Sternenfaust - 107 - Spion auf Ganymed
hatte, voll und ganz einverstanden.
*
Krankenstation der STERNENFAUST
Seran-Pakor stand am Bildschirm des Raums auf der Krankenstation, in dem Daren-Kan immer noch bewusstlos lag und beobachtete die Übertragung des Landeanflugs, die extra für ihn von der Brücke auf diesen Schirm geleitet wurde. Es war ein grandioses Schauspiel, und er bewunderte das Können der Pilotin aufrichtig. Dennoch tobten in ihm nagende Zweifel, denen er immer wieder zwischendurch mit einem frustrierten Zischen Ausdruck gab.
Er zuckte zusammen, als Satren-Nor die Stille unterbrach. Der Raisa hatte dessen Anwesenheit völlig vergessen. »Was beschäftigt dich, Seran?«
Der junge Kridan fuhr beinahe heftig zu ihm herum, und in seinen Augen stand ein Ausdruck purer Verzweiflung. »Es ist alles so verwirrend!«, stieß er hervor, als hätte er nur auf diese Frage gewartet. »Daren-Kan hat mich ebenso wie Orlan-Gal immer wieder vor den Menschen gewarnt, und jetzt liegt er verletzt auf der Krankenstation durch ihre Schuld! Ich glaube langsam, die beiden haben recht mit ihrer Einschätzung der Menschen.«
Satren-Nor rieb bedächtig seine beiden Schnabelhälften aneinander, sodass es ein knirschendes Geräusch ergab. »Und was glaubst du?«
»Das ist es ja gerade: Ich weiß es nicht! «
»Nun, in dem Fall erinnere ich dich an die Worte, die Botschafterin Ndogo von diesem Weisen ihres Volkes zitierte. Wie hieß er doch gleich? Ah, ja: Buddha. ›Nur was ihr selbst gründlich geprüft und als die Wahrheit und euch selbst und anderen zum Wohle dienend erkannt habt, nur das nehmt an.‹ « Er blickte seinen jungen Schützling auffordernd an.
Der klapperte noch frustrierter mit dem Schnabel. »Aber was ist die Wahrheit? Und was ist zum Wohle meines Volkes?«
»Was glaubst du, Seran?«
Der Raisa zischte aufgebracht. »Wenn ich das wüsste, ginge es mir erheblich besser, mein Lehrer !« Und sein Tonfall drückte deutlich aus, dass er der Meinung war, Satren-Nor hätte ihm gefälligst die Antwort zu geben.
Der Prediger tat jetzt genau das, wenn auch in einer ganz anderen Weise, als Seran-Pakor es erhofft hatte. »Genau das ist die Aufgabe des Raisa, Seran. Er muss in der Lage sein, aus den ihm bekannten Fakten die richtigen Schlüsse zu ziehen, jede Situation wie diese emotionslos zu analysieren und das zu tun, was für das ganze kridanische Volk am besten ist. Und wenn du jetzt nach dieser Prämisse handelst, so wirst du feststellen, dass du die Antwort bereits kennst. Vergiss bitte nicht, dass du bald erwachsen bist. Natürlich werde ich dir auch danach als Berater zur Seite stehen, solange du das wünschst, aber du bist dann derjenige, der entscheidet. Der unter Umständen auch über Krieg und Frieden entscheidet.«
Seran-Pakor dachte eine Weile schweigend nach. »Fakt ist, dass Daren-Kan von einer Waffe der Menschen schwer verletzt wurde und der Schuss vielleicht mir gegolten hat.«
»Das ist eine bis jetzt unbewiesene Vermutung, keine Tatsache«, korrigierte Satren-Nor. »Zwar wurde Daren-Kan auf einem Schiff der Menschen verletzt, aber noch weiß niemand, ob die Waffe, die das tat, auch von den Menschen stammt oder nicht. Aber Fakt ist, dass ein Menschenarzt seine Gesundheit gerettet hat.«
Der Raisa dachte erneut intensiv nach. »Es stimmt, dass sowohl einige Kridan wie auch einige Menschen nicht damit einverstanden sind, dass ich die Solaren Welten besuche«, fuhr er fort. »Beide Parteien hätten ein Interesse daran, Maßnahmen zu ergreifen, die eine intensivere Freundschaft zu den Solaren Welten verhindern.«
»Fakt ist auch«, ergänzte Satren-Nor, »dass dieses Motiv nicht nur auf einige Kridan und Menschen zutrifft, sondern auch noch auf zum Beispiel die J’ebeem oder Starr.«
Seran-Pakor machte eine zustimmende Geste. »Und Fakt ist, dass ich nicht weiß, wer von diesen möglichen Parteien für das feige Attentat verantwortlich ist oder was tatsächlich damit bezweckt werden sollte. Und da ich das nicht weiß«, fügte er triumphierend hinzu, »kann ich aufgrund der vorliegenden Tatsachen niemanden verurteilen oder gar deswegen einen Krieg beginnen.«
»Völlig richtig«, stimmte Satren-Nor ihm zu. »Ich kenne die Menschen schon viele Jahre, Seran, und ich habe die Mehrheit von ihnen immer nur als friedliebend erlebt, obwohl sie natürlich teilweise großartige Krieger sind. Wenn du dich von solchen Attentaten in deinen Entscheidungen beeinflussen lässt, spielst du damit unter Umständen genau denen in die
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