende Geschütz wurde dann von einem der an Bord der STERNENFAUST diensthabenden Fähnriche bedient.
»Sie sind spät dran, Commander Mutawesi«, sagte van Deyk nicht ohne tadelnden Unterton.
»Ich weiß, Sir. Aber mein Termin bei Dr. Tregarde hat etwas länger gedauert.«
»Sie haben den ersten feindlichen Angriff bereits versäumt – allerdings hätten Sie gegen den wohl auch kaum etwas ausrichten können«, fügte Captain Frost kühl hinzu. »Nehmen Sie Platz, Commander und lassen Sie uns nicht noch mehr Zeit verschwenden.«
Mandagor räumte den Platz für Mutawesi.
»Versuchen Sie den Kontakt mit der SONNENWIND wiederherzustellen«, befahl Dana Frost jetzt an Susan Jamil gerichtet.
»Kontaktversuch gescheitert«, sagte Jamil kurz darauf.
»Die Sonde hat sich auf unerklärliche Weise ausgedehnt und scheint nun das gesamte Innere der SONNENWIND zu erfassen«, meldete Lieutenant Briggs, während er sich etwas tiefer über seine Konsole beugte. Seine Finger tanzten über die Sensorpunkte und er nahm ein paar Feineinstellungen am Ortungssystem vor. Dann erschien in einem Teilfenster vor dem Hauptschirm eine Abbildung der SONNENWIND, die den Sonderereinsatzkreuzer mit changierenden Farbmustern überzogen zeigte. »Diese Darstellung zeigt die Intensität von 5-D-Strahlungskomponenten«, erläuterte Briggs. »Die Farbgebung folgt dem Lichtspektrum. Blau steht für die geringste Intensität, Rot für die höchste.«
Das Anmessen von 5-D-Effekten war die einzige Möglichkeit, um diese mysteriösen Lichtsonden zuverlässig orten zu können. Denn obwohl sie einerseits durchaus aus gewöhnlicher Materie zu bestehen schienen, existierten sie offenbar teilweise in einem anderen, dimensional übergeordneten Kontinuum, was sie dazu befähigte, feste Materie des Einstein-Universums wie eine geisterhafte Erscheinung zu durchdringen.
Dana Frost stellte an ihrer eigenen Konsole eine Verbindung zu Bruder William her, der sich – wie erwartet – in Kontrollraum C des Maschinentrakts befand, wo er zum Zweck seiner Analysen Zugriff auf einen Teil der Ressourcen des Bordcomputers hatte.
Das Gesicht des Christophorer-Mönchs, der an Bord der STERNENFAUST die Funktion eines wissenschaftlichen Beraters innehatte, drehte sich mit deutlicher Verzögerung in das Kameraauge, das sein Bild per
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