Sternenfaust - 107 - Spion auf Ganymed
schien nicht die geringsten Probleme damit zu haben. Obwohl er aufrecht stand und nicht saß, verursachten ihm die optischen Verdrehungen und Krümmungen, die jedem Menschen nicht nur im Stehen ein profundes Schwindelgefühl beschert und buchstäblich aus dem Gleichgewicht geworfen hätten nebst anschließend über Stunden andauernden Kopfschmerzen, nicht die geringsten Beschwerden.
Dana Frost, die die Szene beobachtete, war davon überrascht und kam zu dem Schluss, dass die Kridan offensichtlich als HD-Raum-Piloten sehr viel besser geeignet wären als Menschen.
Was könnten wir erreichen, wenn es uns gelänge, ein paar Kridan als HD-Piloten auszubilden , überlegte sie. Gemeinsam würden wir wohl erhebliche Fortschritte bei der Erforschung des Wissens der Toten Götter machen. Und es ist elend schade, dass die Kridan davon nichts wissen wollen. Denn ich glaube nicht, dass der Raisa – so aufgeschlossen er auch sein mag oder sich gibt – sich zu einer Kooperation auf diesem Gebiet bereit erklären wird. Immerhin kann er das noch nicht allein entscheiden , solange er nicht volljährig ist und danach wird er wohl wie jeder Politiker seine Entscheidungen nach dem Willen des Volkes ausrichten müssen, ob er will oder nicht. Zumindest bis zu einem gewissen Grad.
Danas Gedanken wurden unterbrochen, als sie ein feines Zischen hörte, das unzweifelhaft das Geräusch eines Nadlerschusses war. Sie reagierte instinktiv, noch bevor ihr Gehirn sich darüber wundern konnte, wieso und woher jemand einen Nadler auf ihrer Brücke abfeuerte.
Sich zu ducken und »Deckung!« als Warnung zu rufen war eins, doch es war bereits zu spät. Neben dem Raisa kippte Daren-Kan um und stürzte schwer zu Boden. Dana registrierte mit einem gewissen Stolz, dass sowohl Major George Yefimov wie auch Colonel Rags Telford, der mit seinen Leuten die menschliche Leibwache des Raisa stellte, gleichermaßen flink reagierten. Sie schlossen den Raisa und die Kridan neben ihm in einem Schutzkreis aus menschlichen Körpern ein. Im selben Moment fielen sämtliche Kameradrohnen zu Boden, als wären sie schlagartig deaktiviert worden.
Die kridanischen Sicherheitswachen reagierten einen Sekundenbruchteil später und stürzten sich auf die Marines, von denen sie wohl annahmen, dass sie verantwortlich wären für was immer gerade geschehen war. Telford, der mit seinem modifizierten Genetic-Soldaten-Verstand die Zusammenhänge etwas schneller erfasste als alle anderen, rief über seinen Armbandkommunikator mit einer bewundernswerten Ruhe, aber eindeutiger Dringlichkeit nach Dr. Tregarde.
» Halt! «
Der von Satren-Nor und Jasper Mitchell gleichzeitig gebrüllte Befehl fror die Situation augenblicklich ein.
»Was ist passiert?«, verlangte Mitchell zu wissen.
Und Satren-Nor fügte hinzu: »Niemand unternimmt eine feindselige Handlung! Niemand!« Er wandte sich Hilfe suchend an Dana Frost.
»Ich hörte einen Nadlerschuss«, erklärte sie nicht weniger gelassen als Telford. »Ich konnte allerdings nicht erkennen, woher er kam.«
»Von einer der Kameradrohnen«, erklärte Telford. »Und der Schuss hat Daren-Kan getroffen. Der Doktor ist schon unterwegs.«
Der junge Raisa hatte sich über seinen militärischen Ausbilder gebeugt, der reglos am Boden lag. »Ist er tot?«, fragte er besorgt, erschrocken und überaus verstört.
Worauf augenblicklich ein Streit zwischen den Kridanwachen und den Menschen entstand, weil die Kridan nicht zulassen wollten, dass ein Menschenarzt ihren Kameraden untersuchte und ihn womöglich erst recht umbrachte, falls er nicht schon tot war.
»Ich bin ausgebildeter Xeno-Mediziner, meine Herren«, unterbrach Ashkono Tregardes Stimme die Diskussion schließlich, als er die Brücke mit zwei Assistenten im Schlepptau betrat. »Und falls sich unter Ihnen kein Arzt befindet, so bin ich die einzige Überlebenschance, die Ihr Kollege hat. Also lassen Sie mich meine Arbeit tun.«
Auf einen Wink von Satren-Nor hin machten ihm die Kridanwachen widerstrebend Platz, während Jasper Mitchell die sofortige Rückkehr nach Ganymed befahl. Joelle Sobritzky kam er Aufforderung unverzüglich nach.
»Er lebt«, stellte Tregarde fest, nachdem er Daren-Kan mit dem Medoscanner untersucht hatte. »Er hat zwar keine äußeren Verletzungen, aber er muss trotzdem unverzüglich behandelt werden. Damit können wir nicht bis Ganymed warten.«
»Wird er überleben?«, fragte der Raisa besorgt.
»Wenn Sie mich nicht behindern und mir nicht im Weg herumstehen«,
Weitere Kostenlose Bücher