Sternenfaust - 096 - Das Triumvirat
befreien, falls ich es allein nicht schaffen sollte.«
»Das werde ich«, versprach der Botschafter. Und eine größere Sicherheit konnte es für Talas nicht geben, denn eine Kampfausbildung gehörte traditionell immer noch zum Alltag der Shisheni.
Sekunden nachdem Lorrin die beiden Besucher hinausgeführt und Siron die Sprechverbindung aktiviert hatte, betrat Tamfura Hattis den Raum.
»Was gibt es so Wichtiges, dass Sie mich unbedingt jetzt sprechen müssen, Hattis?«, fragte er ruhig.
Sie blickte ihn mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen an und schwieg. Siron hatte den Eindruck, dass sie entgegen ihrer sonstigen Schlagfertigkeit nach passenden Worten suchte.
»Nun«, sagte er schließlich, »wenn Sie nichts zu sagen haben, so habe ich ein paar Fragen an Sie. Haben Sie Gendos umgebracht? Sind Sie dafür verantwortlich, dass Megon Barus bereits ausgetauscht wurde?«
Er beobachtete sie genau, damit ihm auch nicht die kleinste Regung ihrerseits entging. Doch ihr Gesicht war jetzt völlig ausdruckslos.
»Verdammt, Hattis, reden Sie endlich!«, fuhr er sie an. »Oder ich stufe Sie als eine Bedrohung für unsere Sache ein und eliminiere Sie auf der Stelle.« Und damit war es ihm in diesem Moment vollkommen ernst, wie er zu seinem eigenen Erstaunen erkannte.
Das merkte Hattis offensichtlich auch. »Natürlich bin ich dafür verantwortlich«, gestand sie. »Und ich bin gekommen, um Ihnen meine Gründe dafür zu erklären.«
»Da bin ich aber gespannt«, erwiderte Talas kalt. »Vor allem will ich wissen, warum Sie weder mich noch Lorrin davon in Kenntnis gesetzt haben, wie es Ihre Pflicht gewesen wäre. Ist Ihnen klar, dass Sie damit uns alle und unsere Sache gefährdet haben?«
»Das habe ich nicht«, widersprach sie nachdrücklich. »Ich habe alles bis ins kleinste Detail geplant, vorbereitet und durchdacht und nach allen Seiten hin abgesichert. Und natürlich habe ich Ihnen und Lorrin nichts davon mitgeteilt, weil Sie dagegen gewesen wären, dass der Zeitplan geändert wird. Aber glauben Sie mir, es bestand zu keiner Zeit eine Gefahr für Sie oder unsere Sache. Im Gegenteil.«
»Das wird sich noch zeigen«, meinte Talas. »Bleibt aber immer noch die Frage, warum Sie es getan haben.«
»Ihretwegen, Siron Talas aus dem Haus Haskano«, erklärte sie. Talas schwieg einen Moment überrascht. Er fragte sich unwillkürlich, woher sie seine wahre Identität kannte, nachdem er für den Untergrund und auch für sie von Anfang an nur der Frachtarbeiter Kilrem Noris gewesen war. Andererseits besaß Tamfura Hattis natürlich ihre Kontakte und Quellen, und der Mann, von dem Talas seine neue Identität gekauft hatte, war ebenfalls Mitglied im Untergrund und mit Hattis sehr vertraut.
»Glauben Sie nicht, ich hätte nicht bemerkt, wie sehr Sie unter oder vielmehr in der Haut leiden, in der Sie stecken?«, fragte Hattis ihn jetzt äußerlich ruhig, doch mit einer Leidenschaft in der Stimme, die Talas überraschte. »Je länger Sie gezwungen sind, Dagis Rendoy zu sein, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass Sie aufgrund dieser Belastung Fehler machen, die unsere Sache gefährden.«
»Und deshalb haben Sie derart eigenmächtig gehandelt?« Talas konnte sich des Verdachts nicht erwehren, dass Hattis möglicherweise selbst gerade dabei war, den Verstand zu verlieren. Oder doch zumindest ihre kühle Überlegtheit und ihr Urteilsvermögen.
»Wie ich schon sagte, hätten weder Sie noch Lorrin meinem Vorhaben, den Zeitplan vorzuverlegen, zugestimmt.«
»In der Tat«, bestätigte Siron. »Und waren Sie nicht diejenige, die mir einmal nachdrücklich erklärt hat, dass jeder von uns persönliche Opfer bringen muss, damit die Sache gelingt, die Priorität vor allem anderen hat, ganz besonders vor persönlichen Belangen? Und jetzt behaupten Sie, Sie hätten das alles nur getan, damit ich nicht mehr dieser Belastung ausgesetzt bin? Ich, ein erprobter Kampfschiffkommandant, der ich schon viel härtere Belastungen überstanden habe, wie Sie sehr genau wissen?« Er machte eine wegwerfende Geste. »Das können sie mir nicht erzählen, Hattis. Was steckt wirklich dahinter?«
Sie blickte ihn mit einem Ausdruck in den Augen an, den er nicht zu deuten vermochte, doch er rief eine ferne Erinnerung in ihm wach, die er lieber vergessen wollte. Sie trat einen Schritt näher, sodass sie jetzt dicht Vor ihm stand.
»Haben Sie das wirklich nicht bemerkt während all der Stunden, die wir in den letzten Wochen und Monaten miteinander
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